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Winterflucht und Entdeckungsreise nach Marokko
Winterflucht und Entdeckungsreise nach Marokko

Winterflucht und Entdeckungsreise nach Marokko

Wandern und Mountainbiken im Atlasgebirge
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FREEONTOUR

Autor: Marius Schwager, Fotos: Marius Schwager

Das Land der Gewürze und Berber ist das europäische Tor zu Afrika. Marokko begeistert mit vielfältigen kulturellen Reizen, Sonne, Sandstränden und leichter Erreichbarkeit vom europäischen Festland aus. Zwischen Atlantik, Marrakesch und dem Hohen Atlas-Gebirge fällt die Wahl zwischen Strand, Kultur und Landschaftsgenuss nicht leicht. Gleichzeitig lockt das Atlas-Gebirge mit tollen Wanderungen und Mountainbike-Touren. 

Kultur(en)vielfalt in der Medina in Marrakesch

Marokko wurde 1080 als Staat gegründet, ist souverän seit 1956. Fluggesellschaften zählen Marokko noch zum Europäischen Flugraum, die Anreise ist unkompliziert und schnell. Von den 32 Millionen Menschen, die hier am nordwestlichen Zipfel Afrikas leben, sind elf Millionen offiziell Analphabeten. Mehr als jeder Zweite der über 14-Jährigen kann weder lesen noch schreiben.

Der wohl größte sichtbare kulturelle Unterschied fällt jedem sofort auf, der aus den Transitzonen an Flughafen oder Hafen kommt. Hier ist der Markt noch echt gelebtes Marktleben. Es wird um Kunden und Preise gerangelt, gefeilscht, manchmal gebrüllt. Viele Europäer fühlen sich damit direkt erstmal unwohl und touristisch „abgezockt“. Dabei ist dies eher der falsch verstandenen europäischen Höflichkeit geschuldet. Ein Angebot wird hier eher entgegengebrüllt, ohne dass ein „danke, nein“ erwartet wird. Ein „danke, nein“ wird eher als Aufforderung verstanden, den Preis zu senken oder das Angebot zu bekräftigen. Wer etwas erwerben will, kauft, feilscht und fuchtelt mitunter theatralisch umher. Ein guter Deal ist hier nicht mit einem Werbeplakat angepriesen. Ein guter Deal ist im Zweifelsfalle dann erreicht, wenn beide Parteien zähneknirschend zustimmen und das Gefühl haben, vom anderen übers Ohr gehauen worden zu sein. Wer sich auf das Marktleben einlässt und mit einem Augenzwinkern handelt und weniger einen festen Preis erwartet, geht definitiv leichter durch das marokkanische Alltagsleben.

Der wohl angesagteste Treffpunkt der verschiedenen marokkanischen Teil-Kulturen ist die Altstadt von Marrakesch. Während um die Stadt ein halbes Dutzend moderne Golfressorts für den Jetset entstehen, ist die Altstadt fast wie eine Zeitreise in längst vergangene Zeiten. Eine Mischung aus vielen Kulturen und durch historische Begebenheiten hat diese Offenheit, auch gegenüber dem modernen Tourismus, ermöglicht. Wer das echte Marokko kennenlernen will, sucht sich einen Wochenmarkt in einem kleinen Ort: Menschen drängen dicht aneinander. Die Luft ist trüb vom aufgewirbelten Sandstaub. Buntes Plastikgeschirr aus China zwischen lokaler Gewürzauswahl. Ein Kartonhocker mit halbwarmen, bluttropfenden Ziegenköpfen. In der Bretterbude gegenüber wird auf Gaskochern frische Tajine, eine Art Eintopf, zubereitet. Es riecht nach Mensch, Tier, Gewürzen und frischgebrühtem Minztee. 

Sandstrände und sanfte Brise am Atlantik – Essaouira

Das portugiesisch geprägte Essaouira zählt zu den schönsten Städten Marokkos und gehört zum Pflichtprogramm jeder längeren Reise. Hier an der Atlantikküste, etwa 240 km nördlich von Agadir, leben die Bewohner zwar großteils vom Tourismus, dennoch ist die Altstadt mit lebendigem, authentischem Marktleben gefüllt. Das Leben wurde hier seit jeher durch Wind und Meer geprägt. Das Stadtbild wird von den weiß-blauen Häusern dominiert, die zusammen ein überschaubares Gassenlabyrinth bilden und den Charme des Vergangenen festhalten. Viele marokkanische Künstler haben ihre Wirkungsstätte in die touristisch, aber dennoch authentisch erhaltene Altstadt verlegt. Am Markt gibt es täglich fangfrischen Frisch und Meerestiere aller Art. Wer mutig ist, isst sie gleich an einem der Straßenstände auf der Hand.

