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Wohnmobiltour im Norden von Polen
Wohnmobiltour im Norden von Polen

Wohnmobiltour im Norden von Polen

Wohnmobiltour durch das nördliche Polen von Kujawien-Pommern über Masuren bis Podlachien
freeontour
FREEONTOUR

Autor: Jörg Berghoff, Titelbild: Jörg Berghoff

Polen wird bei Wohnmobilisten und Campern immer beliebter. Dafür sorgen ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis ebenso wie eine stetig verbesserte Infrastruktur. Die polnische Gastfreundschaft ist ein weiteres Plus, mit dem das Land auch für individuelle Wohnmobilrouten interessant wird. Freeontour stellt eine Auswahl interessanter Reiseziele in Nord-Polen vor - von Kujawien-Pommern über Masuren bis nach Podlachien im Nordosten des Landes.

Station 1: Architektur & Kultur in Bydgoszcz 

Die Stadt Bydgoszcz (Bromberg) ist mit ihren 360.000 Einwohnern die größte Stadt der Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Zum besonderen Reiz der Stadt tragen gleich mehrere Wasserwege bei, denn Bydgoszcz liegt einerseits an Brda (Brahe) und Wisła (Weichsel) und ist zusätzlich über den Bromberger Kanal auch mit der Oder verbunden. Durch diese Lage blühte hier einst der Handel, wovon noch heute zahlreiche Speichergebäude, königliche Brauhäuser und Salzlagerstätten zeugen. In der Altstadt südlich der Brda sind zahlreiche historische Gebäude, vorwiegend im klassizistischen Stil, erhalten geblieben.  Sehenswert ist beispielsweise das Rathaus aus dem 17. Jahrhundert am alten Markt, die St.-Martin-und-St.-Nikolaus-Kathedrale mit ihrer 500 Kilogramm schweren Bronzetür und auch die ehemalige Grützmühle am Pfarrwehr. Auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite des Marktes kann man außerdem jeden Tag um 13:13 Uhr und um 21:13 Uhr in einem Giebelfenster des Hauses Nummer 15 die Figur des Pan Twardowski beobachten, die sich höhnisch vor dem Publikum verneigt. Herr Twardowski soll ein Zauberer gewesen sein, der sich der Legende nach im Jahr 1560 in Bydgoszcz aufgehalten hat und eine Art polnischer Doktor Faustus darstellt. 

Wer dem Fluss entlang in Richtung Brückenstraße (Mostowa) folgt, dem eröffnet sich der Blick auf die drei malerisch an der Brahe gelegenen Kornspeicher aus Fachwerk. Das offizielle Stadtsymbol stammt aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Heute beherbergen sie das Bezirksmuseum. In der Nähe der Jerzy-Sulima-Kamiński-Brücke befindet sich auch das meist fotografierte Stadtpanorama - inklusive der Skulptur des über den Fluss balancierenden Seiltänzers. Auch die Mühleninsel ist einen Abstecher wert. Ihr zentraler Teil sind die wuchtigen Rothermühlen, ein Mühlenkomplex aus den Jahren 1848/1849. Folgt man der Münzstraße (Mennica), gelangt man zu den Bürgerhäusern, die sich über den Fluss Młynówka erheben. Dieser Gebäudekomplex wird auch Bromberger Venedig genannt, da er früher beinahe direkt aus dem Wasser emporstieg.  

Station 2: Besuch im gotischen Kleinod Toruń in Kujawien-Pommern 

Polen ist berühmt für seine Gänse und das Zentrum der Gänsemast liegt in der reizvollen Region Kujawsko-Pomorskie. Dort liegt auch die Stadt Toruń (Thorn) an der Weichsel mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern, der schon seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Den berühmten Gänsen begegnet man dort zwar nur an Markttagen, dafür sorgt aber das Thorner Pfefferkuchen-Museum für ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Und im Regionalmuseum gibt es reichlich gotische Sakralkunst, Portraits polnischer Monarchen und Gemälde aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Natürlich kommt auch keiner an dem imposanten Denkmal des Nikolaus Kopernikus vorbei, denn der berühmte Astronom wurde 1473 in Toruń geboren und ging hier zur Schule. Da wundert es kaum, dass die angesehene Universität der Stadt seinen Namen trägt. Ein Spaziergang durch die schöne Altstadt mit ihren gotischen Gewölben und barocken Bürgerhäusern lässt sich hervorragend mit einem Abstecher in eine der mehr als hundert Gaststätten verbinden. Beim Durstlöschen ist aber Vorsicht geboten, sonst kommt einem der Schiefe Turm der Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert, der sich schon anderthalb Meter geneigt hat, plötzlich noch gerade vor.

