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Per Camper entlang der Barockstraße
Per Camper entlang der Barockstraße

Per Camper entlang der Barockstraße

Mit Wohnmobil oder Caravan die Sehenswürdigkeiten der Oberschwäbischen Barockstraße entdecken
freeontour
FREEONTOUR

Autor: Thomas Krämer, Titelbild: Thomas Krämer

Wer auf Prachtbauten steht, sollte unbedingt einmal durch Oberschwaben reisen. Die Barockstraße führt zu den Highlights einer Zeit, die in all ihrer Widersprüchlichkeit für Geschichte begeistern kann - mit Klöstern und Kapellen, Abteien und Kirchen, prunkvollen Schlössern und Adelssitzen. Freeontour stellt die schönsten Stationen und Sehenswürdigkeiten vor. 

Wo verläuft die Barockstraße?

Die Donau trennt die raue Schwäbische Alb von der lieblichen Landschaft Oberschwabens. Sie haut eine Lücke zwischen dem protestantischen Norden und dem katholisch geprägten Süden. Außerdem verdeutlicht sie den Unterschied zwischen den kargen, von Kalksteinen übersäten Äckern in Richtung „Schtuagert“ und dem grünen, von Wäldern und Wiesen geprägten Hügelland, das sich südlich der Donau bis zum Bodensee und der Alpenkette erstreckt. Mitten durch diese Landschaft führt die Oberschwäbische Barockstraße, die erst 2020 um drei barocke Perlen ergänzt wurde: die klanggewaltige Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in Roggenburg, das Vöhlinschloss in Illertissen und die Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Witzighausen. Damit ist die Oberschwäbische Barockstraße nun insgesamt 860 Kilometer lang und umfasst vier Routen mit mittlerweile 55 Stationen zwischen Putten und Zwiebeltürmen. Die Hauptroute verläuft von Ulm bis zum Bodensee, jedoch sind eigentlich alle Ziele und Routen so miteinander vernetzt, dass man sich seine Wohnmobil Tour individuell zusammenstellen kann. Ein wichtiges Plus der Region ist außerdem, dass es entlang der Barockstraße nicht nur massenhaft Klöster und Kapellen, Abteien und Kirchen sowie prunkvolle Schlösser und Adelssitze zu besichtigen gibt, sondern auch eine sehr gute Infrastruktur an Campingplätzen und Stellplätzen. 

Warum gibt es in Oberschwaben so viel Barock? 

Doch warum all diese barocke Pracht in Süddeutschland? Um das zu verstehen, muss man bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. Denn genau hier, in dem in der Mitte Europas gelegenen Oberschwaben, prallten die Truppen der Katholischen Liga auf die von Norden heranrückenden Truppen der Protestantischen Union. Die Leidtragenden waren die einfachen Leute. Sie mussten die Soldaten einquartieren und ernähren, wurden überfallen und litten Hunger – wenn sie nicht selbst auf dem Schlachtfeld starben. Und wer all das überlebte, steckte sich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer todbringenden Krankheit an. Im schönen Ravensburg beispielsweise starb ein Drittel der ohnehin vom langen Krieg dezimierten Bevölkerung an der Pest, viele Dörfer waren nahezu ausgestorben. Und dann gab es da noch die Gegenreformation, welche die Vorherrschaft der katholischen Kirche in Oberschwaben bedrohte.

Doch wie kann aus einer solchen Armut barocke Pracht entstehen? Marketing ist gut für das Ge-schäft, haben sich die damaligen Hochwohlgeborenen gedacht – und prächtige Schlösser und prachtvolle Kirchen gebaut. Frei nach dem Motto: Seht her, wie gut es einem gehen kann, wenn man den richtigen Herrschern und dem richtigen Gott folgt. Ein Ruf, der sich vor allem an all diejenigen richtete, die nach den Kriegswirren in großer Armut lebten. Ihnen wurde das Gefühl vermittelt, in diesen Prachtbauten dem grauen Alltag zu entfliehen und in einen Festsaal zu kommen. Auch ein wenig in den Himmel, vielleicht sogar ins Paradies oder zumindest in dessen Nähe. Mit der Kunst wurde schlicht und ergreifend Propaganda zugunsten der katholischen Kirche betrieben. Davon mag man halten, was man will. Aber im Ergebnis hat es dazu geführt, dass Oberschwaben heute eine Vielzahl an sehenswerten Bauten aus der Zeit des Barock zu bieten hat, die sich bestens für eine Tour mit Wohnwagen oder Wohnmobil eignen.  

