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Neustart bei Bürstner
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Neustart bei Bürstner

Discover the better – was steckt hinter dem neuen Claim der Traditionsmarke Bürstner aus Kehl?
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Autor: Freeontour / Claudia Rothkamp, Titelbild: Bürstner

Neuer Geschäftsführer, neue Fahrzeuge, neue Konzepte: Der Caravan- und Wohnmobilhersteller Bürstner hat innerhalb kurzer Zeit einen Kraftakt vollbracht und sich radikal neu aufgestellt. Freeontour beleuchtet die Hintergründe und Vision des Neustarts. 

In Deutschland und Europa zählt Bürstner zu den traditionsreichsten Unternehmen in der Fertigung von Freizeitfahrzeugen. Im Jahr 1958 wurde in Kehl der erste Caravan komplett in Handarbeit gebaut und schon im Jahr 1962 nahm Bürstner in Essen am allerersten Caravan Salon teil. Seither hat Bürstner sein Produktportfolio stetig erweitert - bis jetzt. Auf dem Caravan Salon Düsseldorf 2025 präsentierte sich Bürstner unter dem Claim Discover the better mit einem radikalen Neuanfang und einer minimalistischen Produktpalette.

Und zwar so radikal, dass sich einige Messe-BesucherInnen am Messestand von Bürstner verwundert die Augen rieben: Wo in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Wohnmobilen, Campervans und Caravan-Modellen dicht an dicht gedrängt standen, präsentierte Bürstner nun eine überschaubare Anzahl an Fahrzeugen, die mit viel Freiraum drumherum in Szene gesetzt waren. Schon im Vorfeld der Messe hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass die Produktion der bisherigen Produktpalette im Bereich der Reisemobile und Campervans eingestellt wird.

Stattdessen wird es ab dem Modelljahr 2026 neben den B66 Sondermodellen zunächst nur eine teilintegrierte Wohnmobilbaureihe sowie zwei Campervan-Baureihen geben. Zum Vergleich: Im Modelljahr 2025 hatte Bürstner noch acht Reisemobilbaureihen, fünf Campervanbaureihen sowie zwei Urban Camper-Modelle im Programm. Hinzu kamen fünf Caravan-Baureihen. Insgesamt ergaben sich daraus über 100 mögliche Grundrissvarianten.

Neuer Chef mit langjähriger Beziehung zu Bürstner

Viel zu viele Varianten und Optionen, um Produktion, Logistik, Marketing und Vertrieb effizient betreiben zu können, befand Hubert Brandl, der im November 2024 auf Bitte des Vorstands der Erwin Hymer Group die Leitung der Geschäftsführung von Bürstner übernahm. Als langjähriger Geschäftsführer der Schwestermarke Niesmann+Bischoff war ihm nicht entgangen, dass die Produkt- und Modellpolitik bei Bürstner in den vergangenen Jahren nicht die gewünschten Ergebnisse lieferte. Und das, obwohl das Unternehmen durchaus einige schöne und innovative Fahrzeuge in den Markt gebracht hat.

„Bürstner war und ist eine tolle Marke“, betont der Caravaning-Experte, der schon lange vor seiner eigenen Karriere in der Caravaningbranche dafür sorgte, dass die Marke Bürstner in das Produktportfolio des elterlichen Caravaning-Handels aufgenommen wurde. Entsprechend hat er im Herbst 2024 nicht lange gezögert, seine Unterstützung für Bürstner zuzusagen. Voraussetzung war für ihn allerdings, dass er gleichzeitig die Geschäftsführung von Niesmann+Bischoff beibehalten konnte. Schließlich ist Hubert Brandl dort schon seit 2006 Geschäftsführer und hat seither gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden hart daran gearbeitet, die Luxusmarke Niesmann+Bischoff sehr erfolgreich zu modernisieren. Etwas Ähnliches soll nun auch mit Bürstner gelingen – und zwar in enorm kurzer Zeit.

Signature als neues Flaggschiff von Bürstner

Erster Paukenschlag des neuen Bürstner Portfolios ist das teilintegrierte Reisemobil Signature, das auf dem Caravan Salon viele Blicke auf sich zog. Das mag auch daran liegen, dass im Signature einige patentierte Innovationen aus dem vollintegrierten Wohnmobil iSmove von Niesmann+Bischoff erstmals auf Basis eines Teilintegrierten umgesetzt wurden. „Da ich den Geschäftsführer von Niesmann+Bischoff ganz gut kenne, konnte ich ihn bei ein paar Weißbier dazu überreden, dass Bürstner die Patente und Konzepte aus dem iSmove für den Signature nutzen darf“, scherzte Hubert Brandl im Rahmen einer Pressekonferenz auf dem Caravan Salon in Düsseldorf. Dazu gehören beispielsweise das elektrisch höhenverstellbare Küchenregal und die Kühlschrankschublade, die offene Sichtachsen ermöglichen, die komplett verschiebbare Duschwand im Bad sowie die drehbare Dinettenbank.

