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Frühling 2023. Italiens Süden: Apulien. Kalabrien. Sizilien.
Die Frühlingstour 2023 führte mich in den Süden Italiens. Am 11. April 2023, dem Dienstag nach Ostern, bin ich gestartet und am Pfingstsamstag, dem 27. Mai 2023 wieder zurückgekehrt. In knapp sieben Wochen fuhr ich insgesamt 5'917 Kilometer entlang dem adriatischen und ionischen Meer in den Süden, dort in kleinen Rundfahrten schwerpunktmässig durch die Regionen Apulien, Kalabrien und Sizilien und zum Schluss über die Autostrada del Sole relativ zügig wieder zurück nach Hause. Ich habe 579 Liter Diesel und 20 Liter AdBlue verbraucht und dafür 1'161 Euro bezahlt. Weitere 1'092 Euro habe ich für Stellplätze ausgegeben, 142 Euro für Autobahngebühren und 106 Euro für die Fähren von/nach Messina auf Sizilien. Die Tour hat meine Erwartungen weitgehend erfüllt. Ich habe viele Besichtigungen in den drei Regionen durchführen können und dabei viel Interessantes und Bereicherndes gesehen. Leider hat vielfach das schlechte Wetter die beabsichtigten Besuche und kurze Wanderungen in den Nationalparks verunmöglicht, so dass ich vermehrt auf Besichtigungen von Städten, Dörfern und kulturellen Stätten ausweichen musste. Dies mindert aber den guten Gesamteindruck der Reise nicht. Im April ist der Süden Italiens meist menschenleer, erst gegen Mitte Mai beginnt langsam die Vorsaison am Meer. Aber ausser an den Hotspots bleibt es immer noch recht ruhig. Grössere Besucherströme habe ich eigentlich nur in Bari, Lecce, Matera, Taormina, Catania, Noto, Palermo und Tropea sowie vor allem in den archäologischen Stätten Agrigento und Pompeji erlebt. Alle diese Besichtigungen (ohne jetzt eine noch speziell hervorheben zu müssen) haben zu einer schönen Reise beigetragen. Den nachhaltigsten Eindruck vom Süden Italiens hat mir aber die vielfältige Landschaft vermittelt mit ihren Bergen, Tälern, Küsten, Kiefernwäldern oder Oliven- und Zitronenhainen. Gut gefallen hat es mir auch auf den meisten Stellplätzen in Agriturismo, die gerade im Frühling eine gute Alternative zu den vielen noch geschlossen Campingplätzen sind. Und schliesslich bin ich bei meiner Wahl des kulinarischen Angebots (Essen und Service) eigentlich immer gut gefahren. Ich bin Rentner aus Basel, verwitwet und alleinreisend. Ich blicke gemeinsam mit meiner Frau Beatrice zurück auf viele, auch mehrmonatige, erlebnisreiche Touren in USA und Europa. Zusammen haben wir diese grenzenlose Mobilität und die Vorteile des Reisens im Wohnmobil in vielen Jahren erleben können und schätzen gelernt. Die Art dieser Freiheit hat unser Leben massgeblich bereichert und so auch den Schwerpunkt unseres Lebensabends früh vorgezeichnet. Nun "lebe ich unsere Träume weiter und reise im Gedenken an meine ewige Liebe Beatrice Ṫ 2021". Unsere Ziele waren primär Naturerlebnisse in National- und Naturparks oder in generell landschaftlich reizvollen Gegenden. Gleichzeitig setzten wir Schwerpunkte auf Velotouren und Spaziergänge zu geschichtlich interessanten Plätzen, Ereignissen oder Orten von kultureller oder landestypischer Bedeutung. Zuletzt interessierte uns auch immer das lokale kulinarische Angebot und seine Besonderheiten. In der Auswahl der Ziele und Schwerpunkte orientieren wir uns an Wissenswertem aus dem Internet (zum Beispiel Wikipedia, Reiseführern, Empfehlungen der Tourismusorganisationen), aber auch jeweils vor Ort an Erkundigungen und Flyern lokaler Informationsstellen. All dies werde ich beibehalten. FREEONTOUR habe ich 2022 als praktikable Plattform für Planung und Dokumentation entdeckt. Meine bisherigen Einträge sind: «Frühling 2022. Andalusien. Bretagne. Normandie»; «Sommer 2022. Skandinavien» und «Herbst 2022. Oberitalienische Seen». Ich werde auch dieses Jahr FREEONTOUR verwenden und meine Erlebnisse mit Gleichgesinnten teilen, die wie ich gerne Reiseberichte lesen. Nach dem Frühling im Süden geht es im Juli bis September in den Norden: «Sommer 2023. Die Insel: England. Schottland. Irland. Wales. In Planung.»
Zum Nummernwechsel nach Zullwil.
Es ist der 11. April 2023, Dienstag nach Ostern. Auf der Alpennordseite regnet es durchwegs, auf der Alpensüdseite löst sich die Bewölkung teils langsam auf und es wird teils sonnig bei 14 Grad. Ich fahre früh am Morgen vom Wohnort Basel (1-5) nach Zullwil zur Einstellhalle unseres Wohnmobils (6). Schnell sind die Nummernschilder gewechselt und die letzten Sachen verstaut. Ich kontrolliere nochmals alles anhand der Checkliste und die Tour kann beginnen.
Wissenswertes zum GOTTHARD-STRASSENTUNNEL bei Wikipedia.
Der Gotthard-Strassentunnel ist mit 16,9 Kilometern Länge der viertlängste Strassentunnel der Welt und der längste Strassentunnel in den Alpen und Teil der Schweizer Nationalstrasse A2 von Basel nach Chiasso. Das Nordportal bei Göschenen im Kanton Uri liegt auf 1'080 Meter über Meer, das Südportal bei Airolo im Kanton Tessin auf 1'145 Meter über Meer. Der Strassentunnel wurde von 1970 bis 1980 erbaut. Die Verkehrsbelastung schwankt saisonal stark, an Spitzentagen im August sind es über 34'000 Fahrzeuge. Erste Pläne in den 1950er Jahre gingen noch von zwei Tunnels aus. 1963 fertigte eine Studiengruppe einen Bericht für eine wintersichere Strassenverbindung, woraus die ausschreibungsfähigen Projekte hervorgingen. Parallel zum Strassentunnel wurde ein Rettungsstollen erstellt, der als Vorleistung für einen späteren Ausbau auf vier Fahrspuren betrachtet wurde. Der Vollausbau wurde jedoch durch die «Alpen-Initiative» vom Volk blockiert. Da in den Jahren 2020 bis 2025 eine Sanierung anstand, hat das Volk 2016 dem Bau einer zweiten Röhre zugestimmt. Die Bauarbeiten dauern von 2020 bis 2027. Der Verkehr geht dann für drei Jahre durch die «neue» Röhre, währendem die «alte» Röhre saniert wird. Anschliessend werden beide Röhren im Einspurbetrieb eröffnet. Wegen Pandemie erfolgte der Baubeginn erst 2021, die Tunnelbohrungen beginnen 2024, der Durchschlag ist 2026 und die Fertigstellung 2029. Ab 2032 werden beide Röhren mit jeweils einer Fahrbahn zur Verfügung stehen gemäss Artikel 84 der Bundesverfassung, wonach die Strassenkapazität im Alpengebiet nicht erhöht werden darf. 1980 wurde mit der Tunneleröffnung der Autoverlad durch den Eisenbahntunnel eingestellt. 1981 wurde der Strassentunnel bereits zum wichtigsten Schweizer Alpenübergang mit 171'000 Lastwagenfahrten. 1990 überquerten mehr als eine halbe Million Lastwagen die Alpen auf der Gotthardroute. In den Folgejahren verdoppelte sich der Verkehr auf 1'187'000 Lastwagen. Durch die Tunnelsperrung 2001 nach einem Unfall und anschliessender Einführung von Dosiersystemen ging die Zahl in den folgenden Jahren zurück. 2009 nutzten ihn 6,1 Millionen Fahrzeuge; durchschnittlich 16'700 pro Tag oder 700 pro Stunde. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 km/h und das Überholen ist verboten. Lastwagen müssen im Tunnel einen Sicherheitsabstand von 150 Metern einhalten; sie werden im sogenannten Tropfenzählersystem in den Tunnel eingelassen. Zu Ferienzeiten führt die erhöhte Verkehrsbelastung regelmässig zu Staus vor den Tunnelportalen. Da der Gotthard-Strassentunnel zum schweizerischen Nationalstrassennetz gehört, genügt für seine Durchfahrung die jährliche Vignette; es werden keine zusätzlichen Mautgebühren erhoben. In Abständen von etwa 750 Metern sind wechselseitig Pannenbuchten von 3 Metern Breite und 41 Metern Länge vorhanden. Alle 250 Meter gibt es Schutzräume mit permanenter Überdruckbelüftung, die 60 Personen aufnehmen können und mit dem Rettungsstollen verbunden sind. Alle 125 Meter sind Feuerlöscher und Notruftelefone installiert. Alle 20 Minuten erfolgen Durchsagen auf den UKW-Programmen.
Durch Gotthard und Lombardei zum Po-Delta
Ich fahre heute 610 Kilometer weitgehend auf Autobahnen von Zullwil nach Chioggia, meinem ersten gewählten Ziel nahe dem Naturpark beim Po-Delta. Mit drei kurzen Pausen benötige ich knapp acht Stunden und erreiche das Campeggio Oasi gegen fünf Uhr. Das Camp ist das letzte von mehreren an der Küstenstrasse auswärts aus Chioggia. Aber es ist auch das einzige, das bereits im April geöffnet ist. Am Abend spaziere ich noch über die Anlage mit Reception (1), Mercato mit Bar und Pizzeria (2), dem geschlossenen Restaurant (3), dem Pool (4) und dem Kinderspielplatz (5). Das Camp ist geprägt von Dauercampern und Mietbungalows. Die gut 80 Stellplätze für Tagestouristen sind grosszügig ausgelegt (6) und heute vielleicht zu einem Drittel belegt (7). Weiter führt mich mein Spaziergang entlang der weitläufigen Mole (8) entlang des Strands (9), der sich bis nach Chioggia hinzieht. Zurück geht es auf der anderen Seite des Camps entlang des Canale Brenta (10-11) bis zu einem kleinen Yachthafen gegenüber des Campeingangs (12). Ich bleibe hier drei Nächte zur Erkundung der Umgebung.
Wissenswertes zu CHIOGGIA Wikipedia.
Chioggia (venezianisch Cióxa) ist eine Hafenstadt an der Adria in der Region Venetien. Sie gehört zur früher „Provinzhauptstadt“ genannten Metropolitanstadt Venedig. Chioggia hat 48’971 Einwohner und eine Fläche von 185 Quadratkilometern. Die auf Holzpfählen errichtete Stadt liegt am Südende der Lagune von Venedig, etwa 25 Kilometer Seeweg von Venedig entfernt. Sie trägt wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Metropolitanstadt den Beinamen „Klein-Venedig“. Chioggia ist über eine Steinbrücke mit dem Festland verbunden. Der Vena-Kanal teilt die Stadt und wird von neun Brücken gekreuzt. Über den Ursprung von Chioggia berichtet die Legende, dass Antenor, Aquil und Clodio, flüchtig aus dem Trojanischen Krieg, sich an der oberen Adriaküste niederliessen. Aquil soll Aquileia, Antenor Padua und Clodio Clodia gegründet haben. Schon Plinius beschrieb die Hafenstadt Edron, die später Fossa Clodia genannt wurde. Der Name Clodia änderte sich im Laufe der Zeit zu Cluza und Clugia, um sich schliesslich zu Chioggia zu wandeln. Erste Nennungen der Stadt sind in byzantinischen Schriften aus dem fünften Jahrhundert zu finden. Im Mittelalter hatte Chioggia Stadtrecht, und 1110 wurde es zum Bischofssitz erhoben. Während des sogenannten Chioggia-Krieges, dem entscheidenden Zusammenstoss zwischen Venedig und Genua, eroberten die Genuesen 1379 die Stadt nach einer Invasion von der Seeseite aus, wurden aber 1380 von Venedig zurückgeschlagen. 1797 besetzte Napoléon Bonaparte Venedig, und somit war auch Chioggia der französischen Verwaltung unterstellt. Im Vertrag von Campoformio 1798 wurde die Stadt Österreich übergeben. Bis 1814 wechselte die Verwaltung zwischen den beiden Besatzungsmächten. Von 1814 bis 1866 war Chioggia mit Venetien Teil des Kaisertums Österreich, anschliessend kam es zu Italien. Die kunsthistorisch wichtigsten Kirchen sind die Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem elften Jahrhundert, San Domenico aus dem dreizehnten und San Martino aus dem vierzehnten Jahrhundert. Daneben besteht noch eines der Stadttore, die Porta di Santa Maria Assunta. Von der Vigo-Brücke am Ende der Hauptstrasse aus hat man einen Blick über die Lagune zu den Inseln Pellestrina und dem Lido di Venezia und bis nach Venedig selbst. Den Corso del Popolo, die Hauptachse der Stadt, nannte der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte ein einziges grosses Café im Freien. Abends ist die Strasse für den Verkehr gesperrt, und donnerstags findet hier der sehr umfangreiche Markt statt, ebenso wie der werktägliche Fischmarkt.
Mit dem Velo zur Hafenrundfahrt.
Es ist Mittwoch, der 12. April 2023. Die Nacht war bewölkt, aber trocken bei angenehmen 10 Grad. Am Vormittag blieb es bewölkt, am Nachmittag schien teilweise die Sonne bei 15 Grad ehe am Abend die Bewölkung wieder zunahm. Ich fahre gegen Mittag sechs Kilometer mit dem Velo einer typischen Küstenstrasse entlang zwischen Strand- und Hotelanlagen vom Camp ins Zentrum von Chioggia. Am Hafen gehe ich als erstes auf eine einstündige, abwechslungsreiche Hafenrundfahrt. Wir sind zu Dritt, die das Ausflugsboot der Ulisse (1-2) betreten. Es geht erst in den Canal Lombardo mit den verrottenden Hafenanlagen der früheren Salzhandels (3-4). Dann vorbei am Ponte di Vigo (5) am Eingang zum Canal Vena, weiter zum Canale San Domenico (6) mit dem Fischmarkt, dem Palazzi di Madonna (7) und der Kirche San Domenico (8-9). Weiter geht es nach Sottomarina (10), bekannt für seinen Fischhafen und den Trawlern mit den Metallreusen am Bug (11) für die Vongole, Miesmuscheln. Das Boot fährt nun hinaus in die weite Lagune, die bis Venedig reicht, vorbei an der verlotterten Festung San Felice, dem neuen Hafenprojekt Mose und dem Naturreservat Oase Ca'Roman, ehe es zurück zum Anlegesteg geht vorbei an den Pfählen der Miesmuschelzucht (12) und mit letztem Blick auf die drei Kirchtürme (13) im Zentrum von Chioggia. Bevor ich anschliessend den Stadtbummel in der Lagunenstadt beginne, besuche ich erst noch das Ristorante Antico Toro (14) und bekomme zuerst sehr gute Pappardelle con capesante e porcini und dann sogliola alla griglia (15).
Der Stadtbesichtigung über Kanäle und Brücken.
