Der Frühling trägt Weiß

Start der Tour

Durchreise

Der erste Punkt unserer Reise gehört noch der Familie. Einen Teil haben wir im Osten zurückgelassen, den Rest besuchen wir jetzt im Westen.

Leider sind die Prognosen für das Wetter schlecht. Somit ist es für uns keine Überraschung, dass unsere Reise mit Starkregen beginnt und sich über Nacht eine Schneedecke über die Landschaft legt. Für uns Burgenländer sind die weißen, wie in Zuckerguss getunkten Berge ein märchenhafter Anblick. Trotzdem müssen wir uns davon lösen und volle Konzentration auf die schmierig, rutschigen Straßenbedingungen richten.

Das Winterfest geht weiter. Schnee auf den Bergen, das Tal ist grün. Winterfest ausgerüstet machen wir uns auf den Weg, um mit dem Bus auf die Altstadtinsel von Lindau zu fahren. Trotz der ausreichenden Bekleidung kriecht die Kälte bis auf die Haut - es ist windig und kalt, aber zum Glück kein Niederschlag.  

Wir lassen uns davon nicht abhalten und besuchen zunächst den Hafen, wo der Bayerisch Löwe schon ewig thront und den Bodensee mit seiner Kulisse im Visier hat.

Nach einer kurzen Kaffeepause zum Aufwärmen setzen wir unseren Rundgang fort und bewundern die Historischen Gebäude, von denen das Alte Rathaus wohl eins der bekanntesten ist. Die Lüftlmalerei dieses Gebäudes ist zwar sehr beeindruckend, aber für meinen Geschmack zu viel des Guten. 

Den zweiten Tag von unserem Aufenthalt am Bodensee nutzen wir, um - heute mit dem REX - nach Bregenz zu fahren. Nicht weit vom Bahnhof entfernt ist die Pfänderseilbahn und sie ist wider unserer Erwartungen in Betrieb. Das heißt, rauf auf den Berg und eine Kaffeepause auf der Hütte Pfänderdohle. Nur ein paar Höhenmeter und wir stehen mitten im Schnee. Leider ohne Langlaufskier.

Wir befinden uns mitten im Markgräflerland, wo sich unser Campingplatz "Lug ins Land" in Bamlach, einer Gemeinde in den Weinbergen Bad Bellingens, befindet. 

Die reizvolle Landschaft lädt uns zu einer Rundwanderung über den Prälatenweg ein. Durch die Weingärten erreichen wir mit mäßigem Anstieg die Kapelle Maria Hügel. Wir folgen dem Weg auf der Anhöhe und genießen den Ausblick auf die schneebedeckten Berge in weiter Ferne auf der einen Seite und gegenüberliegend ins weitläufige Rheintal.

Langsam meldet sich Hunger und wir  wenden wir uns dem Weg bergab nach Bad Bellingen zu. Das Landgasthof Schwanen bietet ganz nach unserem Geschmack regionale Küche. Wir delektieren uns an einem Mittagsmenü der feinsten Art und verkosten dazu ein Gläschen Weißburgunder, gekeltert aus den Weinbergen, die wir soeben hinter uns gelassen haben.

Den Rückweg durch den Auwald entlang des Altrheins treten wir danach gestärkt und frohen Mutes an. Nur selten erhaschen wir durch den dichten Bewuchs einen Blick auf das gemächlich fließende Gewässer.

Dann geht´s schon bald wieder bergauf. Durch einen mit Bärlauch übersäten Wald gelangen wir zu einem langen, dunklen Tunnel, durch den wir über Stiegen wieder zurück in die Ortschaft gelangen.

Den Aufenthalt in dieser ruhigen Gegend beenden wir mit einem unvergesslichen Besuch in einem Galeriekaffee. In dem gemütlichen Ambiente werden wir verwöhnt mit hausgemachter Torte und Kaffee und erleben dabei begleitet von stimmungsvoller Musik und der Gesellschaft von Skulpturen, in Rakukeramik gefertigt, einen unvergesslichen Nachmittag.  