Sorgen darüber, dass der Signature zu nah am beliebten iSmove sein könnte, macht man sich bei Bürstner aber nicht. „Im Gegenteil. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses mega coole Konzept des iSmove für Bürstner umsetzen durften“, betont Lea Isenmann, Marketingleiterin bei Bürstner. „Das funktioniert natürlich nur, weil Niesmann+Bischoff im Luxussegment angesiedelt ist und ausschließlich vollintegrierte Reisemobile anbietet. Mit Bürstner als Volumenmarke können wir dieses tolle Konzept in einem teilintegrierten Wohnmobil aber für viel mehr Menschen zugänglich machen. Dabei spielt der iSmove nicht nur preislich in einer anderen Liga als der Signature, so dass sich beide Fahrzeuge gegenseitig keine Konkurrenz machen.“

Ausführliche Details zum neuen Signature präsentiert Lea Isenmann in diesem Video:

Fokus auf attraktive Preise und mehr Orientierung am Kunden

Eine neue Nähe von Bürstner zu Niesmann+Bischoff zeigte sich auch beim Messekonzept in Düsseldorf: Anstelle der üblichen Caravaning-Händler wurden die BesucherInnen am Messestand ausschließlich durch Mitarbeitende von Bürstner betreut und beraten. Bei konkretem Kaufinteresse kann man sich dann einen Händler in der Nähe des eigenen Wohnorts heraussuchen und sich dort ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck nach der Messe beraten lassen. „Teilweise ist dieses Messekonzept aus der Situation entstanden, dass es zeitlich sehr knapp gewesen wäre, die Händler auf die neuen Fahrzeuge zu schulen“, erklärt Marketingleiterin Lea Isenmann. „Ein weiterer Aspekt ist aber, dass KundInnen manchmal auf einer Messe zufällig bei einem Händler landen können, der geografisch vom eigenen Wohnort weit entfernt liegt. Das ergibt dann in Sachen Service ein gewisses Frustrationspotenzial, das wir gerne vermeiden würden.“

Ein weiterer Vorteil ist laut Lea Isenmann, dass die Mitarbeitenden im Gespräch mit den MessebesucherInnen ein direktes Feedback zu den Produkten und ihrer Arbeit erhalten. „Wenn wir generell die Nebenkosten senken, können wir auch die Preise anders gestalten“, so Isenmann. „Nur ein Beispiel: Im Jahr 2024 war Bürstner mit über 40 Fahrzeugen auf der Messe in Düsseldorf – und die müssen aus Süddeutschland ins Rheinland transportiert, vor Ort inszeniert und nach der Messe wieder zurück nach Süddeutschland transportiert werden. Diese Kosten zahlt letztendlich der Kunde. Indem wir beispielsweise solche Kosten reduzieren, können unsere Kunden von niedrigeren Preisen profitieren.“ Ob dieses Messekonzept auch in Zukunft bei Bürstner zum Tragen kommt, steht aktuell aber noch nicht fest.

Weniger Fixkosten für schlankere Preise

Was für den Messeauftritt gilt, trifft in noch höherem Maße auf den Papillon zu. Der neue Bürstner Campervan steht geradezu exemplarisch für den Neubeginn bei Bürstner. Unter dem Claim Reduced to the Van richtet sich der Papillon in der Basisvariante zunächst an die ursprüngliche Campervan-Community der Outdoorsportler, die nicht so viel Ausstattung benötigen, den Campervan hauptsächlich zum Übernachten nutzen und zu einem guten Preis einfach losfahren möchten. „Beim Papillon zahlt man im Prinzip nur das, was man wirklich braucht beziehungsweise wirklich an Bord haben möchte“, meint Lea Isenmann. „Serienmäßig dabei sind ein Bett für zwei Personen, eine Dieselheizung, ein 80-l-Frischwassertank, ein Induktionskochfeld und die Möglichkeit, das Heckbett für mehr Stauraum während der Fahrt umzubauen. Und das Ganze für einen Preis ab 39.999 Euro – das ist sogar günstiger als das Basisfahrzeug des Citroën Jumper bei Citroën im Einkaufspreis.“

Wer mehr Ausstattung haben möchte, kann den Papillon individuell aufrüsten – beispielsweise mit einer Kühlbox im bereits dafür vorbereiteten Küchenbereich oder einer Toilettenlösung. Vom preisgünstigen Porta Potti über die Trenntoilette bis hin zu einer Clesana X1 Verschweißtoilette kann man bei der Fahrzeug-Konfiguration des Papillons wählen. „Natürlich kann man den Papillon auch so konfigurieren, dass man einen Campervan mit Vollausstattung erhält“, betont Lea Isenmann. „Dann bekomme ich einen mega coolen Campervan mit hochwertiger Ausstattung für um die 60.000 Euro. Damit ist der Papillon auch in Vollausstattung ein attraktives Angebot.“ 