Am Nachmittag laufe ich gut drei Stunden erst entlang der zentralen Hauptstrasse Corso del Popolo (1) mit einigen imposanten Bauwerken und Kirchen (2-6). Dann spaziere ich den Canal Vena entlang über die neun Brücken hin und her und bestaune die Architektur (7-14), die teilweise an Venedig erinnert. Zurück nehme ich den Weg entlang des Canal Lombardo, der mich unter anderem noch durch den jetzt verlassenen Fischmarkt (15) führt. Gegen fünf Uhr genehmige ich mir noch ein typisch italienisches Gelato al Pistacchio und einen Americano, ehe ich mit schönen Eindrücken mit dem Velo zurück ins Camp fahre.
Wissenswertes zu ISOLAVERDE bei Wikipedia.
Isolaverde ist ein Weiler südlich der Gemeinde Chioggia, der in den 1960er Jahren auf der traditionell als Isola del Bacucco bekannten Insel entstand. Nach Brauch wird das gesamte Gebiet der Insel, das dem Meer zugewandt ist, heute gemeinhin als Isolaverde bezeichnet. Die Ortschaft wird durch die Mündungen der Brenta-Bacchiglione im Norden und der Etsch im Süden begrenzt, die einige Kilometer voneinander getrennt sind, sowie durch einen Kanal namens "Busiola" (früher das Bett des Flusses Bacchiglione), der die beiden Flüsse verbindet. Die Küste besteht aus einem zwei Kilometer langen Sandstrand, der von Dünen flankiert wird, die noch immer die besonderen Merkmale der Flora und Fauna bewahren (aus diesem Grund wurde sie zum Schutzgebiet erklärt). Ursprünglich kaum besiedelt (die ersten Siedlungen, von denen Spuren erhalten sind, die typischen „casoni“, stammen aus der zweiten Hälfte des Neunzehnten Jahrhundert. Nach der touristischen Entwicklung von Sottomarina begann sich auch der dem Strand zugewandte Teil der Insel in Richtung Tourismus zu bewegen, mit dem fortschreitenden Bau von Residenzen, Campingplätzen und Badeanstalten, die für die lokale Wirtschaft sehr wichtig sind. Der Rest der Insel, durchzogen von Naturpfaden, wird noch kultiviert. Auf dem Teil des Strandes nördlich von Isolaverde wurden einige Szenen von We Are Who We Are gedreht , einer italienisch-amerikanischen Fernseh-Miniserie aus dem Jahr 2020 unter der Regie von Luca Guadagnino.
Eine Velotour zur Nachbarinsel Isolaverde.
Es ist Donnerstag, der 13. April 2023. In der Nacht beginnt es zu regnen bei noch 10 Grad, am Tag wird es veränderlich, aber meist bewölkt mit einigen starken Gewittern und viel Regen bei 13 Grad. Am Vormittag bleibe ich im Wohnmobil und lese. Als es über Mittag etwas aufmacht, beschliesse ich, noch eine kleine Velotour zu unternehmen und auf dem Heimweg einzukaufen. Der Naturpark Po-Delta ist mir dafür zu weit, so geht es auf die Nachbarinsel Isolaverde. Immer wieder ziehen nun die Gewitter auf und es regnet teils heftig. Über viele Brücken (1-2), Strassen und Naturstrassen durchquere ich die von Landwirtschaft geprägte Insel (3-8). In Bacucco (9-10) pausiere ich im Café del Mare, ehe ich eine kurzen Sparziergang zum dortigen Strand (11-13) unternehme. Der Regen wird immer heftiger und ich trete den Heimweg an. In Brendolo treffe ich auf einen Conan Supermercato (14), in dem ich die wichtigsten Vorräte wieder auffülle. Zurück im Camp spaziere ich zum Abschied nochmals hinaus auf die Mole (15) am Canale die Brenta.
Kurzer Spaziergang am Po di Goro.
Es ist Freitag, der 14. April 2023. In der Nacht stürmt und regnet es weiter bei noch knapp 8 Grad. Am Tag bleibt es unverändert nasskalt, erst gegen den Abend endet der Regen, die Sonne zeigt sich teilweise und die Temperaturen steigen auf 10 Grad. Ich fahre heute 209 Kilometer quer durch den Naturpark des Po-Deltas und weiter auf Nebenstrassen der Küste entlang nach Ricchione. Aufgrund des garstigen Wetters beschränke ich mich beim Naturpark auf den Besuch von Goro, einem Fischerdorf im Süden des Deltas. Beim Yachthafen (1-3) finde ich eine Übersichtskarte (4) und spaziere kurz entlang der Lagune (5-8), dem Fischhafen (9-10) und durch das kleine Städtchen Goro (11-14).
Parco regionale del Delta del Po bei Wikipedia.
Der Parco regionale del Delta del Po (deutsch Regionalpark des Podeltas) ist einer der fünf in der oberitalienischen Region Venetien ausgewiesenen Regionalparks in Italien; ein italienischer Regionalpark kommt in Ziel und Zweck etwa dem eines deutschen Naturparks gleich. Er befindet sich in der Provinz Rovigo und wird von der Ente Regionale del Parco del Delta del Po Veneto verwaltet. Er ist ein Biosphärenreservat der UNESCO.
Goro bei Wikipedia.
Goro ist eine Gemeinde in der italienischen Provinz Ferrara mit 3642 Einwohnern in der Region Emilia-Romagna in Oberitalien. Der Ort mit einer Gemeindefläche von 31,4
km² liegt am Po di Goro, dem südlicheren der beiden Seitenarme des Po, in die sich dieser Fluss an einer Stelle aufgabelt, die Porta
del Delta (Delta-Pforte) genannt wird, bevor er ins adriatische Meer mündet (der nördlichere der beiden Seitenarme heißt Po di
Venezia). Die Entfernung zur Provinzhauptstadt Ferrara beträgt 55 Kilometer. Goro liegt in einem Gebiet, das
über Generationen hinweg in langwierigen, mühseligen Trockenlegungskampagnen
dem adriatischen Meer abgerungen wurde. Der Ort entstand im achtzehnten
Jahrhundert und ist nach dem Po di Goro benannt. Noch im Mittelalter zweigte
der Po di Goro bei Codigoro von dem weiter südlich verlaufenden Seitenarm Po di
Volano ab, floss von dort aus in nördlicher Richtung an
Mezzogoro vorbei und bog dann vor Ariano nach Osten in Richtung des Meers an.
Der Po bahnte sich dann jedoch einen neuen Weg zum östlichen Teilstück des Po
di Gorao, woraufhin das in nördlicher Richtung verlaufende Teilstück zwischen
Codigoro und Ariano versandete, um im Zuge der Trockenlegungsmaßnahmen dann
völlig zu verschwinden. Goro war zunächst ein Fischerdorf und entwickelte sich
dann zu einem bedeutenden Fischereihafen der nördlichen Adria. Die
Haupteinnahmequellen der Gemeinde sind die Hochseefischerei und die
Muschelzucht auf den Muschelbänken der Lagune von Goro, in denen hauptsächlich Venusmuscheln geerntet werden. Sehenswert sind der Fischereihafen
mit Fischmarkt und Versteigerung von Fisch nach Gehör sowie der Leuchtturm von
Goro (Faro di Goro): Ein beliebter Anlaufpunkt, insbesondere für Motoryachten
und Segelschiffe, in einer weitgehend unberührten Lagunenlandschaft mit
typischer Vegetation und Vogelwelt.
Entlang der Strandpromenade und der Einkaufsmeile.
Nach dem kurzen Besuch des Po-Deltas bei Goro fahre ich weiter nach Riccione und erreiche mein Ziel, den Campingplatz Adria an der Küstenstrasse auswärts Richtung Cattolica (1-2). Es ist eine grosse Anlage, die Einrichtungen etwas in die Jahre gekommen und aktuell vielleicht zu einem Drittel belegt. Ich nutze die Wetterbesserung und beginne einen Spaziergang am Strand gegenüber dem Camp (3-4). Es sind gut drei Kilometer vom Camp bis ins Zentrum auf der schön angelegten Strandpromenade (5-12). Mir gefällt immer wieder die Architektur der Hotelanlagen in den mitteleuropäischen Bäderstädten, bestes Beispiel Biarritz. Nach einem Cappuccino in einem der wenigen geöffneten Cafés treffe ich im Zentrum auf die kleine, aber feine Soccia Alimentari mit einer appetitlichen Auswahl an Antipasti aus Fisch und Gemüse, mit einem frischen Vollkornbrot habe ich so bereits mein heutiges Nahtessen. Von dort spaziere ich dann durch die Einkaufsstrassen (13-15) einen Strassenzug hinter der Küstenstrasse zurück zum Camp.
Riccione bei Wikipedia.
Riccione ist ein Urlaubsort in Italien mit 35.259 Einwohnern. Der Ort liegt an der Adria in der Provinz Rimini und gehörte bis 1922 zur Stadt Rimini. Sehenswert in Riccione ist die Innenstadt und der sechs Kilometer lange Sandstrand. Eine weitere Attraktion ist Aquafan, der grösste Wasserpark Europas, mit einem Areal von 100.000 Quadratmetern.
Mit dem Velo auf der Strandpromenade nach Rimini.
Es ist Samstag, der 15. April 2023. Die Nacht bleibt bewölkt aber trocken bei 10 Grad. Am Vormittag lockert sich langsam die Bewölkung, am Nachmittag wird es mehrheitlich sonnig bei 15 Grad. Heute ist der legendäre Badeort Rimini mein Ziel, aber auch deren Altstadt mit römischer Vergangenheit. Auf dem knapp zwanzig Kilometer langen Hinweg nehme ich den Veloweg entlang der «zusammengewachsenen» Strandpromenaden von Riccione bis nach Rimini (1-7). Ich fahre zwischen unzähligen Hotelanlagen auf der linken Seite und über 250 nummerierten Strandabschnitten mit den unterschiedlichsten Strandrestaurants oder -bars auf der rechten Seite; 128 sind es in Riccione, 138 in Rimini. Am Ende erreiche ich das imposante Grand Hotel (8-9) und gleich danach den Hafen von Rimini mit den begehbaren Molen und schönen Rundblicken (10-15).
Rimini bei Wikipedia.
Rimini ist eine Stadt an der Adriaküste in der Emilia-Romagna mit 151’200 und Hauptstadt der Provinz Rimini. Sie ist heute ein Zentrum des Badetourismus. Die ausgedehnte Altstadt Riminis liegt zweieinhalb Kilometer von der Adriaküste entfernt. Die meisten Viertel der Stadt, die direkt am Meer liegen, sind Neubaugebiete. Rimini ist eine sehr alte Stadt. Hier fanden sich archäologische Reste der Villanovakultur und der Kelten. Sie war im sechsten Jahrhundert vor Christus Mitglied eines etruskischen Städtebundes und wurde 268 vor Christus zu einer römischen Kolonie latinischen Rechts, Ariminum genannt und unweit der Flussmündung des Ariminus (heute Marecchia) gelegen. Sie hatte grosse militärische Bedeutung und diente den Römern im dritten Jahrhundert vor Christus zusammen mit Arretium (heute: Arezzo) als Bollwerk gegen die in der Po-Ebene siedelnden Gallier. Früh hielt das Christentum Einzug in Rimini. So ist Stemnio, ein Bischof von Ariminum auf einem 313 nach Christus abgehaltenen römischen Konzil bezeugt. 359 fand das Konzil von Rimini statt, auf dem es zu Verhandlungen zwischen Katholiken und Arianern kam. Als militärisch wichtiger Ort erscheint Ariminum wieder in der Spätantike während der Gotenkriege im fünften und sechsten Jahrhundert. Totilas Gotenschar gelang 550 die Einnahme der Stadt, die Narses wenige Jahre später für das Byzantinische Reich zurückeroberte. Im Mittelalter wechselte die Vorherrschaft im elften Jahrhundert erst auf die römisch-deutschen Kaiser, im dreizehnten Jahrhundert auf Adelsfamilien der Malatesta und im sechzehnten Jahrhundert auf den römisch-katholischen Kirchenstaat. Ein Erdbeben verschüttete 1672 den Hafen Riminis, weitere Erdbeben folgten 1786, 1875 und 1916. Der Kirchenstaat verlor während der Kriege Napoleons für einige Zeit die Kontrolle über Rimini, das 1797 zur Cisalpinischen Republik und dann bis 1814 zum Département Rubicone des Königreichs Italien kam. Ab 1815 gehörte die Stadt wieder zum Kirchenstaat. 1860 kam Rimini schliesslich mit der Romagna zum Königreich Italien. Im neunzehnten Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem Seebad. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt schwere Zerstörungen und wurde 1944 von den Alliierten rückerobert, nach dem Krieg wiederaufgebaut und der Tourismus weiterentwickelt. Sehenswürdigkeiten in Rimini sind: Der Dom Tempio Malatesta, der Brunnen Fontana della Pigna, der Ehrenbogen Arco di Augusto, die Brücke Ponte di Tiberio.
Mit dem Velo zur und durch die Altstadt Riminis.
Vom Hafen bis zur Altstadt sind es knapp zwei Kilometer. Als erstes komme ich zu der Ponte di Tiberio und der dahinterliegenden schönen Parkanlage (1-2). Von dort geht es in die Altstadt und etwas später komme ich zum Piazza Cafour mit der Papststatue und mittelalterlichen Palazzi und Casas (3-9). An dem Platz liegt die Antica Drogheria Spazi, ein Lokal mit schönem Ambiente. Ich bestelle wieder Tagliatelle vongole (primo) und eine Grilliata con pesce di mare (secondo) – ausgezeichnet. Von dort geht es zum Museo Frederico Fellini beheimatet in einer mittelalterlichen Burg (10). Nach weiteren Plätzen und Gassen (11-13) erreiche ich den Arco di Augusto (14) am anderen Ende der Altstadt. Von dort führt mich eine Parkanlage mit Resten der alten Befestigungsmauern (15) fast bis zum Meer zurück, von wo ich die Rückfahrt zum Camp in Riccione antrete.
Mit dem Shuttlebus zum Stadtstaat San Marino.
Es ist Sonntag, der 16. April 2023. In der Nacht bei 10 Grad und am Tag bei
14 Grad ist es meist stark bewölkt, aber es regnet erst am Abend. Mein heutiges
Interesse gilt San Marino, dem Stadtstaat 25 Kilometer westlich im Hinterland
von Rimini und seiner historischen Festung auf dem prägnanten Felsmonolithen
Monte Titano. Ich bin als erstes mit dem Velo zum Bahnhof Riccione gefahren
(der Linienbus fuhr nicht, weil die Küstenstrasse für ein Velorennen gesperrt
war). Von Riccione nach Rimini bin ich mit einem Elektrobus (1) gefahren, der
auf einer eigenen Fahrspur parallel zur Eisenbahn bis zum Bahnhof Rimini zügig
vorankommt. Vom Bahnhof Rimini (2) fährt dann ein Shuttlebus (3) von Bollanibus.it in fünfundvierzig
Minuten hinauf nach San Marino. Mein Spaziergang führt mich als erstes über den
Panoramaweg (4) zu den drei Festungen mit ihren Türmen und den Rundblicken auf das Meer bei Rimini und das Hinterland (5-15).
San Marino bei Wikipedia.