Mystisch und zauberhaft empfinden wir die Wanderung durch den Buchenwald, der im zarten Grün des Frühlings leuchtet. Immer wieder werden wir von steinernen Monumenten des typisch rötlichen und verwitterten Sandsteins überrascht, die sich seitlich des Weges aufpflanzen. Nicht zu Unrecht gab man diesen riesenähnlichen Gebilden Namen wie Satansbrocken oder Hexenpilz.

Sandstein ist leicht zu bearbeiten und wurde deshalb zur Errichtung von Bauwerken verwendet. Die Burgruine Neudahn ist eine von vielen, die damit gebaut wurden und heute aufwendig restauriert und erhalten werden müssen. 

Der Pfälzerwald bietet durch seine charakteristische, mit Felsentürmen gesprenkelte Hügellandschaft die Möglichkeit für leichtere Wanderungen und wird dafür von vielen Großstädtern genutzt.

Hochmotiviert von Erzählungen und Reiseführern über die Stadt Trier  machen wir uns auf den Weg, um dieses Flair einzufangen. 

Trier, von den Römern  Augusta Treverorum genannt, war damals die größte Stadt nördlich der Alpen. Mit Begeisterung folgen wir den Spuren dieser Zeit und gelangen von der Barbaratherme zur Kaisertherme bis zum Amphitheater. Die legendäre Baukunst dieser Epoche wird an der Porta Nigra deutlich sichtbar.

Aber nicht nur die Römer haben das heutige Stadtbild geprägt. Unzählige Bauwerke der verschiedensten Epochen versetzen uns mit ihren teilweise verspielten Details in Staunen. Besonders gelungen finden wir, wie behutsam sich die moderne Architektur in die Reihe der historischen Gebäude eingefügt hat. Wir verlassen diese Stadt mit unvergesslichen Bildern in unserem Kopf und unzähligen Bildern in unseren Kameras. 

Nach dem Touristengetümmel in Trier kehren wir heute zurück zur Natur. Auf dem Weg zu den Vulkanseen und Maaren in der Eifel türmen sich vor uns auf den steilen Hängen bei Manderscheid riesige Burganlagen auf.

Wir gelangen bald zu einem der vielen Seen, die nach einem Vulkanausbruch ( letzter vor 10900 Jahren ) entstanden sind. Wenig spektakulär, dafür aber ruhig und entspannend mit Vogelgezwitscher als Begleitung ist der Rundweg um das Meerfelder Maar.

Der Kraterrundweg um den Windsborn Kratersee  bietet freie Sicht von den Lavagesteinsbrocken in die Tiefe.

Was unter unseren Füßen im Erdinneren wohl noch brodelt?!

Wir begeben uns auf eine spezielle Tour in einem kleinen Abschnitt an der Mosel. Von Bernkastel aus wollen wir uns bei einer Rundfahrt mit einem Ausflugschiff  langsam einstimmen auf den Reiz dieser Genussregion. Wir werden vom Kapitän über Sehenswertes an den Ufern, oder Wissenswertes über die Mosel informiert und genießen dabei eine Tasse Kaffee, die für unser Wohlempfinden sorgt, sowie die leichte Brise, die uns bei sommerlichen Temperaturen sanft umweht und abkühlt. 

Danach erklimmen wir bequem und ohne Anstrengung mit einem Touristenbus den steilen Aufstieg zur Burg Landshut, die uns von oben eine beeindruckende Fernsicht ins Moseltal bietet.

Die Besichtigung der Altstadt brechen wir bald ab, weil ein Gewitter im Anzug ist und wir so schnell wie möglich einen Öffi-Bus zurück zum Campingplatz erwischen wollen.