Bad Waldsee als Ausgangspunkt 

Wir beginnen unsere Route in Bad Waldsee - schließlich sind hier nicht nur Freeontour, sondern auch Hymer und das Erwin Hymer Museum zu Hause. Bad Waldsee zählt zu den schönsten Städten in Oberschwaben. Das zumindest hat einmal ein Professor der nicht weit entfernten Hochschule in Weingarten in einem Buch geschrieben. Widersprechen muss man ihm nicht. Denn der kleine, zwischen zwei Seen gelegene Ort, ist zweifelsohne eine Perle in einer ohnehin prächtigen Gegend. Schlendert man durch die Straßen, dann fallen vor allem das prächtig verzierte, spätgotische Rathaus, die beiden über Eck stehenden Türme der Stiftskirche St. Peter und das fürstliche Schloss auf. Und dann sind da noch die Figuren, die von der Bildhauerfamilie Zürn im 17. Jahrhundert geschaffen wurden und von denen eine erkleckliche Anzahl im Museum in Bad Waldsee ausgestellt wird. Als „Barock-Stars“, hatte eine Zeitung diese kreative Familie einmal bezeichnet. Und wer vor den fein gearbeiteten Figuren steht, wird seine Bewunderung für dieses feine Kunsthandwerk kaum verhehlen können – auch wenn er es sonst nicht so mit Engeln und Heiligen hat. 

Zwischenstopps entlang der Barockstraße 

Ab Bad Waldsee führt die Reise zunächst gen Norden, vorbei an Bad Schussenried und Bad Buchau mit dem Federsee. Durch das Donautal geht´s dann noch auf die südlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb in den kleinen Ort Zwiefalten, der sich allerdings ein wenig oberschwäbisch präsentiert: Die Klosterkirche der einstigen Abtei ist mit ihrer verwirrenden, betörenden Schönheit an der hohen Decke und an den Wänden eines der Highlights der Barockstraße. Zwiefalten wird zum Wendepunkt. Es folgt Biberach als nächste größere Stadt mit etlichen prächtigen Gebäuden wie dem Komödienhaus oder der Weißgerberwalkmühle und natürlich dem Ulmer Tor als Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Dann Ochsenhausen mit seiner imposanten ehemaligen Reichsabtei der Benediktiner. Besucher können sich hier im Rahmen einer Konventführung erklären lassen, wie die Mönche früher hier gelebt haben. Dazu gehört auch ein Blick in die historische Sternwarte, von der aus die Mönche der weltlichen Wissenschaft frönten. Außerdem sehenswert sind das Klostermuseum und die Basilika St. Georg mit der dortigen Gabler-Orgel.  

Abstecher nach Bayern auf die Ostroute der Barockstraße 

Von hier aus geht es weiter zur Benediktinerabtei in Ottobeuren, die ganzjährig zu bestimmten Zeiten besichtigt werden kann. Schon von außen lässt sich die Pracht des bereits 764 gegründeten Klosters erkennen. Glanzstück ist zweifelsohne die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Basilika - eine der schönsten deutschen Barockkirchen weit und breit. Sie steht mit ihren beiden je 82 m hohen Zwiebeltürmen auf einem sanft ansteigenden Hügelrücken westlich des Marktplatzes, weithin sichtbar über dem Tal der westlichen Günz. Im Treppenhaus prangen glückliche Engels- und Menschengesichter an den Wänden und Decken. Doch wehe, man geht die Treppe hinab und nicht hinauf! Dann nähert man sich der Hölle und es werden neue Figuren sichtbar – und die schauen furchteinflößend auf die Menschen herunter. Die Warnung, klug von den Barockkünstlern umgesetzt, dürfte jeder verstehen.