Die Repubblica San Marino (Republik San Marino, Beiname La Serenissima „die Allerdurchlauchteste“) ist die vermutlich älteste bestehende Republik der Welt mit einer Geschichte, die der Überlieferung nach bis auf das Jahr 301 mit der Gründung durch den heiligen Marinus zurückgeht. Sie ist als Enklave vollständig von Italien umgeben. San Marino ist einer der sechs europäischen Zwergstaaten und sowohl mit einer Bevölkerung von 30’000 Einwohnern als auch mit einer Fläche von 61 Quadratkilometern der jeweils fünftkleinste international anerkannte Staat der Welt. Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt San Marino, Amtssprache ist Italienisch. Der Staat ist Mitglied der Vereinten Nationen (UNO), des Europarats und der Lateinischen Union, nicht jedoch der Europäischen Union. Dennoch nutzt San Marino den Euro als Währung. San Marino gehört zu den reichsten Ländern der Welt, hat keine Staatsschulden und eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten der Welt. Das Staatsgebiet hat annähernd die Form eines Fünfecks und vollständig von Italien eingeschlossen. Die Grenze zu Italien ist 39 Kilometer lang zu den Regionen Emilia-Romagna im Nordosten und Marken im Südwesten. Die Kultur San Marinos ist durch seine Geschichte und den Freiheitswillen der San-Marinesen geprägt. So finden jedes Jahr Mittelaltertage statt, und die Einführung der Capitani Reggenti ist jedes halbe Jahr eine grosse Zeremonie. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Guardia del Consiglio Grande e Generale (Wache des Grossen und Allgemeinen Rates). Gegründet nach der Befreiung von der Herrschaft Kardinal Giulio Alberonis 1740 sind auch heute noch diese freiwillig dienenden San-Marinesen in historischen Uniformen für den Schutz der Staatsoberhäupter und des Parlaments zuständig und gestalten zusammen mit allen wichtigen weltlichen und geistlichen Bürgern San Marinos die Feierlichkeiten zur Einführung der neuen Regierungskapitäne. Dabei erklingt die Inno Nazionale della Repubblica, die Nationalhymne 1894 von Federico Consolo geschrieben. Zum Nationalfeiertag am 3. September herrscht Volksfeststimmung und Traditionen stehen im Vordergrund. So veranstaltet das seit 1295 bestehende san-marinesische Armbrustschützen-Korps „I balestrieri“ Vorführungen. Sehenswert sind die Kirche San Francesco und die im Jahre 1836 im neoklassischen Stil erbaute Basilika San Marino mit den Reliquien des Schutzheiligen Marinus, ebenso der Palazzo del Governo, der toskanisch-gotische Regierungspalast an der Piazza della Libertà. Von den Festungen, die im elften und dreizehnten Jahrhundert auf den drei Gipfeln des Monte Titano angelegt wurden, hat man einen weiten Blick zum Meer und ins italienische Landesinnere. Den Felskamm des zum UNESCO-Welterbe gehörenden Monte Titano krönen die drei Festungen Guaita, Cesta und Montale.
Weiter durch die mittelalterlichen Gassen im Centro storico.
Ich besuche die sehenswerte Basilika San Marino (1-2) und zünde für uns zwei Kerzen an. Ich bin zwar nicht gläubig, aber diese Symbolik in der schlichten Architektur der früheren Kirchenbauten ist ein schöner Moment, innezuhalten und an liebgewonnene Menschen zu gedenken, die nicht mehr unter uns sind. Ich schlendere weiter durch die Gassen (3-14) dieser alten Festungsstadt mit nicht wenigen Geschäften, die mehrheitlich Lederwaren oder Souvenirs aus der Fantasywelt oder Ritterzeit anbieten. Zwischendurch stärke ich mich heute mit einer Pizza Quattro Formaggi im gut gewählten Ristorante Spingarda. Gegen vier Uhr besteige ich wieder den Bus zurück nach Rimini, aus dem noch ein letzter Blick auf den eindrücklichen Monte Titano (15) mit den drei Festungen fällt.
Regione Puglia bei Wikipedia. Erster Schwerpunkt.
Puglia oder oft im Plural Puglie (Apulien) ist eine in Südost-Italien gelegene Region mit der Hauptstadt Bari. Sie hat 4 Millionen Einwohner. Die Halbinsel Salento im Süden Apuliens bildet den Absatz des sogenannten italienischen Stiefels und der Gargano den Stiefelsporn. Die Region erstreckt sich entlang des Adriatischen und des Ionischen Meers. Mit der Punta Palascìa erreicht die Küste bei Otranto den östlichsten Punkt Italiens, der nur 80 Kilometer von der albanischen Küste entfernt ist. Der südlichste Punkt ist die Punta Ristola. Das Gebiet besteht zu 53 % aus Ebenen, zu 45 % aus Hügelland und 2 % aus Gebirge. Damit ist Apulien die flachste Region Italiens. Die Landschaften teilen sich von Norden nach Süden in die bergige Halbinsel Gargano mit den vorgelagerten Tremiti-Inseln, der ebenen Tavoliere delle Puglie, der anschliessenden Ebene Terra di Bari, der Kalkhochebene der Murge, der Küstenebene von Tarent und des Valle d’Itria, das die südlichste Region, die grösstenteils ebene Halbinsel Salento abschliesst. Das einzige Gebirge über tausend Meter neben dem Gargano, die Monti della Daunia bilden die Grenze zu Kampanien und erreichen im Monte Cornacchia 1’152 m Höhe. Die Geschichte Apuliens ist interessant und umfangreich. Auszüge daraus sind: In apulischen Grotten und Höhlen fanden sich die Relikte steinzeitlicher Bewohner. Die ältesten in antiken Quellen erwähnten Bewohner waren im elften und zehnten Jahrhundert vor Christus möglicherweise aus Illyrien eingewanderte Daunier. Die griechische Kolonisation zwischen 750 und 550 vor Christus. Ausbreitung des römischen Reichs gegen Ende des vierten Jahrhunderts vor Christus. Legendäre Niederlage der Römer gegen Hannibal 216 vor Christus bei Cannae. Das Frühmittelalter unter Ostgoten, Byzantinern, Langobarden, Sarazenen und Karolinger. Das normannische Reich im elften Jahrhundert. Die Zeit der Staufer im zwölften und dreizehnten Jahrhundert. Eine Provinz im unteritalienischen Reich im viertzehnten bis siebzehnten Jahrhundert.
Apuliens Sehenswürdigkeiten. Top ten.
Aus verschiedenen Quellen entnommen sind meine Ziele in Apulien: (1) Castel del Monte, (2) Höhlen von Monopoli und Castellana, (3) Altstadt Bari, (4) Halbinsel Salento, (5) Nationalpark Gargano und Vieste, (6) Alberorello und die Trulli, (7) Naturpark Terra delle Gravine, (8) Weisse Stadt Ostuni, (9) Höhle der Poesie Lecce.
Auf der Adriatica nach Vieste und Stadtbummel am Abend.
Es ist Montag, der 17. April 2023. Die Nacht und der Beginn des
Vormittags blieb bewölkt aber trocken bei 10 Grad. Danach auf der Fahrt nach
Ancona begann es zu regnen, teils heftig. Erst bei Ankunft am Zielort Vieste
wurde es kurzzeitig freundlicher bei 14 Grad bevor es in der Nacht wieder zu regnen
begann. Ich fahre heute 496 Kilometer von Riccione nach Vieste beim Nationalpark
Gargano, erst 370 Kilometer Autobahn A14 Adriatica, dann noch 100 Kilometer über
Schnell- und Küstenstrassen auf der Halbinsel Gargano). Mit drei kurzen Pausen
auf Raststätten (1) benötige ich für die Fahrt sieben Stunden und erreiche ich
gegen vier Uhr das einfache Camping Apeneste (2), gleich ausserhalb der Stadt.
Die Zeit reicht mir, heute noch die Altstadt von Vieste zu besichtigen und ich
beschliesse deshalb auch, hier nur eine Nacht zu bleiben und morgen
weiterzufahren. Nach erhaltener Auskunft lohnt sich aufgrund der vielen Regenfälle
der letzten Tage auch ein Besuch (Wanderung) des Nationalparks Gargano nicht. Ebenfalls
sind Bootausflüge zu den Grotten jetzt in der Vorsaison eingestellt. Ich steige
erst zu Altstadt auf dem markanten Felsen hinauf und bestaune die engen und
verwinkelten Gassen mit ihren Häusern (3-7) und den Rundblicken auf die
Felsspitze mit der Kirche St. Maria Merino (8) oder den Leuchtturm (9). Es geht
weiter zum neueren Stadtteil mit den Einkaufsstrassen und Plätzen (10-12) und
auf dem Rückweg vorbei an der (nicht zu besichtigenden, vom Militär gesperrten)
Festung (13) und zum Schluss wieder hinab vom Stadthügel zum weitläufigen Strand
mit letzten Blicken auf die eindrücklichen Kalkfelsen (14-15).
Vieste bei Wikipedia.
Vieste ist eine Gemeinde an der italienischen Adriaküste. Sie liegt in der Region Apulien und gehört zur Provinz Foggia. Die kleine Stadt mit 14’000 Einwohnern war ein Fischerdorf und ist nun stark vom Tourismus geprägt. Vieste liegt am Sperone sul tacco dello stivale (Sporn des italienischen Stiefels) und auf einem felsigen Vorgebirge am äussersten Ostrand des Gargano gelegen ist. Vieste besteht aus einem auf der Felsspitze San Francesco gelegenen typisch mittelalterlichen Ortskern und einem modernen Teil, der sich entlang der Küstenlinie zwischen den Stränden von San Lorenzo im Nordwesten und Castello im Süden entwickelt hat. Die Erosion hat den Kalkstein der umgebenden Küste stark umgeformt. So sind an verschiedenen Orten eigenwillig geformte Felsen, Grotten und Bögen zu sehen. Bei Molinella, etwa drei Kilometer ausserhalb der Stadt, wurden auf einem kleinen Hügel Reste einer Wehrmauer und einer an sie angebauten Hütte einer bronzezeitlichen Siedlung entdeckt. Eine erste Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Vieste hat zwischen zehntem und sechstem Jahrhundert vor Christus stattgefunden. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert fanden regelmässig Angriffe und Plünderungen durch türkische Piraten statt, die tragischste 1554, als 7’000 Einwohner verschleppt und Hunderte geköpft wurden auf einem Felsen, der noch heute im Stadtzentrum zu sehen ist. Zeugnis dieser blutigen Periode sind die verschiedenen an der Küste verstreuten Wachtürme und das Castello auf dem Gipfel des Städtchens, das von Friedrich II. 1240 gebaut wurde, und dann wegen der durch die Türken bestehenden Gefahr im fünfzehnten Jahrhundert mit Mauereinfriedung wiederaufgebaut wurde. Sehenswürdigkeiten von Vieste sind: Museo Civico mit Artefakten aus der vorrömischen Zeit, Kathedrale Santa Maria Assunta, Kastell, Kalkfelsen Pizzomunno, Grotten, Altstadt, Kirche St. Maria Merino, frühchristliche Begräbnisstätte La Salata, Graffiti Sfinalicchio aus dem zehnten Jahrhundert vor Christus.
Über die Küstenstrasse entlang des Nationalparks Gargano.
Es ist Dienstag, der 18. April 2023. In der Nacht regnet es nochmal heftig bei 10 Grad, aber schon am Morgen scheint die Sonne und die Temperaturen steigen im Verlauf des Tages stetig an auf 17 Grad. Nach dem erstmaligen «z’Morgen» draussen unter der aufgehenden Sonne fahre ich heute 188 Kilometer von Vieste - mit einem Abstecher zum Castel del Monte unterwegs - zum Fischerstädtchen Trani. Den Tipp für diesen sehenswerten Ort habe ich von einem Paar aus Linz erhalten, meinen Nachbarn im Camp Apeneste. Gleich hinter Vieste steigt die Küstenstrasse steil an und bei der zweiten Kurve zeigt sich mir nochmal der einmalige Standort von Vieste auf dem imposanten Kalkfelsen (1). Auf und ab geht es nun an der hügeligen Küste weiter mit schönen Ausblicken (2-3). An einer der zahlreichen Kurven zweigt ein Wanderweg des Nationalparks (4-8) ab und gibt mir die Gelegenheit, doch noch in einem halbstündigen Spaziergang in den «mediterranen» Nationalpark Gargano einzutauchen und vielleicht ein Drittel des Wegs hinunter zum Kiesstrand zu laufen.
Der Parco nazionale del Gargano bei Wikipedia.
Der Parco nazionale del Gargano ist ein italienischer Nationalpark auf dem Gargano in Apulien. Er ist bekannt für seine alten Pinienwälder. Er schliesst das Naturschutzgebiet Foresta Umbra (dunkler Wald, schattiger Wald) ein, das von Buchenwäldern dominiert wird. Das Gebiet des Nationalparks umfasst eine Fläche von knapp 120’000 Hektar. Der Wald Foresta Umbra ist in vier mehr oder weniger konzentrische Zonen eingeteilt: Zone D ist für Besucher allgemein zugänglich; Zone C ist für den Autoverkehr gesperrt, aber für Fußgänger zugänglich; Zone B ist das eigentliche Naturschutzgebiet Foresta Umbra, wo es streng verboten ist, die Tier- und Pflanzenwelt zu stören oder zu beschädigen; Zone A, das schwer zugängliche Herz des Waldes, ist für Touristen und Spaziergänger vollständig gesperrt und dient als Schonraum für die Fauna des Gargano.
Auf den Spuren der Name der Rose.
Nachdem ich den «Sporn
des Stiefel Italiens», die Halbinsel Gargano verlassen habe geht die Fahrt 30
Kilometer weiter nach Süden und dann 20 Kilometer westlich ins Landesinnere.
Dort besuche ich das einmalige und sehenswerte Castel del Monte auf einem
kleinen Hügel in der sonst weiten Ebene Apuliens. Vom Parkplatz ist es ein
Fussweg von 1.5 Kilometer zur Burg. Imposant ragt sie mit ihren acht Türmen vor
einem auf, eingebettet in einen Rundweg mit Blicken auf Apulien in alle
Himmelsrichtungen (1-3). Genauso beeindruckend wie von aussen wirken auch der
Innenhof (4), die schlichten Räume in dem Rundbau (5-10) wie auch die
Hochgewölbe in den Türmen (11-12) und die engen Treppenaufgänge (13-15).
Castel del Monte bei Wikipedia.
Das Castel del Monte (ursprünglich castrum Sancta Maria de Monte) ist ein Bauwerk in Apulien aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. Das Schloss wurde von 1240 bis 1250 errichtet, wahrscheinlich aber nie vollendet, insbesondere im Innenausbau. Das Castel del Monte liegt in der Gemeinde Andria, einer Stadt in der Umgebung von Bari. Sein Grundriss ist achteckig. An jeder der Ecken steht ein Turm mit ebenfalls achteckigem Grundriss. Das Hauptachteck und die Türme sind 25 oder 26 Meter hoch. Der Haupteingang zeigt nach Osten. Der quadratische Innenhof misst je 18 Meter. Über die Funktion der Burg ist gerätselt worden, wobei die achteckige Grundrissfigur phantastische Gedanken beflügelte. Die eher sachlichen Deutungen reichen von einem Jagdschloss bis hin zu einem Gebäude zur Aufbewahrung des Staatsschatzes. Besonders in den 1930er bis 1950er Jahren beliebt war die Deutung als Steinerne Krone Apuliens (Willemsen), als welche Castel del Monte angeblich die Macht Friedrichs II. symbolisieren sollte. Das Castel del Monte wird häufig auch als der Wehrbau und der Lieblingssitz Friedrichs II. bezeichnet. Ursache für die zahlreichen Vermutungen ist nicht zuletzt die spärliche Datenlage. Sicher ist, dass Friedrich II. mit einem Schreiben 1240 Richard von Montefuscolo, Justitiar der Capitanata, befahl, Vorbereitungen für den Bau eines castrum zu treffen. Der Bau sollte bei der Kirche Santa Maria del Monte erfolgen. Am Bau existieren jedoch keine Einrichtungen wie Gräben, Arsenale, Schiessscharten oder Mannschaftsräume, die auf die Verwendung als Festung schliessen würden. Stattdessen wurde das Gebäude mit Schmuck am Hauptportal und den Fenstern, aufwändigen Sanitäreinrichtungen und Kaminen ausgestattet. Von 1522 bis 1876 war das Schloss im Besitz der Familie Carafa, die 1552 zu Herzögen von Andria und Castel del Monte erhoben wurden. Danach wurde das Castel nach vielen Jahrzehnten des Leerstandes und der Plünderung vom italienischen Staat für 25’000 Lire erworben und um 1900 begannen erste Restaurierungsarbeiten. Castel del Monte ist seit 1996 UNESCO-Welterbe und seit 2001 auf der Rückseite der italienischen 1-Cent-Münze abgebildet. In dem Film Der Name der Rose ist nach dem Vorbild des Castel del Monte in noch gesteigerter Höhe das geheimnisvolle Ädificium gebaut worden, das die Bibliothek enthält, um die sich die Handlung des Romans von Umberto Eco dreht.