Wie der Papillon im Detail aussieht, zeigt Lea Isenmann in diesem Video:

Habiton – Innovation made in Kehl

Während Bürstner in den vergangenen Jahren Innovationen häufig zunächst im Rahmen von Showcars präsentierte, stehen die neuen Bürstner Modelle von Anfang an als Serienmodelle zur Verfügung, die ab 2026 in Produktion gehen. „Alles, was wir auf dem Caravan Salon gezeigt haben, ist schon jetzt über einen Bürstner Händler bestellbar“, erklärt Lea Isenmann. Das gilt auch für den neuen Habiton, einen Campervan auf Basis eines Mercedes Sprinter unter 6 m Länge mit Längseinzelbetten. Damit das funktioniert hat Bürstner tief in die Trickkiste gegriffen: Auf der linken Fahrzeugseite sind sowohl das patentierte Bad als auch die Halbdinette komplett verschiebbar. Und auch ein Teil des linken Einzelbetts kann eingeklappt werden, so dass je nach Nutzungssituation der nötige Raum zur Verfügung steht. Tagsüber wird das Bett verkürzt und das Bad und die Halbdinette nach hinten verschoben, um den Wohnbereich komfortabel nutzen zu können. Für die Nacht wiederum werden Dinette und Bad nach vorne geschoben und das Bett ausgeklappt. 

„Bei einem Preis ab 72.999 Euro – mit Allradantrieb ab 86.999 Euro – bietet Bürstner damit einen Campervan im Premium Economy Segment, der kompakt ist, aber aufgrund seiner Wandelbarkeit dennoch viel Bewegungsraum ermöglicht“, so Lea Isenmann. „Zusätzlich hat man auch beim Habiton zahlreiche Wahlmöglichkeiten für die Individualisierung – vom Möbel- und Polsterdesign bis hin zu verschiedenen Toiletten-Optionen.“

Wie genau das funktioniert, demonstriert Lea Isenmann in diesem Video:

B66 Sondermodelle für den Übergang

Angesichts der kompletten Umstellung der Wohnmobil- und Campervan-Modelle stellt sich natürlich die Frage, ob die große Bürstner-Fangemeinde diese Neuerungen annehmen oder ablehnen wird. Denn auch in Sachen Innendesign muss sich die bisherige Bürstner Stammkundschaft auf Neues einlassen. „Auf dem Caravan Salon hatten wir einige Kundenclub-BesucherInnen am Messestand, die anfangs sehr skeptisch waren“, bestätigt Lea Isenmann. „Aber nachdem wir ihnen unsere neuen Modelle gezeigt haben, waren die meisten von ihnen total begeistert – und mindestens in den Signature verliebt. Das Schöne bei den neuen Modellen ist unter anderem, dass man beim Innendesign viele Möglichkeiten der individuellen Gestaltung hat. Und für alle, denen die neuen Fahrzeuge nicht gefallen, haben wir vorerst noch die B66 Sondermodelle, welche die beliebtesten Grundrisse der letzten Jahre widerspiegeln. Ich denke, dass wir mit dieser Kombination ganz viele Kunden mitnehmen können.“

Bei den B66 Fahrzeugen verfolgt Bürstner das Prinzip der Vollausstattung zu einem guten Preis. „Es geht uns aber nicht ausschließlich um den attraktiven Preis, sondern auch um die Einfachheit für den Kunden“, erklärt Lea Isenmann. „Bei den B66 Modellen müssen sich die Kunden nicht zwischen vielen Optionen entscheiden, sondern haben schon in Serie alles im Fahrzeug, was sie brauchen – bis hin zu den Ledersitzen. Außerdem sehen sie von Anfang an, wo sie preislich mit der Vollausstattung landen.“ Gleiches gilt für die B66 Caravans, die nach derzeitiger Planung über das Modelljahr 2026 hinaus verfügbar sein werden.

Wie geht es bei Bürstner weiter?

Denn auch die bisherigen Wohnwagen-Baureihen von Bürstner werden zum Modelljahr 2026 eingestellt. Stattdessen wird das Caravan-Angebot zunächst auf die insgesamt acht B66-Grundrisse reduziert, die auf der hochwertigen Averso-Baureihe basieren. „Natürlich wird es bei Bürstner auch in Zukunft Caravans geben“, betont Lea Isenmann. „Für die Entwicklung einer komplett neuen Baureihe werden wir uns aber die nötige Zeit nehmen, damit es auch wirklich gut wird. Wann es so weit sein wird, ist zurzeit noch offen.“ Gleiches gilt laut Lea Isenmann für die Entwicklung eines neuen vollintegrierten Reisemobils und eines Alkoven-Modells. „Was wir jetzt anpacken, wollen wir richtig und gut machen“, so die Marketingleiterin. Nur so viel verrät sie schon einmal: „Die nächsten Meilensteine werden der Signature auf Mercedes Benz-Chassis und zusätzliche Grundrisse für den Papillon sein."

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