Das Atlasgebirge als Hotspot zum Wandern und Mountainbiken 

Etwa zwei Autostunden östlich von Marrakesch befindet sich in Imlil das touristische Bergsteigerzentrum. Hier werden neben Wandertouren und blutig tropfenden Schafsköpfen auch Wanderausrüstung und Komplettangebote feilgeboten. hier bieten sich das Wandern, Mountainbiken und das Entdecken der Berber Kultur an. Ab etwa Dezember muss man in den hohen Atlas-Regionen mit Schnee rechnen. Was nicht heißt, dass der Atlas damit schneereich oder schneebedeckt wäre oder generell kalt. Bis 2.000 m erstrecken sich weitläufige sanft geneigte Hügelketten und laden bei angenehm kühlen Temperaturen zum Wandern ein – im Sommer dagegen hätte man hier mit 40°C und mehr zu kämpfen. Die meist sanften und uralten Wegverbindungen zwischen den Tälern und Dörfern sind ein tolles Revier für Mountainbiker. Wo seit Jahrhunderten Esel diverse Waren transportieren, schaffen es gute Mountainbiker, die Wege auch mit ihrem Zweirad zu bezwingen. Zwischen den meisten Dörfern gibt es ohnehin mit Auto befahrbare Staubpisten oder geteerte Straßen, die für Gelegenheitsbiker eine naturnahe Erfahrung im Land der Berber ermöglichen.

Bergwanderung auf den Toubkal

Der Toubkal ist der höchste Berg Nordafrikas und ein beliebtes Reiseziel für ambitionierte Skitourengeher und Hobby-Wanderer. Dezember bis April kommen zahlreiche Skitourenfreunde hierher auf der Suche nach dem berühmten Afrikafirn. Fündig wurden sie in den letzten Jahren selten, zu gering war die Schneelage. Gipfelstürmer sollten ab November mit Schnee rechnen – auch wenn der oft nur mittelprächtig geeignet zum Skifahren ist. Eine Besteigung des Jebel Toubkal gelingt dank des oft sehr eisigen Schnees und mit Hilfe eines ortsansässigen Guides und Leihausrüstung (vor Ort erhältlich) oftmals auch ohne Ski. Erst im Frühling findet man hier genüsslichen Afrikafirn.

Die Wanderung auf den Toubkal ist eine klassische Bergwanderung. Insgesamt sind rund 2.500 Höhenmeter zu bewältigen, der Gipfel liegt auf ca. 4.200 m Höhe. Erfahrene Bergsteiger genießen den Aufstieg insbesondere in der Nebensaison. Gerade im Frühwinter sind die beiden Berghütten recht leer und es geht sich entspannt, ohne von 200 Maultieren überholt zu werden. Wer es eher flach und warm mag, der sollte die östliche Seite des Atlasgebirges ansteuern. Hier hat die Sahara-Wüste ihre nördlichen Ausläufer. 

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Tajine ist das klassische Marokkanische Kartoffelgericht.
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Sonnenaufgang am Toubkal
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Fangfrischer Fisch in Essaouira

Reiseinformationen und Tipps Mountainbike Marokko

Anreise: Von den meisten Flughäfen gibt es Direktflüge oder gute Umsteigeverbindungen. Geld direkt vor Ort am Flughafen tauschen oder z. B. per Kreditkarte abheben. Euro und USD werden auch meist (gegen schlechteren Kurs) akzeptiert. Wer sein Bike mit dem Flieger transportieren will, sollte auf eine gute Transportverpackung achten.

Wer mit dem eigenen Wohnmobil nach Marokko reisen möchte, kann ab Spanien verschiedene Fährverbindungen nutzen, z. b. von Algeciras, Barcelona oder Malaga nach Tanger Med oder nach Nador ab Almeria, Barcelona oder Tarifa.

Camping in Marokko: Marokko verfügt über eine Reihe an Campingplätzen, die nicht zuletzt bei Campern beliebt sind, die in Marokko den Winter und das Frühjahr verbringen möchten. Offiziell ist das Wildcampen - wie in vielen anderen Ländern auch - nicht erlaubt. Diversen Erfahrungsberichten zufolge soll es aber dennoch - mit Einschränkungen - möglich sein. Sowohl aus Sicht der Sicherheit als auch der Umweltverträglichkeit (Müllentsorgung etc.) wird aber definitiv der Aufenthalt auf einem Campingplatz empfohlen.     

Generelles: Preise sind in Marokko fast immer Verhandlungssache und feilschen ist Volkssport und Teil der Kultur. Das Spiel kann und sollte man gerne mitspielen, die wichtigen Punkte des Geschäfts jedoch immer klar auf den Punkt formulieren. Stets freundlich und fair bleiben. In touristischen Bereichen im Zweifelsfall die Polizei dazu rufen. empfehlenswert ist auch, für Kinder am Wegesrand kleine Geschenke, sogenanntes „Bakschisch“, bereitzuhalten: Früchte, Schulutensilien, Süßigkeiten etc.

Anforderung fürs Mountainbiken auf dem Toubkal: Bergerfahrung und sicheres Biken auf hochalpinen Wegen ist absolut notwendig. Alpine Wanderpfade, Spitzkehrentechniken sinnvoll, teilweise Absturzgefahr, Trittsicherheit nötig. Keine organisierte Rettung möglich! Aufstiege mit Rad schieben/tragen bis 1.000 Höhenmeter. Höhenakklimatisierung vor Ort oder in den Alpen ist empfehlenswert. Der höchste Übernachtungspunkt ist die Toubkalhütte (Refuge Toubkal) mit 3200m.

Ausrüstung fürs Mountainbiken auf dem Toubkal: Zusätzlich zur Standard-Tourenausrüstung ist ein erweitertes Bike-Reparaturset Pflicht. Vor Ort in Imlil gibt es neue Schläuche und Ketten, mehr wird man nicht finden. Schlafsack für die Hüttenübernachtung notwendig. Steigeisen und Eispickel kann man optional, sofern Schnee liegt, beim Guide leihen.

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