Wieder zurück ans Meer nach Trani.
Vom Castel del Monte sind es jetzt noch gut 35 Kilometer zu meinem Tagesziel Trani an der Küste. Am Meer und Ortseingang liegt der einfache Camper Park Trani (1-2), der zwar Strom, aber keine Sanitäreinrichtungen hat, für einen Tagesaufenthalt und den Stadtbesuch aber fast ideal ist. Zu Fuss sind es 1.5 Kilometer zur Ortsmitte, dem Hafen und dem Stadtpark. Ich gehe zuerst zum Castello Normanno Svevo (3), dann zur Kathedrale San Nicola Pellegrino (4-5), zur Chiesa di Ognissanti (6) und zum Palazzo Caccetta (7). Dann geht es hinaus auf eine der beiden Molen, die den Hafen umschliessen. Zurück am Hafen (8-10) genehmige ich mir in einem der zahlreichen Restaurants ein gutes Glas Wein, ehe ich über den Stadtpark (11-12) und durch die Gassen der Altstadt (13-15) wieder den Weg zurück zum Camper Park einschlage.
Trani bei Wikipedia.
Trani, im Altertum Turenum, ist eine süditalienische Hafenstadt in der Region Apulien, Provinz Barletta-Andria-Trani mit 56.011 Einwohnern. Bis Ende 2007 war die Stadt Bestandteil der Provinz Bari. Laut einer Legende wurde die Stadt von Tirenos, Sohn des Diomedes gegründet, weil Trani erstmals als Turenum auf der Tabula Peutingeriana, der Kopie aus dem zwölften Jahrhunderts eines antiken römischen Itinerarium aus dem vierten Jahrhundert erscheint. Jedoch kommt der Name von trana oder traina, einer alten Bezeichnung für „Bucht“. Spätestens im sechsten Jahrhundert gab es in Trani einen Bischof. Ab dem neunten Jahrhundert wurde das Gebiet von Langobarden, Byzantinern, Sarazenen beherrscht. Zwischen 1010 und 1018 gab es unter der Führung von Melo da Bari mehrmals Aufstände gegen die byzantinische Herrschaft. 1063 erliess Trani die Ordinamenta et consuetudo maris (Regeln und Bräuche für das Meer), in denen erstmals eine Art Seerecht kodifiziert wurde. Mit der Eroberung Süditaliens durch Normannen wurde Trani 1073 Teil des Normannenreichs. Seit dem frühen Mittelalter entwickelte sich Trani zu einem der wichtigsten Häfen Süditaliens für den Handel mit dem Orient. Die Hoch- und Blütezeit Tranis lag in der Zeit der Kreuzzüge im zwölften und dreizehnten Jahrhundert, als Kreuzfahrer und Kaufleute vor allem von Bari und Trani aus in das Heilige Land fuhren. Friedrich II. förderte den Deutschen Ritterorden und die Judengemeinde. Vom allgemeinen Niedergang unter den Anjou war Trani weniger betroffen, da der Hafen weiter gefördert wurde, der aber auch der Grund für einen jahrelangen Krieg mit Venedig war. Nachdem Trani unter der Herrschaft verschiedener Adelshäuser stand, geriet es von 1495 bis 1509 unter venezianische Herrschaft. König Ferdinand II. von Neapel hatte die Stadt an die Serenissima verpfändet, um damit einen Feldzug gegen die Franzosen zu finanzieren. Zu den verpfändeten Städten gehörten neben Trani auch Otranto, Monopoli und Polignano. Im siebzehnten Jahrhundert wurde eine Universität für juristische Studien eingerichtet. Einen Rückschlag in der Entwicklung stellte die Brandschatzung durch französische Truppen 1799 dar. Die Stadt ist Mitglied der Cittàslow, einer 1999 in Italien gegründeten Bewegung zur Entschleunigung und Erhöhung der Lebensqualität in Städten durch Umweltpolitik, Infrastrukturpolitik, urbane Qualität, Aufwertung der einheimischen Erzeugnisse, Gastfreundschaft, ökologisches Bewusstsein und landschaftliche Qualität. Seit 2008 ist Trani eine der drei Hauptstädte der neu gegründeten Provinz Barletta-Andria-Trani. Das Wunder von Trani: Eine in Trani aufgestellte Stele, mit den Namen von 54 jungen Männern des Ortes und mit dem des Oberleutnants der Wehrmacht Friedrich Kurtz, erinnert an den Zweiten Weltkrieg und speziell an den 18. September 1943. Damals, wenige Tage nach dem Seitenwechsel Italiens zu den Alliierten, wurden fünf deutsche Soldaten aus dem Hinterhalt erschossen. In einem Dokumentarfilm Das Wunder von Trani, der 2012 erstmals im deutschen Fernsehen gesendet wurde, wird von drei überlebenden Zeitzeugen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass einige englische und kanadische Soldaten am Friedhof von Trani einen Hinterhalt gelegt hatten. Die fünf deutschen Soldaten befanden sich in einem Militärfahrzeug auf dem Rückweg von Trani ins benachbarte Barletta. Die regionale Wehrmachtführung nahm an, dass nur die italienische Widerstandsbewegung für die Tat infrage kam und ordnete die Erschiessung von zehn italienischen Zivilisten aus Trani für jeden getöteten Soldaten an. Auf dem Marktplatz von Trani – heute Piazza della Repubblica – wurden am 18. September 1943 54 Männer zusammengetrieben, die dann auf ihre Erschiessung warteten. Die Anspannung aller Beteiligten wurde noch durch die Flucht einer Geisel gesteigert. Mehrere Frauen wandten sich in dieser Situation an den Bürgermeister von Trani und den dortigen Erzbischof, die mit dem Oberleutnant verhandelten. Als Ergebnis der Verhandlungen wurden die Geiseln am Nachmittag freigelassen und die Erschiessung unterblieb. Friedrich Kurtz wurde nicht wegen Befehlsverweigerung belangt, sondern nicht mehr befördert und vermutlich an die Ostfront versetzt, wo er sich ebenfalls Erschiessungskommandos widersetzt haben soll. Er gilt als ein Beispiel dafür, „dass Zivilcourage und Befehlsverweigerung auch während des Zweiten Weltkriegs möglich war“. Friedrich Kurtz lebte bis zu seinem Tod 1993 in der Pfalz. Der Bürgermeister Giuseppe Pappolla und der Erzbischof Francesco Petronelli wurden vom italienischen König Viktor Emanuel III. am 18. Oktober 1943 auf dem Marktplatz in Trani mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Zahlreiche historische Bauten in Trani, wie beispielsweise die Kathedrale, sind aus dem Naturstein mit der heutigen Handelsbezeichnung Trani (italienisch pietra tranese) erbaut worden. Dieser helle und rötliche Naturstein gibt der Stadt ein deutliches Gepräge. Trani wird heute noch in der Umgebung der Stadt in mehreren Steinbrüchen gewonnen und europaweit vertrieben. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Castello Normanno Svevo (deutsch Schwabenkastell), ein Bau Friedrichs II. von Hohenstaufen, errichtet ab 1233 und vollendet 1249; Torre dell’Orologio (Uhrturm) in der Altstadt von 1473; Palazzo Caccetta in den Formen der venezianischen Gotik mit normannisch inspirierter Ornamentik wurde zwischen 1451 und 1456 erbaut; Kloster und Kirche S. Maria di Colonna, gelegen auf dem Capo Colonna, zwei Kilometer entfernt vom Stadtzentrum und 1068 von Benediktinern gegründet; Kathedrale San Nicola Pellegrino, Doppelkirche mit Hallenkrypta; Die Chiesa di Ognissanti, das so genannte Templerhospiz, soll nach der Tradition in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts vom Orden der Templer errichtet worden sein (These nicht sicher belegt); DieVilla Communale ist der am Meer gelegene Stadtpark von Trani. Der Park mit mediterranen Bäumen, Alleen, Brunnen und Wasserspielen wurde auf einem Gelände errichtet, das der Stadt 1823 von der Familie Antonacci gestiftet wurde. Der Park ist mit Denkmälern, Skulpturen und antiken Fundstücken ausgestattet, darunter sechs Meilensteine der antiken Via Traiana.
Auf zu einem Spaziergang
durch Baris Altstadt.
Es ist Mittwoch, der 19. April 2023. Das Wetter bleibt frühlingshaft sonnig mit 11 Grad nachts und 18 Grad tagsüber. Ich fahre heute 53 Kilometer auf einer Schnellstrasse von Trani nach Bari. Auf den letzten drei Kilometern vor der Einfahrt nach Bari gerate ich erstmals auf dieser Tour in einen Stau. Nach der knappen Halbstunde Zeitverlust erreiche ich gegen 10 Uhr den Gran Parcheggio Alberotanza (1-2) am Rande von Bari, eigentlich mehr ein Dauerstellplatz für Wohnmobile, aber für eine Übernachtung akzeptabel. Ich fahre dann mit dem Velo sechs Kilometer zur Altstadt Baris, meist auf Velowegen und durch Vorortquartiere (3-4). Wie in Trani gibt es auch hier ein Castello Normanno-Svevo (5-7), bei dem ich das Velo parkiere und von dort den Stadtbummel beginne. Ich spaziere relativ planlos kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt und sammle Eindrücke von der italienischen Architektur (8-12) ehe ich auf die Basilika San Nicola treffe (13-15).
Bari bei Wikipedia.
Bari ist die Hauptstadt der Region Apulien, Zentrum der Metropolitanstadt Bari und mit ihrem Hafen eine bedeutende Hafen- und Universitätsstadt an der Adria. Bari hat 322’316 Einwohner, die gleichnamige Metropolitanstadt mit 3825 Quadratkilometern 1,3 Millionen Einwohner. Bari war bereits während der mittleren Bronzezeit bewohnt. Siedlungsspuren von der mittleren Bronzezeit (1700–1350 vor Christus) bis zur frühen Eisenzeit (950 vor Christus) fand man in der heutigen Altstadt bei den Kirchen St.-Peter, S. Scolastica und S. Maria del Buonconsiglio. Zu den Funden gehören auch Fragmente mykenischer Tongefässe aus dem Späthelladikum (zwölftes Jahrhundert vor Christus). Später war Bari eine Stadt der Peuketier. Es siedelten Griechen in der Stadt, die sie Barion nannten. Als Teil des Römischen Reiches erhielt sie den Namen Barium. Schon 180 vor Christus erscheint sie als bedeutender Hafen besass seit 89 vor Christus den Status eines Municipiums. Seit dem vierten Jahrhundert ist der Ort Sitz des Erzbistums Bari-Bitonto. Nach dem Fall des Weströmischen Reichs 476 kam Bari zuerst an die Goten, dann an das Byzantinische Reich. 690 entriss Romuald von Benevent die Stadt den Byzantinern, die Bari 720 wiedererhielten. 755 wurde es von Pippin dem Jüngeren genommen, 802 fiel es an den Herzog von Benevent, 847 eroberten Sarazenen die Stadt, die dort ein islamisches Emirat in Italien gründeten. 871 wurde Bari wieder vom Byzantinischen Reich eingenommen, das dort das Zentrum seiner italienischen Territorien errichtete. 1002 wurde Bari erneut von Arabern erobert, aber von der Byzantinischen Armee rasch zurückerobert. 1071 eroberten die Normannen nach dreijähriger Belagerung die Stadt. 1096 schiffte sich ein Grossteil des Kreuzfahrerheers im Hafen von Bari zum Ersten Kreuzzug ein. 1155 rebellierten die Bewohner der Stadt gegen die Normannen und unterhandelten mit den Byzantinern. Als Vergeltungsaktion ließ Wilhelm I „der Böse“ 1156 die Stadt bis auf die Kathedrale und die Basilica St. Nicola zerstören. Erst 1166 genehmigte Wilhelm II. den Wiederaufbau. Nach dem Tod Heinrichs VI. 1197 kam Bari einige Zeit unter päpstliche Herrschaft. Unter Friedrich II. erlebte Bari eine Blütezeit. Dieser kam 1221 erstmals in die Stadt. Bei seiner Rückkehr von seinem Kreuzzug nach 1229 waren die Tore der Stadt verschlossen, so dass er sich gewaltsam Zutritt verschaffen musste. 1233 liess er das Kastell bauen. Im fünfzehnten Jahrhundert kam Bari als Herzogtum an die Sforza und wurde 1558 dem spanischen Vizekönigreich Neapel einverleibt. 1730 erschütterte ein Erdbeben die Stadt. Nach zahlreichen Wirren und Machtkämpfen unter dem Adel begann erst 1813 unter Joachim Murat, dem zum König von Neapel aufgestiegenen Schwager Napoleons, der Bau der Neustadt. 1860 kam Bari an das neugegründete Königreich Italien. 1865 wurde die erste Bahnstrecke von Bari nach Brindisi eingeweiht. 1905 wurde ein Grossteil der Stadt überschwemmt. 1925 wurde die Universität eröffnet. 1926 wurde Bari erneut von einer Überschwemmung heimgesucht. 1943 wurden beim deutschen Luftangriff auf den Hafen von Bari 28 alliierte Schiffe zerstört, 12 weitere beschädigt und tausend Menschen getötet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in der Nähe des Hafens ein Durchgangslager eingerichtet für zeitweise bis 1’700 jüdische Displaced Persons für deren Emigration nach Israel. 1991 gelangten in mehreren Wellen auf überladenen Schiffen Tausende von Flüchtlingen aus Albanien nach Apulien. Sehenswürdigkeiten sind: Museo Archeologico Nazionale, Basilika San Nicola, Der Bischofsstuhl des Elias, Festa di San Nicola, Kathedrale San Sabino, Teatro Piccinni, Castello Normanno-Svevo di Bari, historisches Zentrum mit engen verwinkelten Gassen.
Und weiter entlang der Hafenpromenade.