Hinweis zum Parken: Die Altstadt von Toruń darf nur von Anwohnern befahren werden, für den übrigen Verkehr ist sie gesperrt. Es empfiehlt sich, den Camper auf dem Campingplatz Tramp auf der anderen Seite der Brücke abzustellen. Unweit der Altstadt im Bereich der Brücke gibt es zwar einen großen Parkplatz, der aber schnell belegt sein kann.  

Station 3: Entspannung und Kultur in Masuren

Die Masurische Seenplatte ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet Europas, Rückzugsgebiet vieler bedrohter Vogelarten und bestens geeignet für Wanderer und Wassersportler. Entsprechend kann und sollte man hier auch mehrere Tage Aufenthalt einplanen. Eine gute Basisstation dafür ist der Campingplatz Wagabunda in Mikolajki, in dessen Umgebung sich eine ganze Reihe Ausflugsziele und Outdooraktivitäten anbieten. Dazu zählt beispielsweise in Galkowo der Salon Marion Gräfin Dönhoff. Dort erzählt die langjährige Polen-Korrespondentin Renate Marsch-Potocka von der Gräfin, der Geschichte Masurens und den aus Russland stammenden Phillipponen, die früher in den hiesigen Dörfern lebten. Im Anschluss bietet sich die Möglichkeit zu einer kleinen Wanderung zum Krutyna-Fluss, um dessen sanfte Landschaft hautnah zu erleben. Wer möchte, kann hier auch eine Kanutour auf dem zahmen Krutinnen-Flüsschen unternehmen. 

Weitere Ausflugsziele vom Campingplatz aus sind die Mühle Zielony Lasek sowie die Orte Wesjsuny und Wierzba. Auch Luknajno und das UNESCO-Biosphärenreservat Jezorio mit dem Lucknainer See bieten sich zum Paddeln oder Wandern an - ebenso wie Polens größter See, der Spirdingsee. Die imposante Wassermühle Zielony Lasek mit dem intakten Mühlenwehr wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Die ehemalige Getreidemühle ist heute noch funktionsfähig und ein Musterbeispiel für die typische Fachwerkarchitektur in Masuren. Die im Zeitraum zwischen 1800 und 1950 entstandenen Gebäude und Bauernhäuser wurden aus lokalen Baumaterialien wie Holz, Feld- und Backsteinen errichtet, die als auffälligstes Merkmal auch mit Holzarbeiten verzierte Giebel besitzen. In den Dörfern entlang der Krutynia, insbesondere in Wojnowo, sind viele dieser Holz- und Backsteingebäude erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz. Die Krutynia, auch Königin der masurischen Flüsse genannt, bildet mit 20 Seen und kleineren Flüssen die 100 Kilometer lange Krutynia-Wasserwanderroute. Im Flussabschnitt von Zielony Lasek bis nach Rosocha ist sie besonders flach und fließt mit stärkerer Strömung in Richtung Süden. An der Mühle bei Zielony Lasek gibt es außerdem einen schönen Biergarten.

Gastro-Tipp: In Rydzewo im Restaurant Czarny Labadz kann man typische Speisen der Region probieren, natürlich gibt es auch hier einen leckeren Piroggen und Gänsebraten. In der Abenddämmerung ziehen dann Störche und Reiher am Horizont über die Silhouette des Sees, springen hier und da Fische nach den Mücken, rufen Frösche nach Begleitung durch die immer schwärzer werdende Nacht am Niegocin-See.

Wer zum Gänsebraten einen leckeren Rotwein genießen möchte, findet in Rydzewo übrigens auch drei Campingplätze zur Auswahl.  

Station 4: Ausflugsziele rund um Gizycko

Touristisches Zentrum der Masurischen Seenplatte ist insbesondere im Sommer die Stadt Gizycko, das ehemalige Lötzen. Die mehr als 100 Seen rund um die Stadt, die selber direkt am Niegocin-See liegt, ist ein Zentrum für Wassertourismus. Zu den Sehenswürdigkeiten von Gizycko gehört u.a. die Feste Boyen, die Mitte des 19. Jahrhunderts als ein wichtiges Bollwerk Preußens errichtet wurde.  Besonders interessant ist hier die Drehbrücke über den Lötzener-Kanal zwischen Festung und Stadt: Noch heute wird sie mit ihrem Gewicht von 100 Tonnen von Hand betrieben und nach festem Zeitplan alle 30 Minuten geöffnet. In der Stadt selbst gibt es eine große Zahl an Cafés und Restaurants und auch mehrere Campingplätze gibt es in der Nähe. Wem der Trubel hier zu viel ist, dem sei ein Ausflug zum weniger frequentierten Golapiwo-See empfohlen - entweder für eine Kajaktour oder auch für eine Fahrradtour von Kruklanki nach Sztynort. Auch der imposante Palast und der Yachthafen von Sztynort lohnen einen Besuch. 