Nach einer Nacht mit Regen präsentiert sich die Landschaft im fotogenem Licht und wir starten mit Begeisterung zu einer Wanderung auf die Weinberge des Erdener Treppchens. Charakteristisch ist der in Terrassen angelegte Fleckerlteppich der abschüssigen Weingärten, die sich bis nah an die Felswände heranwagen. Wir erobern die Höhenmeter teilweise über Stiegen und Leitern und fragen uns, wie die Weinbauern früher ihre Rebstöcke gepflegt haben. Heutzutage wird die Arbeit durch Seilzüge und angepasste Maschinen erleichtert. Auf jeden Fall gedeiht hier auf dem Schieferboden exzellenter Riesling, wie wir bei einer Verkostung feststellen können. Mit einem beschwingten "Prost!" beschließen wir die Tour durch das Weingebiet an der Mosel.

Der Frühling trägt doch grün!

Ein Weg, der uns mitten ins Geschehen lockt, eine Bank, die uns zum Sitzen und Verweilen einlädt und unsere Blicke auf die sich bietende Haute Couture des Frühlings lenkt.

Wie Models auf einem Laufsteg posieren Wiesen in zartem Grün oder mit leuchtenden Blumen geschmückt vor unseren Augen. Strotzend vor Kraft tritt immer wieder der Wald in Erscheinung. Er hat sein Gefolge, die Bäume, mit Efeuranken kunstvoll herausgeputzt.

Die Präsentation in Pastell wird begleitet von der Musik der Vögel und dem Summen der Bienen. 

Ungestört von anderen Einflüssen erleben wir eine entspannende Vorstellung im sanfthügeligen Vorschwarzwald.

Über einen Höhenweg, der sich kurvenreich zum Hochschwarzwald emporwindet und nach einer Weile wieder kurvenreich ins enge mit spektakulären Felswänden begrenzte Donautal hinunterschlängelt, erreichen wir Sigmaringen. 

Dominant breitet sich die Hohenzollernburg auf den Felsen seitlich der "Schönen, blauen Donau" aus und wacht über das Städtchen mit seinen teilweise uralten Häusern.  

Absacker am Zellersee

Das Ende unserer Reise naht. Wir nützen den Aufenthalt dazu, unsere gesammelten Eindrücke der letzten Wochen noch einmal revue passieren zu lassen. 

Für uns eignet sich dazu am besten eine Wanderung, die unsere Fotoapparate mit Motiven aus der Landschaft, oder mit Detailaufnahmen herausfordert.

Und wie sich´s für einen Absacker gehört, haben wir am Ende des Tages ausreichend Stoff zum Tratschen und genießen dabei die köstliche Küche in einem Restaurant. 

Die Regionen Deutschlands westlich des Bodensees und des Schwarzwaldes waren uns bisher völlig unbekannt. Deshalb führte uns die vergangene Tour auch in das Rheintal, die Pfalz  und zur Mosel. Die landschaftlichen und kulturellen Entdeckungen waren wesentlich vielfältiger als wir es erwartet haben.

Obwohl das Wetter mit Schneefall und Regen sehr durchwachsen war, hatten wir genug Gelegenheiten für ausgiebige Stadtbesichtigungen und diversen Wanderungen in der frühlingshaften Natur. Für Ausflüge in die nähere Umgebung der Campingplätze bevorzugen wir auch gerne öffentliche Verkehrsmittel. An den meisten Campingplätzen gab es reichlich Informationen dazu. In mehreren Regionen wurden wir sogar mit Gratistickets für die öffentlichen Verkehrsmittel ausgestattet. 

Lediglich in der Mosel-Region scheint der öffentliche Verkehr eine sehr untergeordnete Rolle zu spielen. Auf unsere Frage nach Busverbindungen bekamen wir an der Rezeption folgende Antwort: "Es gibt Buslinien, mal fährt der Bus, mal fährt er nicht". Auch auf der offiziellen Tourismuswebsite der Moselregion konnten wir zum öffentlichen Verkehr keine brauchbaren Informationen finden. Unter dem Suchbegriff Buslinien tauchten nur einige unzusammenhängende Bilder von Bushaltestellen auf.

Nach einigen Tagen in der Heimat meldet sich aber schon wieder das Reisefieber zurück. Wir beginnen bereits mit den Planungen für eine Spätsommertour, die uns für die Dauer von voraussichtlich sechs Wochen nach Skandinavien bis zur Barentssee führen soll.