Auf dem Weg zum Hafen besuche ich das Ristorante Bio72 am Piazza Mercantille (1). Ich bestelle wieder Spaghetti Vongole zur Vorspeise (2-3) und den fangfrischen Fisch (heute war es Goldbrasse) zum Hauptgang. Es war wieder eine gute Wahl. Anschliessend spaziere ich entlang der Hafenpromenade (4-9) und durch einige prächtige Alleen und Plätze (10-15) wieder zurück in die Altstadt. Vielleicht lag es an meiner heute nicht zum pulsierenden Leben Baris passenden Stimmung, vielleicht lag es auch an einem aufkommenden Empfinden, dass man Bari nicht unbedingt gesehen haben muss. Bari hat viel Sehenswertes, aber nichts Einmaliges, was man nicht auch anderenorts finden würde. Jedenfalls habe ich meinen Besuch in Bari relativ früh abgebrochen und bin um vier Uhr wieder mit dem Velo zurück zum Parkplatz Alberotanza gefahren.
Weiter nach Monopoli auch heute mit Stau ausgangs Bari.
Es ist Donnerstag, der 20. April 2023. Das schöne Wetter hält an, mehrheitlich sonnig, teils bewölkt mit 12 Grad nachts und 17 Grad tagsüber. Mein heutiges Ziel ist Monopoli, ein weiteres Fischerstädtchen mit viel historischer Geschichte. Ich fahre 54 Kilometer wieder auf der Schnellstrasse, der Tangenziale die Bari umfährt. Wie gestern eingangs Bari gerate ich auch heute ausgangs Bari wieder in einen Stau. Diesmal ist es eine Massenkarambolage, in deren Folge sich der Verkehr auf gut fünf Kilometer aufstaut und gut eine Stunde Verzögerung mit sich bringt. Anschliessend habe ich volle Fahrt bei mässigem Verkehr und erreiche gegen 11 Uhr mein Ziel, den Campingplatz Residence Atlantide (1-2) sechs Kilometer ausserhalb von Monopoli. Der Platz liegt nur durch die Strasse getrennt von der Felsküste (3-4) in leichter Hanglage. Wie so viele Plätze Italiens hat auch dieser seine besten Jahre hinter sich, sieht man rein auf seine Einrichtungen. Auf den über 100 Plätzen haben sich neben mir noch vier weitere für den Platz entschieden. Ich besteige sogleich mein Velo und fahre die Küstenstrasse zurück zum Hafen nach Monopoli (5). Hier beim Castello di Santo Stefano (6-8) deponiere ich das Velo und beginne meinen Bummel durch die Gassen der Altstadt (9-15).
Monopoli bei Wikipedia.
Monopoli ist eine Gemeinde mit 48’819 Einwohnern in der Region Apulien an der Adria, 40 Kilometer von Bari entfernt. Auf dem Boden Monopolis befand sich bereits ab Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus eine relativ grosse bronzezeitliche Siedlung, wie Funde in der Via Papacenere und bei der Piazza Palmieri belegen. Sie bestand vom Proto-Appenninikum B im fünfzehnten Jahrhundert vor Christus bis in die Endbronzezeit im elften Jahrhundert vor Christus. Neben Resten von Gebäuden, Herdstellen und einheimischer Keramik wurden einige Fragmente von Gefässen ägäischer Herkunft, darunter zwei Scherben Mykenischer Keramik entdeckt, die auf Handel mit Griechenland hinweisen. Das Monopoli der klassischen Antike, ein kleines Dorf griechischer Gründung, war der Stadt Gnathia (Egnatia) unterstellt. Nach der Zerstörung von Gnathia durch den Ostgotenkönig Totila 545 flüchteten dessen Einwohner nach Monopoli, das von da an seiner Bedeutung als „einzige Stadt“ (wörtliche Übersetzung des Namens der Stadt) gerecht wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebiet von Normannen, Byzantinern und Staufern, Spaniern, Habsburgern und Bourbonen beherrscht. Als die Stadt 1484 unter venezianische Kontrolle geriet, begann eine Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs. Dies beruhte auf der Entwicklung des Hafens, dem einzigen sicheren Stützpunkt zwischen Bari und Brindisi, sowie auf dem Handel mit landwirtschaftlichen Produkten (Öl, Mandeln, Johannisbrot, Wein) aus dem Hinterland. 1530 wollten die venezianischen Herrscher Monopoli zu einer Baronie erheben. Dieses Ansinnen wurde von der lokalen Bevölkerung jedoch vereitelt, die sich mit 51.000 Golddukaten loskaufte. Unter spanischer Herrschaft wurde Monopoli 1545 wieder freie Stadt, worauf in den nächsten Jahren die Stadtmauern erweitert und das alte Schloss von Heinrich VI. und Friedrich II. restauriert wurden. 1713 bis 1734 war der Ort habsburgisch und geriet dann unter die Herrschaft der Bourbonen. 1860 wurde Monopoli wie das Königreich beider Sizilien dem Königreich Italien angeschlossen. Etwa einen Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums befindet sich die Grotta della Mura. Ausgrabungen im Jahre 2006 ergaben eine Fülle von archäologischen Schichten. Die ältesten Funde stammen aus der mittleren Altsteinzeit. Bemerkenswert sind eine Kinderbestattung aus dem Jungpaläolithikum sowie Schmuckanhänger aus Knochen derselben Periode. Sehenswürdigkeiten sind: Kathedrale Maria Santissima della Madia (1742), Archäologische Funde im Museum der Kathedrale, Castello von Kaiser Karl V. (1552), Castello di Santo Stefano, Hafen, Gassen der Altstadt, Alter Bürgerturm.
Im Ristorante Komera Cucina nostra verwöhnen lassen.
Inspiriert vom extravaganten Eingang und dem inneren Ambiente entschliesse ich mich im Komera zum Mittagessen. Ich bin zwar fast allein, aber ich bereue es nicht. Das Menu mit Landprodukten (ich wollte diesmal keinen Fisch) war schlicht sensationell, ein Highlight der bisherigen Reise. Und der Service war so zuvorkommend, man fühlte sich richtig verwöhnt.Inspiriert vom extravaganten Eingang (1) und dem inneren Ambiente (2) entschliesse ich mich im Komera zum Mittagessen. Ich bin zwar fast allein, aber ich bereue es nicht. Ich wollte diesmal keinen Fisch und wählte das Menu mit den Landprodukten (3). Das Essen war schlicht sensationell. Und der Service war so zuvorkommend, man fühlte sich bei jedem der fünf ausführlich erläuterten Gänge (4-9) richtig verwöhnt. Ein Highlight der bisherigen Reise. Gestärkt setze ich nun meinen Stadtbummel fort und besuche die gut erhaltenen, teils richtig beeindruckenden historischen oder religiösen Bauwerke dieses Fischerstädtchens (10-15).
Und weiter durch die Altstadt bummeln.
Die Eindrücke in diesem besonderen Ort sind so vielfältig. Fast nach jeder Weggabelung erschliesst sich ein neues Motiv für das fotografierende Auge (1-15). Um halb fünf Uhr schliesse ich mit einem Café Americano den Besuch von Monopoli ab und fahre zurück zum Campingplatz. Diesen Besuch kann ich guten Gewissens weiterempfehlen.
Zum Wiedersehen mit der Stadt der Trulli.
Es ist Freitag, der 21. April 2023. Weiterhin herrscht frühlingshaft schön sonniges Wetter mit 10 Grad nachts und 18 Grad tagsüber. Erfreut habe ich nach dem Aufwachen im Internet gelesen, dass unser Heimclub FC Basel gestern in Nizza gewonnen hat und sich damit für den Halbfinal in der Conference League gegen Fiorentina qualifiziert hat. Auch wenn es nur der drittklassige UEFA-Wettbewerb ist, so bedeutet diese Leistung heutzutage für einen Schweizer Verein ein beachtliches Ergebnis, wenn nicht gar ein historisches Ereignis. Gutgelaunt beginne ich also meine heutige insgesamt 66 Kilometer lange Fahrt von Monopoli über Alberobello nach Ostuni. Das Zwischenziel in Alberobello ist ein Wiedersehen mit den Trulli, einem der Wahrzeichen Apuliens, Wiedersehen weil Bea und ich die Stadt schon auf einer früheren Reise besucht haben. Darum bleibe ich auch nicht lange und spaziere eine gute Stunde durch den speziellen touristisch geprägten Stadtteil, die Zona monumentale Trulli (1-15). Nach einem Café Americano verlasse ich Alberobello bereits um halb zwölf Uhr wieder.
Alberobello bei Wikipedia.
Alberobello ist eine Stadt in Apulien mit 10’621 Einwohner und liegt 50 Kilometer südöstlich von Bari und 35 Kilometer nördlich von Tarent. Geschichtlich ist nur ein Exkurs aus dem zweiten Weltkrieg erwähnt: Nach dem Kriegseintritt Italiens 1940 errichtete das faschistische Regime in Alberobello ein Internierungslager (campo di concentramento). Von 1940 bis 1943 gab es im Lager insgesamt 208 Insassen. Die ersten Ankömmlinge wurden alsbald verlegt, um für italienische und ausländische Juden, Angehörige der slawischen Minderheiten Platz zu machen. Antifaschisten befanden sich ebenfalls im Lager. Im Sommer 1942 wurden die jüdischen Internierten ins Internierungslager Ferramonti di Tarsia nach Kalabrien überstellt. Die letzten Internierten verliessen Alberobello im September 1943. Die Stadt ist vor allem durch ihre Kegelbauten (Trullo, Trulli) bekannt, die nach dem Vorbild von Hirtenhütten in dieser Gegend gehäuft entstanden. In Alberobello bestehen ganze Stadtteile aus Trulli. Darum gehört der Ort seit 1996 zum UNESCO-Welterbe, hat aber durch den Touristenansturm viel von seinem ursprünglichen Reiz verloren. Trulli gibt es nicht nur in Alberobello selber, sondern auch im Umland, doch in Alberobello treten sie massiv auf. Trulli sind zumeist runde, aber auch auf rechteckigem Grundriss errichtete, weiss gestrichene Bauten mit charakteristischen Kegeldächern aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel in Form eines falschen Gewölbes aufeinander geschichtet sind. Diese Bauweise gleicht in gewisser Weise den urtümlichen Wohnbauten der Menschheit, wie man sie auch an anderen Orten rund um das Mittelmeer findet, zum Beispiel die Nuraghen in Sardinien oder die Bories in Südfrankreich. Es ist nicht belegt, seit wann es Trulli gibt. Giangirolamo II. Acquaviva, als Graf von Conversano Feudalherr der Gegend, wollte damit im siebzehnten Jahrhundert eine Bestimmung im Königreich Neapel umgehen, wonach es verboten war, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen. Da sich um Alberobello herum immer mehr neue Siedler niederliessen, wurden sie verpflichtet Trulli zu bauen, denn diese waren ebenso schnell zu demontieren wie aufzubauen. Und wenn sich eine kaiserliche Kontrolle ankündigte, wurden die Dächer auseinandergenommen, um eine armselige Ansammlung zu zeigen, die mit nur halben Wänden keine neue Siedlung sein könne. Mithin mussten keine Steuern bezahlt werden. Der Erfolg dieser Massnahme führte zu der Anordnung, in Alberobello überhaupt keinen Mörtel zu verwenden, und so die Bauform wurde zur Tradition. Weiter zu sehen: Wallfahrtskirche Sant'Antonio di Padova.
Zum Stadtbummel in die Weisse Stadt Ostuni.
Von Alberobello sind es nur gut 35 Kilometer über relativ schmale Strassen in zudem schlechten Zustand durch das Hinterland nach Ostuni. Etwa 3 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt das Agriturismo Salinola (1-4), einem Bauerngut mit Zimmern und einem kleinen, schönen Campingplatz. Es haben sechs Wohnmobile Platz, ich bleibe aber alleine. Ich fahre mit dem Velo in die historische Altstadt, die auf einem Hügel liegt. Bei der zentralen Piazza della Libertà (5-7) deponiere ich das Velo und steige zügig durch viele Gassen (8-11) den Berg hinauf. Oben angekommen spricht mich das Bistrot Borgo Antico an mit einer Rundsicht auf die Landschaft hin zur Küste (12) und dessen Aussenplätze originell auf einer Treppe arrangiert sind (13). Ich bestelle italienisch konform con primo Orecchiette alla crudaiola (14) und con secondo piatti Braciolette al sugo (15). Mit Essen und Service bin ich wieder gut gefahren.
Ostuni bei Wikipedia.
Ostuni ist eine Gemeinde in Apulien mit 31’083 Einwohnern, erstreckt sich über 223 Quadratkilometer und liegt acht Kilometer landeinwärts von der Küste der Adria. Der Ortskern liegt auf drei Hügeln mit Blick auf die Olivenhaine vor der Adriaküste auf einer durchschnittlichen Höhe von 223 Metern. Die Gegend um Ostuni wurde seit der Altsteinzeit von Menschen bewohnt, wie Funde in der Grotta di Agnano innerhalb des Parco archeologico e naturalistico di Santa Maria D’Agnano belegen, die bis zu 30’000 Jahre alte Kulthandlungen bezeugen. Eine Siedlung wurde durch die Messapier gegründet und durch Hannibal zerstört. Von den Griechen wurde die Stadt wieder aufgebaut. Ihr Name rührt vom griechischen Wort Astu néon her (Neue Stadt). Nach dem Niedergang des römischen Reiches fiel die Stadt unter die Herrschaft des von Normannen beherrschten Lecce. In dieser Zeit begann die Entwicklung einer mittelalterlichen Stadt um dem 229 Meter hohen Gipfel. Auf dem Gipfel wurde eine Burg gebaut, von der nur noch Teile erhalten sind. Zudem entstanden die Stadtmauern mit 4 Toren. Von 1300 bis 1463 gehörte Ostuni zum Fürstentum Tarent und ab 1507 ging es in den Besitz von Isabella, Herzogin von Bari, über, der Frau von Gian Galeazzo Sforza, Herzog von Mailand. Unter dem Einfluss von Isabella erlebte Ostuni einen Aufschwung im Zuge der italienischen Renaissance. Isabella starb 1524 und Ostuni ging als Mitgift an ihre Tochter Bona Sforza, die Frau von Polens König Sigismund I. Während ihrer Regentschaft erlebte Ostuni eine freie und grossherzige Führung. Bis 1539 errichtete sie Türme entlang der Küste als Schutz gegen die zu erwartenden Angriffe der Türken, die den Balkan kontrollierten. Die noch existierenden Türme waren stets besetzt und durch Leuchtfeuer miteinander verbunden. Wegen der vorherrschenden Farbe der Häuser in der Altstadt trägt Ostuni den Beinamen Città bianca (Weiße Stadt). Die wichtigste Attraktion von Ostuni ist die hervorragend erhaltene Altstadt mit ihrem Gewirr von Gassen und Stiegen zwischen den typischen weiß gekalkten Häusern. Das Zentrum der Altstadt bildet die Piazza della Libertà an der Grenze von Alt- und Neustadt. Dort befindet sich in einem ehemaligen Kloster das Rathaus der Stadt und die barocke Oronzo-Säule. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale der Stadt und die Barockkirche Santa Maria Maddalena. Sehenswert ist auch das Museo Civiltà Preclassica della Murgia Meridionale, welches mit einem Einblick in die präantike Landwirtschaft des westlichen Mittelmeeres aufwartet.
Durch gefühlt hunderte weitere weisse Gassen.
Ich steige bergumrundend wieder hinab und sammle weitere Beispiele der vielbeschreibenen Gassen von Ostuni (1-12), bevor ich am Ausgangspunkt meines Spaziergangs (13-14) wieder das Velo besteige und durch die Neustadt (15) zurück zum Campingplatz fahre.
Alternative: Frühling auf der Raststätte bei Squinzano.