Stationen 5 & 6: Urwaldfeeling in Podlasie 

In Podlasie beziehungsweise Podlachien finden Naturliebhaber, Wander- und Wohnmobil-Reisende ein kleines Paradies. Die Region liegt im äußersten Nordosten von Polen und gilt mit insgesamt vier Nationalparks als eines der Naturparadiese des Landes. Überall findet man in dieser Woiwodschaft Zeugnisse der multikulturellen Geschichte und Gegenwart. Podlasie umfasst eine Gesamtfläche von 20.180 Quadratkilometern und zählt lediglich 1,2 Millionen Einwohner. Bei einer Bevölkerungsdichte von 60 Einwohnern pro Quadratkilometer liegt Podlasie damit auf Platz zwei der am dünnsten besiedelten Regionen Polens. Die Hauptstadt Białystok zählt immerhin rund 290.000 Einwohner und besitzt als Standort eine gute Infrastruktur, was man von der Autobahnverbindung E 67 zwischen Warschau und Bialystok bisher nur auf Teilstrecken behaupten kann, aber es wird eifrig gebaut. Die Landschaften Podlachiens prägen eiszeitliche Hügellandschaften und die Ausläufer der Masurischen Seenplatte im Norden, weite Flussgebiete im Zentrum und eine der letzten zusammenhängenden europäischen Urwaldflächen im Südosten der Region.

Jüdisches Leben in Tykocin

Bevor es in den Nationalpark geht, steht aber zunächst ein Abstecher in die barocke Residenzstadt Tykocin auf dem Programm. Sie strahlt ein durchaus zauberhaftes Flair aus und war einst ein Zentrum der jüdischen Bevölkerung. Um 1800 stellten sie etwa 70 Prozent der Einwohner, wovon die bis heute erhalten gebliebene barocke Synagoge im Stadtzentrum zeugt. Das 1642 errichtete Gebäude dient heute als Museum der Jüdischen Geschichte. Der Jüdische Friedhof im Westen der Stadt wurde bereits im Jahr 1522 angelegt, der älteste erhaltene Grabstein ist auf 1791 datiert. Weitere sehenswerte Barockgebäude sind die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit sowie das Bernhardiner-Kloster. Aus dem 16. Jahrhundert stammt das Schloss, das vor kurzem wiederaufgebaut wurde. Nicht verpassen sollte man außerdem ein Essen im Restaurant Tejsza, das traditionelle jüdische und polnische Küche verbindet. Ein Muss ist darüber hinaus ein Besuch unweit von Tykocin im kleinen europäischen Storchendorf Pentowo. Im Sommer kann man hier mehr als 20 Storchenfamilien beobachten.

Abstecher in den Bialowieski Nationalpark  

Auf halber Strecke zwischen Tykocin und Białystok befindet sich der Narew-Nationalpark. Ein dichtes Netz aus schilfbestanden Flussarmen, die immer wieder ihren Verlauf ändern, bietet einer Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten ein wichtiges Rückzugsgebiet, auch für seltene Vogelarten wie Kampfläufer und Seggenrohrsänger. Die Narew trägt daher auch den blumigen Namen Polens Amazonas. Wer möchte, kann hier zusätzlich einen Zwischenstopp einlegen. Letzte Station dieser Tour ist aber der Bialowieski-Nationalpark - das älteste Naturschutzgebiet Polens und Heimat der größten freilebenden Wisent-Herde des Landes. Bialowieza, das unweit der weißrussischen Grenze gelegene Urwalddorf, zählt zwar nur rund 3.000 Einwohner, dafür aber immerhin zwei Campingplätze. Im Ort befindet sich auch seit 1932 die Verwaltung des Nationalparks. Bialowieza wurde im 17. Jahrhundert als Gutshof zur Jagdresidenz des litauischen Großfürsten gegründet. Der 50 Hektar große Palastpark wurde Ende des 19. Jahrhunderts um das Jagdschloss des Zaren herum angelegt. Eine Reihe der historischen Bauten des Palastparks hat den Krieg unbeschadet überstanden. An Stelle des Zarenpalastes, der 1944 von deutschen Truppen gesprengt wurde, steht heute das sehenswerte Informationszentrum des Nationalparks mit einem naturkundlichen Museum. 

Zeit einplanen sollte man aber natürlich auch für Wanderungen im Nationalpark selber: Neben mehr als 300 freilebenden Wisenten bieten die großen Mischwälder auch einen Lebensraum für Hirsch, Elch, Wolf, Luchs und Biber und etwa 120 nistende Vogelarten. Der wertvollste Parkabschnitt steht allerdings unter strengem Naturschutz und ist ausschließlich mit Führung zugänglich. 

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