Jetzt geht es der Nase nach Richtung Kempten - wahlweise über die Landstraßen oder die A7, für alle, die es eilig haben. Hier lohnt sich ein Bummel durch die wundervoll gestaltete Altstadt zur Basilika St. Lorenz, einer frühbarocken Doppelturmkirche nach italienischem Vorbild, und der Fürstäbtlichen Residenz, einem monumentalen Klosterkomplex. Von hier aus geht es vorbei am alpingeschichtlichen Museum und dem 1119 Meter hohen Schwarzen Grat durch das Eschachtal nach Isny, das ebenfalls nicht mir Reizen geizt. Dann geht es wieder zurück nach Baden-Württemberg für einen kurzen Kaffee-Stopp im hübschen Örtchen Wangen. Natürlich kann man all diese Orte in der relativ dünn besiedelten Region über unzählige schöne kleinere Straßen anfahren, welche die außerhalb der Städte liegenden Höfe miteinander verbinden. Mitunter sind diese aber recht eng und nicht unbedingt für große Wohnmobile geeignet. Alternativ sind aber alle Städte über die besser ausgebauten Landstraßen zu erreichen.   

Barocke Sehenswürdigkeiten in der Nähe des Bodensees 

Barock im Kopf ist Weingarten das nächste Ziel. Die Klosterkirche der Reichsabtei gehört zu den größten Kirchenbauten im Barockstil nördlich der Alpen. Schwäbisch St. Peter wird das Gotteshaus genannt, weil es immerhin halb so groß ist wie das Vorbild im Vatikan. Bekannt ist der Ort zudem durch den Blutritt, bei dem seit Jahrhunderten am Tag nach Christi Himmelfahrt dem Heilig-Blut-Reiter am Kirchenportal die Reliquie übergeben wird. Anschließend reitet er in einer prächtigen Prozession durch Stadt und Flure und wird dabei von bis zu 2.500 Reitern in Frack und Zylinder und mehr als hundert Musikkapellen begleitet. Noch ein Stopp im ebenso sehenswerten Ravensburg, dann geht es weiter in Richtung Bodensee. Doch bevor am Schwabenmeer Seeluft geschnuppert wird, lohnt noch eine Pause in Tettnang. Das dortige Schloss gehört zu den schönsten seiner Art in der Region. Ist man zur richtigen Zeit dort, kann man sich von der eingebildeten Gräfin von Montfort und ihrer geschwätzigen Zofe – dargestellt von Schauspielerinnen – durch den Bacchussaal und das 18. Jahrhundert führen lassen.

Durch das Hinterland des Bodensees lotst das Navigerät in Richtung Überlingen. Förmlich aus den Weinbergen heraus wächst der spitze Turm der Wallfahrtskirche Birnau. Die verdankt ihre Entstehung einer kuriosen Geschichte, die auf den Geschäftssinn eines Kirchenoberen zurückgeht. Denn die Wallfahrts-Madonna stand eigentlich in einer Kapelle in Überlingen, gehörte aber zum Kloster Salem. Seit dem 15. Jahrhundert pilgerten die Menschen dorthin. Und wer pilgert, will auch einkehren. Um die Touristen – nichts anderes waren ja die Pilger – zu verköstigen und ihnen ein Obdach zu bieten, schossen in Überliegen rund um das Gotteshaus die Gasthäuser wie Pilze aus dem fruchtbaren Boden. Das ärgerte den Abt des Salemer Klosters, man wolle auch etwas davon haben. Er beschloss, auf dem Hügel oberhalb des Kloster-Hafens eine neue Kirche zu bauen. Die Madonnenfigur wurde von den Salemern aus der Überlinger Kirche entführt und später auf einer feierlichen Prozession in die neu errichtet Wallfahrtskirche Birnau gebracht. Der Blick drinnen springt von Fresko zu Fresko, von Heiligenfigur zu Heiligenfigur. Atemberaubende Pracht. Der Blick draußen fällt auf den nur ein paar Hundert Meter entfernten Bodensee und die sich dahinter erhebende Alpenkette mit dem prägnanten Gipfel des Säntis. Ein unvergesslicher Anblick!

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