Es ist Samstag, der 22. April 2023. Das Wetter bleibt unverändert schön auch bei den Temperaturen 10 und 18 Grad. Ich fahre heute 102 Kilometer von Ostuni nach Lecce der Küste und dem Naturschutzgebiet entlang. Wie immer, wenn es geht und lohnt, werfe ich erst nochmal einen Blick zurück auf den verlassenden Ort, diesmal den Hügel mit der La Città bianca (1). Etwas weiter südlich an der Küste halte ich ein erstes Mal beim Torre Santa Sabina (2-4) im gleichnamigen Badeort und nochmals weiter südlich beim Abzweiger Specchiolla (5-6). Die Orte wirken verlassen. Beim geplanten Zwischenziel, dem Naturschutzgebiet Torre Guaceto folgt die grosse Enttäuschung. An allen Abzweigern besteht Fahrverbot (7-8) und auch Parkmöglichkeiten sind bei allen Zufahrten nicht vorhanden oder abgesperrt. So ist es auch nicht möglich, mit dem Velo oder zu Fuss, den Torre Guaceto für eine Wanderung zu erreichen. Ich fahre weiter und halte an der Raststätte (9) bei Squinzano. Hier bietet sich zu meiner Überraschung eine Alternative für einen Spaziergang, denn hinter dem Rastplatz gibt es einen Rundweg (10) durch die Olivenfelder, Wälder und Wiesen (11-15).
Naturschutzgebiet Torre Guaceto bei Wikipedia.
Das Riserva naturale statale Torre Guaceto (staatliches Naturschutzgebiet) ist ein geschütztes Naturgebiet an der Adriaküste des oberen Salento, nur wenige Kilometer von den Zentren Carovigno und San Vito dei Normanni und 17 km nördlich von Brindisi entfernt. Die Carovigno-Küsten des Reservats, die Strände von Torre Guaceto und Punta Penna Grossa wurden 2007 mit der Blauen Flagge ausgezeichnet; Die erste italienische Oase, die den Blue Park Award erhalten hat. Der Schutz von Torre Guaceto geht auf 1970 zurück, als die Marquise Luisa Romanazzi Carducci den WWF Italien für das Gebiet gewann. 1975 wird Torre Guaceto zu einem Feuchtgebiet von internationalem Interesse erklärt. 1981 wird der Bau eines Kernkraftwerks verhindert. 1991 wird Torre Guaceto zu einem Meeresschutzgebiet und der Hafenbehörde von Brindisi anvertraut. 2000 wird es Naturschutzgebiet.
Penisola Salentina bei Wikipedia.
Die Penisola Salentina (Halbinsel Salento) ist eine 100 Kilometer langen und 40 Kilometer breite Halbinsel im äussersten Südosten Italiens und wird oft auch als Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet. Administrativ gehört die Halbinsel zur Region Apulien und umfasst die Provinz Lecce sowie Teile der Provinzen Tarent und Brindisi. Ältere Namen für die Halbinsel sind Iapygia, Messapia, Calabria und Sallentina. Südlichster Punkt des Salento ist die Punta Ristola. Im Osten trennt die Strasse von Otranto den Salento von der Balkanhalbinsel. Die bedeutendsten Städte des Salento sind Lecce, Brindisi und Otranto. Aus vorgeschichtlicher Zeit sind Höhlenfunde (Grotta Zinzulusa) gemacht worden und Dolmen und Menhire als Reste der frühen Bauernkultur erhalten. In der Antike wurde das Gebiet von den Messapiern bewohnt, einem illyrischen Volksstamm, der seine Unabhängigkeit in Kriegen gegen die griechische Siedlung Taras (Tarent) verteidigen musste. Herodot berichtet von einem Krieg um das Jahr 474 vor Christus zwischen Taras und der Lega Peuceta (einem Bündnis aus dem Gebiet um Bari), die dabei von der Lega Messapica unterstützt wurde. In diesem Konflikt konnten die Messapier nach mehreren Kriegsjahren noch die Oberhand behalten, ab 280 vor Christus erlangte jedoch die Römische Republik in ganz Unteritalien die Vorherrschaft (siehe Tarentinischer Krieg). Zwischen dem neunten und dem zehnten Jahrhundert wurde der Salento oft von den Sarazenen angegriffen. Im Jahr 927 besetzten die Muslime die Stadt Taranto, die nur vierzig Jahre später vom byzantinischen Kaiser Nikephoros II wieder aufgebaut wurde. Nach der Eroberung durch die Normannen wurde die Grafschaft Lecce gegründet und 1088 das Fürstentum Taranto. Insbesondere Lecce, Geburtsort des Normannenkönigs Tankred, entwickelte sich während des Mittelalters zur Hauptstadt der Halbinsel Salento, damals auch Terra d’Otranto genannt. Von dieser Zeit zeugen die Festung Castello Aragonese in Otranto, das Schloss in Acaya und zahlreiche Stauferburgen. Gut erhalten ist auch der Wehrturm Torre Moro in Galatone, der zum befestigten Bauernhof „Masseria Vasce“ gehörte, sowie auch die kleine Kapelle San Pietro in Vicolo. Auch in der Architektur unterscheidet sich der Salento vom restlichen Apulien. Die traditionellen Wohnhäuser sind nach griechischer Art gebaut, d. h., sie sind weiß gekalkt und haben ein Flachdach. Die historischen Stadtzentren dagegen sind hauptsächlich im Lecceser Barock erbaut, mit typisch salentinischen Details wie der überbordenden Fassadenbemalung von Palazzi und Kirchen. Das beliebteste Baumaterial war die pietra leccese, ein Gestein mit einer warmen rötlich-gelben Farbe.Im übrigen Apulien ist der typische historische Baustil im Gegensatz zum Salento vorwiegend spanischer Barock bzw. romanisch.
Vom Bauernhof zum Stadtbummel ins Rokoko.
Von der Raststätte bei Squinzano sind es keine 20 Kilometer mehr bis zu
meinem gewählten Übernachtungsort, dem Agriturismo Arangea (1-2), wie zuletzt bei
Ostuni wieder einem Bauernhof mit ein paar Zimmern und 10 Plätzen für
Wohnmobile. Der Hof, der auch Bio Gemüse verkauft, liegt bei Lequile 7
Kilometer südlich von Lecce. Und direkt von diesem Hof führt eine Nebenstrasse
(3) direkt bis in das historische Zentrum Lecces. Mit dem Velo bin ich gegen zwei
Uhr bei der Porta San Biagio (4), deponiere dort das Velo und beginne den
Stadtbummel zu Fuss zurück in die Rokoko-Zeit. Nach den ersten
Eindrücken von Gassen, Palazzi, Kirchen und Innenhöfen (5-10) lasse ich
mich wieder verwöhnen. Im schön gelegenen Ristorante La Torre di Merlino
(11-12) gibt es erst ein Ratatouille Salentino (14) und die geliebten Spaghetti
Vongole (15).
Lecce bei Wikipedia.
Lecce ist eine Stadt auf der Halbinsel Salento in Apulien, Hauptstadt der Provinz Lecce und hat 96’534 Einwohner. Im Umland von Lecce wird ein weicher Tuffstein abgebaut (Pietra Leccese), der die rasche Ausbreitung des Lecceser Barocks ermöglichte, dessen zahlreiche Bauwerke in der Stadtmitte zu bewundern sind. Wegen des der Stadt eigenen barocco leccese wurde sie auch das „Florenz des Rokoko“ oder „Florenz des Südens“ genannt. Eines der berühmtesten Beispiele des Barockstils von Lecce ist die Fassade der Basilika Santa Croce. Die Gründung der Stadt liegt der Sage nach im Jahr 1211 vor Christus und wird Malemnius zugeschrieben, dem Sohn des Dasumnus und ersten König der Messapier. Weiter berichtet die Legende, die Stadt sei nach der Zerstörung Trojas von Lictius Idomeneus besetzt worden, der ihr auch ihren Namen verliehen und sie der griechischen Kultur erschlossen haben soll. Der tatsächliche Ursprung der Stadt Lecce ist unbekannt. Im ersten Jahrhundert soll der legendäre Heilige Oronzo, der erst seit der Pestepidemie 1658 als Stadtheiliger verehrt wird, die Region christianisiert haben und erster Bischof von Lecce geworden sein. Nach dem Fall des Weströmischen Reichs wurde Lecce durch die Ostgoten unter König Totila geplündert. 549 wurde es von Byzanz zurückerobert und blieb über fünf Jahrhunderte Teil des oströmischen Reichs, unterbrochen durch kurzzeitige Eroberungszüge von Sarazenen, Langobarden, Ungarn und Slawen. Seit der Eroberung Süditaliens durch die Normannen bildete Lecce das Zentrum der Grafschaft Lecce. Die Stadt erlebte ihre Glanzzeit im späten Mittelalter. Die Grafschaft Lecce war 1360 mit der den Grafen von Enghien gehörenden Grafschaft Conversano vereinigt worden und erwachte langsam zu neuem Leben nach dem Abstieg, dem sie nach dem Untergang des Weströmischen Reiches und im Verlauf der folgenden Jahre anheimgefallen war. Ihre wirtschaftliche und künstlerische Blütezeit erlebte die Stadt zwischen 1550 und 1750. Unter Karl V. wurde Lecce stark befestigt und als Verwaltungszentrum des Salento bestimmt. Damals erhielt die Altstadt von Lecce auch ihr heutiges charakteristisch-barockes Aussehen. Die zahlreichen Gebäude des typischen Lecceser Barockstils haben Lecce den Beinamen „Florenz des Barock“ eingebracht. Obwohl sich Lecce den Errungenschaften der Neuzeit keineswegs verschloss, hat sie doch ihr ursprüngliches Aussehen weitgehend beibehalten. Das römische Amphitheater wurde zur Zeit Mussolinis teilweise freigelegt, wobei wertvolle ältere Gebäude abgerissen wurden. 1955 wurde die staatliche Universität Lecce (heute Università del Salento) gegründet. Lecce ist Sitz des römisch-katholischen Erzbistums Lecce. Sehenswert sind: Kastell Karls V. von 1539 mit trapezförmigen Mauern und vier Bastionen unter Einbeziehung eines normannischen Vorgängerbaus; Basilika Santa Croce von 1549 mit geschnitzter und vergoldeter Kassettendecke; Basilika San Giovanni Battista al Rosario von 1728 mit einer prachtvollen, barocken Fassade; Kirche der Heiligen Niccolò und Cataldo von 1180, bei der die ursprünglich romanische Fassade 1716 durch barocke Dekorationen verändert wurde; Kirche Santa Maria delle Grazie aus dem sechzehnten Jahrhundert; Piazza del Duomo; Römisches Amphitheater aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus für 20’000 Zuschauer; Piazza Sant’Oronzo mit der Säule des Heiligen Oronzo mit antikem Ursprung; Piazza Mazzini, Mittelpunkt des modernen Geschäfts- und Handelsviertels der Stadt; Palazzo del Seggio aus dem sechzehnten Jahrhundert; Kirche Chiesetta di San Marco Markuslöwen über dem Portal; Obelisk, errichtet 1822 zu Ehren von Ferdinand I.
Weiter zum Piazza del Duomo und dem Römischen Amphitheater
Nach dem guten Mittagessen spaziere ich weiter durch Lecces Altstadt zum Piazza del Duomo (1-5) und von dort zum Römischen Amphitheater (6-9). Nach diesen zwei für mich wichtigsten Sehenswürdigkeiten lasse ich mich dann eher ziellos durch die Strassen und Gassen (10-15) treiben.
Noch nicht genug geht’s ziellos, aber fasziniert weiter.
Die Faszination dieser Stadt mit ihrer Architektur, ihren Farben und ihrem Leben treibt mich an und ich laufe einfach kreuz und quer durch die Strassen. Fast an jeder neuen Ecke zeigen sich tolle Motive (1-15). Gegen sechs Uhr kehre ich zurück zur Porta San Biagio, trinke noch einen Café Americano und besteige das Velo für die dreissig Minuten Fahrt zurück zum Campingplatz. Lecce ist zweifelsfrei ein weiteres Highlight der Reise.
Auf den Spuren einer Siedlung aus der Bronzezeit.
Es ist Sonntag, der 23. April 2023. Das Wetter bleibt unverändert zu den Vortagen, am Nachmittag steigt das Thermometer sogar auf 20 Grad. Ich fahre heute 63 Kilometer von Lequile bei Lecce über Roca Vecchia nach Otranto. Bereits um halb zehn Uhr finde ich gleich neben der Ausgrabungsstätte Roca Vecchia einen Parkplatz für das Wohnmobil. Wie meist in Italien «beaufsichtigt» ein älterer Mann den Platz für den symbolischen Euro. Ich brauche gut zwei Stunden für das ganze, doch recht weitläufige Gelände, wenn man noch den danebenliegenden Torre die Maradico (1-5) noch einbezieht, der über einen Küstenpfad mit der Felsplatte (6) verbunden ist, auf der die bronzezeitlichen Siedlung gelegen hat. Ich wandere über die Felsplatte und suche die Spuren der frühzeitlichen Siedlung (7-13), ehe ich zum Schluss noch einen Blick in die Grotte della Poesia (14-15) werfe, die interessanterweise die meisten der doch vielen Besucher anzieht.
Roca Vecchia bei Wikipedia.
Roca Vecchia ist der Name eines archäologischen Fundorts, der nur wenige hundert Meter südlich der modernen Ortschaft und Fraktion Roca Vecchia, die 8 Kilometer östlich vom Stadtzentrum Melendugnos, in der italienischen Provinz Lecce in Apulien liegt. Der Fundort Roca Vecchia umfasst vor allem eine mehrphasige, befestigte Siedlung, die trotz mehrerer Zerstörungen vom sechzehnten bis siebten Jahrhundert kontinuierlich bewohnt war. Einzigartig ist die sehr hohe Anzahl sowohl einheimischer als auch importierter Tongefässe, die bei den Ausgrabungen in Roca Vecchia ans Licht kamen. Auch die bereits während der mittleren Bronzezeit errichtete sehr massive Wehrmauer sucht in der Region ihres gleichen. Im Mittelalter und in der Renaissance wurde das Areal teilweise überbaut. Unweit davon befindet sich eine Höhle, die Grotta della Poesia, in der sich Spuren vorgeschichtlicher und antiker Kulthandlungen fanden, insbesondere tausende von Felsinschriften, Felszeichnungen oder Felseinritzungen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus bis in die Zeit der römischen Republik, darunter hunderte messapische Graffiti. In der Umgebung wurden ferner Reste vorgeschichtlicher und antiker Nekropolen entdeckt. Die Ausgrabungsstätte liegt wenige hundert Meter südöstlich des modernen Orts auf einer heute annähernd kreisförmigen, ins Meer ragenden Halbinsel. Durch Erosion hat sich die Grösse der Halbinsel seit der Antike verringert. Die Siedlung erstreckte sich während der Bronzezeit über eine Fläche von mindestens fünf Hektar. Westlich davon befand sich sehr wahrscheinlich eine weitläufige Lagune, so dass man sich der Siedlung nur von Südsüdwesten her nähern konnte. Der natürlich gut geschützte Ort wurde zusätzlich stets landeinwärts mit einer imposanten Wehrmauer befestigt. Bereits der Humanist De Ferrariis berichtet in seinem Werk De situ Japigiae von 1510 von einer antiken Siedlung und einer von Walter VI. von Brienne Mitte des vierzehnten Jahrhunderts erbauten und „Rocca“ genannten Festung.
Nach Otranto, einem der «schönsten Orte Italiens».
Vom Besuch von Roca Vecchia fahre ich noch 35 Kilometer der Küste entlang nach Otranto. Direkt am Hafen an der Via di Porto 3 sollte der ausgewählte Stellplatz des Agriturismo L’Agrumeto liegen. Doch an dieser Stelle ist nur noch ein leerer, öder Park. Ich habe aber Glück, denn gleich nebenan gibt es den Campingplatz Baia die Micenei an der Via Orto 1 (1-3) und bei diesem finde ich um die Mittagszeit noch einen der letzten Plätze. Die 15 Stellplätze sind dann bis am Abend belegt. Für mich jedenfalls war es das erste Mal, einen Campingplatz so nahe bei einer Sehenswürdigkeit anzutreffen. Ich gehe nun zu Fuss als erstes zum Castello Aragonese (4-10), das zwischen Hafen und Altstadt liegt. Von dort geht es auf der Festungsmauer (11) und durch Altstadtgassen (12) bis zum Ristorante Vecchia Otranto (13), welches ich mir für mein Mittagessen ausgewählt habe. Die Linguine mit Meeresfrüchten (14) und der grillierte Schwertfisch (15) waren sehr gut. Bis jetzt bin ich mit meiner Auswahl an Restaurants auf dieser Reise sehr zufrieden.
Otranto bei Wikipedia.
Otranto ist eine Hafenstadt mit 5’851 Einwohnern in der Provinz Lecce in Apulien und ist Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia (Die schönsten Orte Italiens). Die Stadt liegt am südlichen Ende der Ostküste Italiens auf der Halbinsel Salento, 35 Kilometer südöstlich von Lecce. Sie ist die östlichste Stadt Italiens. Die Meerenge, die der Stadt vorgelagert ist, wird als Strasse von Otranto bezeichnet. Archäologische Funde zeigen, dass Otranto bereits in der mittleren Bronzezeit besiedelt war. In der Jung- und Endbronzezeit bestanden Kontakte zur mykenischen Kultur Griechenlands, wie Funde mykenischer Keramik aus dem zwölften Jahrhundert vor Christus (Späthelladisch) beweisen. Im ersten Jahrhundert vor Christus liessen sich hier Messapier nieder, die in der ganzen Region zahlreiche Städte gründeten. Im achten Jahrhundert vor Christus, in der griechischen Kolonisation wurde Otranto Bestandteil der Magna Graecia und nach der Eroberung Süditaliens durch die Römer als Hydruntum ein wichtiger Verbindungshafen nach Epirus. Im Jahre 845 wurde Otranto erfolglos von den Sarazenen belagert. Nach dem Niedergang Roms gehörte es zum Byzantinischen Reich, wurde aber um 1070 von den Normannen erobert, die die Stadt stark befestigten und die 1088 geweihte Kathedrale errichteten. Durch die Verheiratung von Heinrich VI., dem Sohn von Kaiser Friedrich Barbarossa, mit Konstanze von Sizilien im Jahre 1186 und der Krönung Heinrichs zum König von Sizilien in Palermo 1194 gelangte Otranto unter die Herrschaft der Staufer und nach deren Untergang schliesslich in die Hände von Ferdinand I. von Aragón, König von Neapel von 1458 bis 1494. 1480 eroberten osmanische Türken Otranto als erste Ortschaft auf italienischem Boden. 1481 wurde die Stadt nach längerer Belagerung wieder von christlichen Streitkräften eingenommen. Die Übergabe erfolgte kampflos, da den Türken nach Verhandlungen zuvor freier Abzug gewährt worden war. Weitere Türkeneinfälle (1535, 1537, 1614 und 1644) führten zu einem Rückgang der Bevölkerung. Dass Napoleon seinem Polizeiminister Joseph Fouché den künstlich geschaffenen Titel Herzog von Otranto verlieh, hatte für die Stadt keine praktische Bedeutung. Nach der Ausdehnung von Sumpfgebieten und damit einhergehend der Malaria sowie infolge der steigenden Bedeutung von Handelsstädten wie Bari und Brindisi, die Handel und Gewerbe in Otranto beeinträchtigten, begann im zwanzigsten Jahrhundert mit der Trockenlegung von Sümpfen ein erneuter Aufschwung der Stadt. In den letzten beiden Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts hat sie sich zu einem beliebten Touristenort gewandelt, der besonders im Juli und August frequentiert wird. Dies hat die Wirtschaftsstruktur der im Vergleich zu Norditalien wirtschaftlich rückständigen Region verändert: Neben der Landwirtschaft ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Der früher in der Umgebung blühende Menschen- und Zigarettenschmuggel hat erheblich an Bedeutung verloren. Die sonst in Apulien häufig zu findenden Mafia-Familien treten nur noch selten öffentlich in Erscheinung. Anziehungspunkte der Stadt sind die Kathedrale Santa Annunziata mit Mosaiken von 1163, die Festung Castello Aragonese sowie die kleine byzantinische Kirche San Pietro und das Hypogaeum von Torre Pinta. Vor allem die von einer mächtigen Stadtmauer umschlossene Altstadt ist im Sommer eine Hauptattraktion; am Samstagabend ist sie der Treffpunkt der gesamten Umgebung Otrantos. Sonntagnachmittags wird die Uferstraße von der Porta Terra an für den Durchgangsverkehr gesperrt und für Fußgänger reserviert (Passeggio). Die Basilica minor aus dem zwölften Jahrhundert ist Sitz des Erzbistums Otranto. Hier befindet sich ein grosses Bodenmosaik. In der Kathedrale befinden sich zudem Reliquien der 800 Märtyrer von Otranto. Sehenswürdigkeiten in der Umgebung sind: die Alimini-Seen; Valle delle Memorie mit zahlreichen ehemals von Mönchen bewohnten Grotten; Grotta Romanelli mit steinzeitlichen Überresten; Grotta dei Cervi in der zu Otranto gehörenden Fraktion Porto Badisco mit Felsmalereien aus der Jungsteinzeit; Grotta Zinzulusa, berühmt wegen ihrer Stalagmiten und Stalaktiten.
OTRANTO. Uno dei borghi più belli d'Italia.
Am Nachmittag schlendere ich durch die kleine Altstadt Otrantos und sammle wahllos einige weitere Impressionen (1-15). Es ist Sonntag und viele Besucher sind gekommen. Manchmal wird es direkt eng in den schmalen Gassen und den unzähligen Galerien, Souvenirläden und natürlich Gelaterias.
Zur Küstenwanderung bei der Cava di Bauxite.
Es ist Montag, der 24. April 2023. Die Nacht schliesst sich noch den Vortagen mit 11 Grad nahtlos an, der Morgen bleibt sonnig, gegen Mittag zieht vermehrt Bewölkung auf und es wird etwas weniger warm wie zuletzt. Ich fahre heute von Otranto 64 Kilometer die schön angelegte Küstenstrasse weiter südlich hinab nach Santa Maria di Leuca. Zuerst halte ich aber noch im Zentrum von Otranto bei einem Ufficio Postale und begleiche eine Parkbusse. Auf dem grossen, am Morgen noch fast leeren Parkplatz in Alberobello habe ich übersehen, dass dort ein Parkverbot für Wohnmobile besteht. Ich bezahle 29 Euro statt 42 Euro, denn bei Zahlung innert 5 Tagen gewähren sie 30 % Ermässigung. Es soll mir eine Lehre sein. Mein erster Halt habe ich beim Cava di Bauxite geplant, einem kleinen See in einer Bauxitgrube. Leider findet sich auch dort keine Parkmöglichkeit für Wohnmobile in angemessener Reichweite, und ich muss auf diesen Besuch verzichten. Gut 10 Kilometer weiter gibt es dann eine Parkmöglichkeit mit einem Küstenpfad und ich beschliesse, diesem Pfad zu folgen. Ich bin dann gut eine Stunde unterwegs hin und zurück (1-5). Wieder gut 20 Kilometer weiter gibt es wieder einen Parkplatz beim Torre Minervino und auch dort gibt es einen kurzen Spaziergang (6-9). Nach weiteren 20 Kilometer erreiche ich mein heutiges Ziel, den Campingplatz Villa Paradiso in Marina di Fellonice, knapp 3 Kilometer ausserhalb von Santa Maria di Leuca. Der Platz und seine Einrichtungen sind alt, aber schön angelegt (10-12). Man fühlt sich fast wie in einem botanischen Garten (13-14), die Betreiber haben überall vor allem Kakteen gepflanzt. Zudem grenzt er sich gerade an die Strandpromenade an (15). Ich bin erst allen, am Abend gesellt sich noch ein italienisches Wohnmobil dazu.
Santa Maria di Leuca bei Wikipedia.
Santa Maria di Leuca ist eine am Meer gelegene Fraktion der italienischen Gemeinde Castrignano del Capo in der Provinz Lecce, Region Apulien. Die Ortschaft hat 1’263 Einwohner und auf ihrem Gebiet liegt die Punta Ristola, der südlichste Punkt Apuliens, der den Schnittpunkt zwischen dem Ionischen und dem Adriatischen Meer darstellt beziehungsweise den Übergang zwischen dem Golf von Tarent und der Strasse von Otranto. Laut Luigi Tasselli leitet sich der Name Leuca vom Namen der Sirene Leucàsia ab und 1992 schuf der salentinische Schriftsteller und Dichter Carlo Stasi eine Legende über die schöne Sirene Leucasia. Diese hatte sich in den messapianischen Hirtenjungen Melisso verliebt und versuchte ihn mit ihrem Gesang, dem bisher niemand widerstehen konnte, zu erobern. Melisso aber lehnte ihr Werben ab, weil er in die Aristokratin Aristula verliebt war. Die Sirene rächte sich, indem sie die beiden Liebenden mit den von ihren zwei Schwänzen entfesselten Wellen überwältigte und ertrinken liess. Ihre Körper wurden von der Göttin Minerva aus Mitleid in Felsen an den beiden Enden der Bucht verwandelt, die heute Punta Ristola und Punta Meliso genannt werden. Daraufhin verlor Leukasia ihre Stimme und tötete sich selbst. Ihre versteinerten Knochen bilden fortan die weissen Klippen von Leuca. Petrus soll hier bei seiner Reise nach Rom an Land gegangen sein und gepredigt haben. Dabei sei der Minerva-Tempel eingestürzt. Die Jungfrau Maria soll einigen Booten vor der Küste in Seenot geholfen haben, wonach Santa Maria dem Namen Leuca vorangestellt wurde. Die Gegend war bereits in der Altsteinzeit besiedelt. In der Grotta del Bambino wurde, neben Skelettteilen eines Elefanten auch ein Zahn eines Kindes der Gattung Homo neanderthalensis aus dem Mittelpaläolithikum entdeckt. In anderen Höhlen fanden sich ebenfalls Spuren steinzeitlicher menschlicher Aktivitäten. Recht bedeutend war die bronzezeitliche befestigte Siedlung die nach dem Punta Meliso, einem Kap im Osten des Orts, benannt ist. Sie erstreckte sich über den Gipfel des Kaps; Reste wurden vor allem neben Santa Maria de Finibus Terrae entdeckt. Die Siedlung entstand während der mittleren italischen Bronzezeit (siebzehntes bis dreizehntes Jahrhundert vor Christus) und kontinuierlich bis zur Endbronzezeit (im zehnten Jahrhundert vor Christus) bewohnt. Aus dieser Siedlungsphase stammen viele Fragmente mykenischer Keramik, die von intensiverem Handel mit Griechenland zeugen. Unweit von Punta Ristola befinden sich einige Höhlen, darunter die Grotta Porcinara, eine künstlich in den Kalksteinfelsen errichtete Höhle auf deren Wänden sich viele messapische griechische und lateinische Inschriften finden, die, zusammen mit Resten eines Altars und Votivgaben, von einem Kult zeugen, der hier für die Zeit zwischen dem achten Jahrhundert vor Christus und dem zweiten Jahrhundert nach Christus nachgewiesen ist. An verschiedenen Stellen des Territoriums von Leuca gibt es Spuren mittelalterlicher Ansiedlungen. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts erbaute Andrea Gonzaga, der erste Marchese von Alessano, den "Torre Vecchia", der später in "Torre degli uomini morti" umbenannt wurde. Im gleichen Jahrhundert liess auch Philipp II von Spanien einen Turm errichten. In jener Zeit trieben Räuberbanden ihr Unwesen und überfielen mehrmals die an der Küste lebende Bevölkerung. Aus diesem Grund wurden Küstensiedlungen immer wieder aufgeben und verlassen und oft nur von einigen Fischern bewohnt. Erst ab 1873 wuchs wieder das Interesse an diesem Ort und es wurden ab 1874 nach und nach Gebäude errichtet, die Santa Maria di Leuca zu einer grösseren Ortschaft werden liessen, die im Laufe der Zeit zu einem beliebten Ziel für Sommerurlauber wurde. Zunächst war der Ort vor allem bei reichen Apuliern beliebt, wovon einige Jugendstil-Villen zeugen, die ab 1900 erbaut wurden. In Santa Maria di Leuca endet der Aquedotto pugliese, eine Wasserleitung, die grössere Teile Apuliens und Kampaniens mit Wasser versorgt. Es handelt sich um das gröste Aquädukt in Europa. Mit dem Bau wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts begonnen; der Endpunkt in Santa Maria di Leuca 1941 erreicht. Sehenswürdigkeiten sind: Der 1864 erbaute Leuchtturm auf dem Kap Punta Meliso mit 102 Metern über Meer. Der Leuchtturm ist 47 Meter hoch und nach dem Leuchtturm von Genua einer der imposantesten Italiens; Die Basilika Santa Maria de Finibus Terrae, ebenfalls auf dem Kap gelegen, wurde in ihrer jetzigen Form zwischen 1722 und 1755 erbaut und gedenkt des Heiligen Petrus, der hier auf seiner Reise nach Rom Zwischenstation gemacht haben soll. Die der Heiligen Maria gewidmete Kirche ist namengebend für den Ort Santa Maria di Leuca. Es gibt Vorgängerbauten, die erste Kirche wurde 343 von Papst Julius I. geweiht. Ursprünglich soll an dieser Stelle ein Tempel für Minerva gestanden haben; In der Umgebung, oft direkt an der Küste, gibt es eine ganze Reihe von Höhlen, wie die Grotte delle Rade (unter diesen die Grotta del Diavolo und die Grotta Porcinara), die Grotte di Ponente (unter anderen Grotta del Drago) und die Grotte die Levante, die teilweise besichtigt werden können.
Stadt- und Hafenbummel, Jugendstil-Villen an der Promenade.
Francesco, der Betreiber, geschätzt doppelt so alt wie sein Campingplatz führt mich herum und erklärt mir, wo ich alles Wichtig finden kann. Er spricht nur italienisch, mit meinen wenigen Kenntnissen verstehe ich einiges, aber bei weitem nicht alles. Bea konnte die Sprache gut und ich habe sie früher immer vorgeschickt. Francesco empfiehlt mir das Ristorante La Conchiglia (1) gleich eingangs von Santa Maria di Leuca. Nachdem ich mit dem Velo dort ankomme, ist das Lokal von Einheimischen gut besetzt. Es gibt aber noch einen Tisch für mich und ich bestelle Ravioli di Pesce (2) und Tagliata die Manzo (2). Wie zuletzt ist auch hier Essen und Service sehr gut. Ich beginne nun den Spaziergang entlang der Promenade und den angrenzenden prächtigen Villen (4-11). Am Ende der Promenade geht ein schön angelegter Bohlenweg (12-13) rund um den ansehnlichen Hafen. Auf einer Nebenstrasse gehe ich zurück und treffe dort auf die Chiesa Christo Re (14). Und ganz am Ende des Städtchens hat auch dieses seinen Turm, den Torre dell'Omomorto (15) wie überall auf der Halbinsel Salento.
Mit dem Velo zu Grotten, Leuchtturm und Basilika.
Es ist Dienstag, der 25. April 2023. In der Nacht bleibt es leicht bewölkt, im Verlauf des Vormittags setzt sich aber markant die Sonne durch und es wird 20 Grad warm. Ich habe mich entschieden, heute noch einen Tag im botanischen Garten der Villa Paradiso zu bleiben. Als erstes besuche ich die Felsklippe Punta Ristola eingangs von Santa Maria di Leuca und spaziere gut eine Stunde auf die Klippe hinaus und zur Grotte del Diavolo (1-7). Ich kann zwar nur von oben den Eingang erkennen, denn das Innere der Grotte selbst ist nur vom Meer aus einsehbar. Jetzt in der Vorsaison werden aber keine Bootsausflüge angeboten. Nach diesem Naturschauspiel der Küstenbrandungen fahre ich mit dem Velo weiter auf die andere Seite von Santa Maria di Leuca auf das angrenzende Kap Punta Meliso mit dem Leuchtturm der Basilika. Spätestens jetzt fallen mir im Gegensatz zum gestrig fast verlassenen Ort die vielen Menschen auf, die die Strassen und Sehenswürdigkeiten heute beleben. Aus dem Internet lese ich dann, dass in Italien Feiertag ist. Man gedenkt an die Befreiung Italiens von den Faschisten am 25. April 1945. Der Leuchtturm (8) und die Basilika Santa Maria de Finibus Terrae (9-11) sind schlichte, aber nicht minder eindrucksvolle Bauwerke. In der Basilika wird gerade eine Messe gelesen (12). Und der Blick vom Kap auf Santa Maria di Leuca (13-15) ist ebenfalls eindrucksvoll.
Letzte Impressionen vom Mittag bis am Abend.
Vom Kap geht es wieder zurück ins Zentrum zum Mittagessen. Auch heute treffe ich mit dem alteingesessenen Strandrestaurant Lido Azzuro (1) eine gute Wahl. Es gibt zwei ausgezeichnete Gänge Risotto ai Gamberi (2) und Polpo fave e cicorie (3). Auf der Rückfahrt gibt es wahllos noch einige Motive am Strassenrand und an der Küste (4-12). Ich bin heute früh zurück im botanischen Garten der Villa Paradiso. Zeit für Pflege am Wohnmobil und noch etwas Carpe Diem auf dem Stellplatz. Am Abend umrunde ich nochmals den Campingplatz (13-15).
Nahes Etappenziel und Stadtbummel in einer Festungsstadt.
Es ist Mittwoch, der 26. April 2023. Wieder wird es ein schöner,
sonniger Tag mit 20 Grad, diesmal aber mit einer heftigen Meeresbrise von
geschätzt 50 Stundenkilometer Windstärke, die fast den ganzen Tag. Anhält. Ich fahre
heute 46 Kilometer auf der Landstrasse
von Santa Maria di Leuca nach Gallipoli, denn mein neues Ziel liegt nur unweit
nördlicher. Unterwegs gibt es aus meiner Sicht ausser Stränden wenig Interessantes, so dass ich eigentlich nur einmal kurz anhalte, weil mir die «Skyline» und
Umgebung von Ugenta (1-3) gefällt. Bereits vor zehn Uhr treffe ich beim Agricampeggio Torre Sabea (4-7) ein,
der etwas ausserhalb von Gallipoli ideal liegt für einen Stadtbummel mit kurzer
Velofahrt. Gleich an der Strasse vor der Einfahrt zeigt sich ein erster Blick
auf mein heutiges Ziel, die historische Festungsinsel Gallipoli (8). Nach einer knappen halben Stunde stehe ich auf dem Pier noch
auf dem Festland und blicke auf das eindrückliche Castello die Gallipoli (9) und
einen Teil der Festungsmauer (10). Ich fahre noch über die Brücke auf die
Festungsinsel, deponiere dort das Velo und entschliesse mich, als erstes die
Insel entlang der Festungsmauer zu umrunden (11-15). Mit Espressopausen benötige
ich gut eineinhalb Stunden für den Rundgang.
Gallipoli bei Wikipedia.
Gallipoli ist eine süditalienische Hafenstadt mit 20’182 Einwohner und liegt in Apulien, in der Provinz Lecce, am Golf von Tarent. Gallipoli besteht aus der Altstadt (centro storico) und dem Dorf (italienisch: Borgo), der Neustadt. Die Altstadt liegt auf einer Felseninsel und ist durch eine Brücke mit der auf dem Festland gelegenen Neustadt verbunden. Die Stadt wurde von griechischen Kolonisten als Kallipolis gegründet. Der griechische Name bedeutet übersetzt „Schöne Stadt“. 265 vor Christus verbündete es sich mit der benachbarten griechischen Kolonie Taras (Tarent) gegen die Römer. Der Widerstand wurde jedoch gebrochen. Die Eroberer erklärten die Stadt zu einem römischen Munizipium und stationierten eine Garnison. Die Römer nannten die Stadt „Gallipoli“. Im fünften Jahrhundert nach Christus plünderten die Vandalen die Stadt. Im Mittelalter war die Stadt zunächst normannisch, später staufisch, bevor sie 1266 unter Karl I. an das Haus Anjou fiel, unter dem das Castello errichtet und mehrfach umgebaut wurde. Die anrückenden Venezianer waren 1484 gegen starken Widerstand siegreich, zerstörten die Stadt aber nicht. Das franzosenfreundliche Gallipoli kämpfte 1809 gegen die englische Flotte. Gallipoli war bis 1986 Bischofssitz und hat ein Museum. Weiter sehenswürdig sind: Die Kathedrale Sant'Agata aus dem sechzehnten Jahrhundert; Das Castello di Gallipoli aus dem dreizehnten bis siebzehnten Jahrhundert.
Nach der Rundherum noch ins Innere der Festungsinsel.
Auf einem Ortsschild lese ich noch, dass Gallipoli sich auch Città del Poesia nennt. Nach dem Rundgang begebe ich mich nun also auf Spurensuche dieser Poesie und als nächstes zur Piazzetta Santa Teresa und der Kathedrale Sant'Agata (1-2). Der Turm der Kathedrale ist einsehbar, der Rest leider in Restauration und verhüllt. Ich sammle weiter Eindrücke der Altstadt (3-6) ehe ich zum Teatro Garibaldi und gleich daneben zum Ristorante Le Garibaldine komme (7). Innen ist alles besetzt, ich setze mich – trotz des Winds – draussen hin und bestelle Orecchiette ai Frutti di Mare (8) und Pescatrice con Panatura rustica (9). Wieder sind Essen und Service ausgezeichnet. Ich laufe anschliessend noch eine Stunde durch den Rest der Altstadt (10-15), ehe ich gegen vier Uhr wieder zurück zum Agricamper fahre, unterwegs bei Famila das Notwendigste noch einkaufe und den Abend in der untergehenden Sonne relaxe.
Mal wieder weg vom Meer ins Hinterland nach Matera.
Es ist Donnerstag, der 27. April 2023. Das Wetter bleibt unverändert schön, die Temperaturen steigen am Nachmittag wieder auf 20 Grad und die gestrige kühle Meeresbrise bleibt aus. Mir ist für einen Moment nicht nach Meer, auch nicht nach Grossstadt und so lasse ich die beiden als Nächstes geplanten Aufenthalte in Porto Ceresio und Taranto aus. Ich fahre heute deshalb 196 Kilometer von Gallipoli nach Matera. Wir waren früher zusammen schon einmal dort, aber die Sassi sind immer ein Besuch wert. Gleich nach der Abfahrt Agricamper nehme ich noch den gleichnamigen Torre Sabea (1), der an meinem heutigen Weg liegt. Sonst ist die knapp fünfstündige Fahrt durch das Küstenhinterland nach Norden vorbei an den ausgelassenen Porto Ceresio und Taranto verbunden mit schönen Landschaften, aber kaum Sehenswertem. Ich halte einmal zum Tanken in Nardo und auf einem einsamen Parkplatz (2) nahe von Massafra beim Parco Regionale Terre della Gravine. Zum Schluss geht die Fahrt stockend quer durch die Neustadt von Matera, bevor ich ausgangs Matera gegen zwei Uhr hinunterblicken kann auf mein Ziel, die Azienda Agrituristica Masseraia del Pantaleone (3-4). Was für ein Name, aber er verspricht nicht zu viel. Schön angelegt und man wird zuvorkommend behandelt. Ich fahre gleich mit dem Velo noch zum historischen Zentrum von Matera, um einen ersten Überblick zu erhalten. Den erhalte ich auch bald nach der Kirche Sant'Antonio Abate (5-6) beim Museo Domenico Ridola (7-8) und seinem Rundblick von der Terasse (9-10). Die Zeit ist inzwischen fortgeschritten, so setze ich mich gleich daneben in das Ristorante Van Gogh (11) und bestelle ein Carpaccio di bresaola (12) und eine Pizza Quattro Formaggi (13). Von dort beginne ich dann den Itinerario turistico, der mich schon bald zur Kathedrale (14-15) bringt.
Matera bei Wikipedia.
Matera ist eine Stadt in der süditalienischen Region Basilikata mit 60.411 Einwohnern und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt ist Sitz des Erzbistums Matera-Irsina. Bekannt ist Matera für seine Altstadt, die zu einem erheblichen Teil aus Höhlensiedlungen – den Sassi – besteht. Diese gehören seit 1993 zum UNESCO-Welterbe. 2014 wurde Matera als erste Stadt in Süditalien zur Kulturhauptstadt Europas 2019 gewählt. Matera liegt etwa 200 Kilometer östlich von Neapel und jeweils gut 50 Kilometer südwestlich von Bari und nordwestlich von Tarent. Die Stadt liegt auf der karstigen Hochebene der Murgia oberhalb des tief eingeschnittenen Tales des Gravina di Matera. Das Gemeindegebiet hat Anteil am Parco Regionale delle Chiese rupestri del Materano. Der historische Teil von Matera ist in die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveoso aufgeteilt. Die Höhlensiedlungen der Umgebung sind ein aussergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Das bereits seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet kann als eine der ältesten Städte der Welt gelten. Die Stadt Matera wurde vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus 251 vor Christus Als Matheola gegründet. Nach der griechischen, römischen, langobardischen und byzantinischen Geschichte, die Matera mit ganz Süditalien teilt, verwüsteten im Jahr 938 Sarazenen den Ort. Er kam 1043 unter normannische Herrschaft, wurde Königssitz und gelangte so zu beträchtlichem Reichtum. Diese Blüte setzte sich unter der anschliessenden Herrschaft der Staufer und Anjou fort, 1270 wurde die Kathedrale von Matera fertiggestellt. In den nächsten Jahrhunderten wurde Matera von lokalen Adeligen beherrscht, wobei es zu Rivalitäten, Machtkämpfen und Revolten kam; so wurde 1514 der neapolitanische Graf Giancarlo Tramontano bei einem Aufstand der Materaner getötet. Während Matera bis 1663 zu Apulien bzw. der Küstenstadt Otranto gehörte, wurde es anschliessend zu Lukanien bzw. zur Basilikata gerechnet, wurde 1806 deren Hauptstadt, bis es nach einer Verwaltungsreform zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wurde, die etwa die Hälfte der Basilikata umfasst. Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Kulturschande, dass in Italien Menschen immer noch in Höhlen ohne Strom und fliessendes Wasser lebten. 1948 lebten 15.000 Menschen in 3300 Räumen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde. Carlo Levis Erinnerungsbuch Christus kam nur bis Eboli (1944) und der gleichnamige Film von Francesco Rosi (1978) machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltbekannt. So wurden die Bewohner in den 1950er und 1960er Jahren in neugebaute Wohnblocks umgesiedelt. Die ehemalige Handelsstadt und Lokalmetropole wurden durch die Industrialisierung des Basento-Tales zur (kleineren) Industriestadt. Da die Sassi heute eine Museumsstadt bilden, gewinnt auch der Tourismus zunehmend an Bedeutung. Sehenswert sind die Höhlensiedlungen Sassi di Matera, die in der an den steilen Felshängen des zerklüfteten Flusstales der Gravina gelegenen Altstadt Materas liegen. Die Sassi wurden 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Von mittelalterlichen Chronisten wurden sie „Spiegel des gestirnten Himmels“ genannt, der Schriftsteller Carlo Levi verglich sie dagegen mit der trichterförmigen Hölle Dantes. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Felsenkirche San Pietro Barisano, Santa Maria dell’Idris e San Giovanni' in Monterrone, Santa Lucia alle Malve, die Kirche Sant'Antonio Abate, San Pietro Caveoso, die Kathedrale, die Torre Metellana und die Casagrotta. Das Castello Tramontano wurde Anfang des sechzehnzen Jahrhunderts von Gian Carlo Tramontano, dem Grafen von Matera, ausserhalb der Stadtmauern errichtet. Er wollte damit nicht die Stadt schützen, sondern Kontrolle über diese ausüben. Das Kastell mit seinen drei grossen Türmen liegt auf einem Hügel, genannt „Lapillo-Hügel“, über der Altstadt von Matera. Der Graf war wegen des Eintreibens hoher Steuern beim Volk sehr verhasst. 1514 wurde er auf offener Strasse getötet. Der Bau blieb unvollendet. Ursprünglich waren noch weitere Türme geplant, was man aus Grabungsfunden erkennen konnte. Bei Ausgrabungen wurden auch grosse unterirdische Wasserspeicher mit Säulen und Deckengewölben gefunden. Die Grabungsfunde gaben auch Anhaltspunkte, wie die Menschen dieses Zeitalters lebten. Matera beherbergt mehrere Museen, darunter das Museo Archeologico Nazionale „Domenico Ridola“ mit archäologischen Exponaten von der Ur- und Frühgeschichte über die antiken Kulturen bis hin zum Mittelalter. Hinzu kommen das Museo Laboratorio della Civiltà Contadina, das sich alten Handwerken verschrieben hat, das Museo della Scultura Contemporanea, das moderne Skulpturen zeigt, sowie das Museo dell’olio di oliva, das sich Anbau und Verarbeitung von Oliven widmet.
Weiter geht’s am späteren Nachmittag auf dem Itinerario turistico.
Der Weg führt mich nun zig-Treppen durch Gassen (1-6) und auf Kopfsteinpflasterstrassen hinab fast zur Talsohle, um anschliessend wieder hoch zur imposanten Kirche des Klosters Sant Agostino (7). Von dort führt der Itinerario der Via Bruno Buozzi (8) entlang zur Piazza San Pietro Caveoso mit der Chiesa di San Pietro e Paolo (9-11), auf der James Bond in seinem letzten Film 2021 die Räder durchdrehen liess. Dort blicke ich hinüber auf die andere Seite der Schlucht und die Grotten (12) der Murgia Matera und entscheide, morgen auf einer Velotour dorthin zu fahren. Jetzt ist Zeit, wieder die Gassen (13-14) zurück zum Museo aufzusteigen und langsam an die Rückfahrt zur Azienda Agrituristica. Unterwegs treffe ich noch auf eine Panificio, die das bekannte Brot von Matera (15) ausgestellt hat. Der Leib hat geschätzt 60 Zentimeter Länge oder vermutlich 10 Kilo. Eine Familiensache.