Sie hält viele landschaftliche, kulturelle und kulinarische Schätze bereit und Gastfreundschaft wird hier riesengroß geschrieben. Angetrieben vom touristischen Aufwind, der wieder durch das Land weht, begeben wir uns auf einen abenteuerlichen Roadtrip.
Viele Deutsche verspüren bezüglich der politischen Spannungen in der Türkei noch einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge. Auf der anderen Seite berichten Camper von unvergesslichen Reiseerlebnissen, bei denen die Türkei ihre wahre Seele abseits von Politik und Korruption offenbart. Und von einem Geschmack vor Ort, der alles andere als bitter ist – nämlich dem von türkischem Tee mit viel, viel Zucker, ohne den man so gut wie keine Station in der Türkei verlässt.

Unsere Tour führt vom quirligen Istanbul die wunderschöne türkische Ägäis an der Mittelmeerküste hinab, vorbei an antiken Ausgrabungsstätten, landschaftlichen Highlights und maritimen Hafenstädten. In den Herbst- und Wintermonaten herrscht in der Türkei Nebensaison, der touristische Trubel des Sommers ist verflogen.
Tagsüber klettern die Temperaturen teils auf bis zu 20 Grad, wobei die Anzahl der täglichen Sonnenstunden jene in Deutschland deutlich übersteigen (Türkei: 5 – 6,5h, Deutschland: 1,4 – 2 Stunden im November und Dezember).
Anreise in die Türkei
Allein die Reise in die Türkei ist ein Abenteuer, denn man legt von Deutschland aus weite Strecken zurück. Dabei fährt man durch verschiedenste Länder und Landschaften. Sie können von Deutschland aus den „Landweg“ über Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien und Bulgarien nehmen. Wer stets das Meer im Blick haben möchte, kann seine Reise auch entlang der Mittelmeerküste planen.
Und wenn Sie auf der Reise auch mal das Steuer abgeben möchten, können Sie die Fähre ab Griechenland in Betracht ziehen. Fährverbindungen in die türkische Küstenstadt Çeşme gibt es von der griechischen Insel Chios aus, die über Fähren ab Piräus (nahe Athen) erreichbar ist.
Auf den türkischen Autobahnen werden Mautzahlungen fällig. Hierfür benötigt man einen Aufkleber (der sogenannte „HGS-Sticker“), den man an der Windschutzscheibe anbringt. Den Sticker erhalten Sie in allen Postämter (genannt „PTT“), Tankstellen und Autobahnraststätten.

Grenzkontrollen
Bei der Einreise werden der deutsche Personalausweis, der deutsche Pass und der deutsche Führerschein anerkannt. An den Grenzen sollten Sie etwas Geduld mitbringen und Ruhe bewahren– oftmals werden ganze Fahrzeuge durchsucht, bis Sie durchgewunken werden. Auch wird von verstärkten Kontrollen bei der Ausreise berichtet.
Willkommen in der Türkei!
Und somit auch in einem, für Deutsche, etwas gewöhnungsbedürftigem Verkehr. Nicht alle Verkehrsregeln werden eingehalten, gerade in den Städten ist der Verkehr teils chaotisch. Noch dazu sind die Türken recht temperamentvolle Autofahrer, die bei Konflikten im Verkehr offenbar kein Blatt vor den Mund nehmen und auch keine Scheu haben, auszusteigen und ihr Recht auf offener Straße zu demonstrieren. Das Auswertige Amt rät: „Reisende sollten sich defensiv verhalten und sich nicht auf Auseinandersetzungen einlassen, da bei vermeintlichen oder tatsächlichen Verkehrsverstößen aggressive Reaktionen anderer Autofahrer drohen können“. Aber keine Panik – hat man erstmal die ersten Kilometer hinter sich, fließt man automatisch im Verkehr mit. An dieser Stelle noch etwas Beruhigendes: Das Straßennetz in der Türkei ist modern und sehr gut ausgebaut.

Pulsierendes Istanbul – zwischen Orient und Okzident
Unser erster Stopp ist das quirlige Istanbul. Wer über den Landweg durch Bulgarien kommt, fährt direkt darauf zu. Um die Reise möglichst abwechslungsreich zu gestalten, empfehlen wir den Hinweg über´s Land und den Rückweg mit der Fähre ab Çeşme.
Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt: dem asiatischen und dem europäischen. Die berühmte Bosporus-Brücke verbindet die beiden Kontinente miteinander. Istanbul ist ein eleganter Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen tiefen Wurzeln und westlicher Lebensart.
Die Liste der Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in der belebten Metropole ist lang. Einige Highlights sind:
- Kulinarisch gesehen ist man hier (wie fast überall in der Türkei) im siebten Himmel. Kosten Sie sich durch die zahlreichen Basare! Wer ein Knoblauch-Freund ist, sollte unbedingt „İmam bayıldı“ probieren. Übersetzt heißt das so viel wie „Der Imam fiel in Ohnmacht“. Natürlich vor Entzücken, denn das Gemüsegericht aus gefüllten, geschmorten Auberginen ist so gut, dass man ihm einfach nicht widerstehen kann. Auch sollte man sich Börek, Dürüm, Köfte und natürlich Döner nicht entgehen lassen. Die süßen türkischen Nachspeisen schmecken ebenfalls himmlich
- die Galata-Brücke: Hier stehen Sie zwischen Europa und Asien, Panoramablick auf die Stadt der vielen Gesichtern inklusive! Schon die alten Griechen segelten in der Antike durch die Bosporus-Straße. Heute brausen auf der oberen Etage der Galata-Brücke die Autos, während in der unteren Etage eine lebendige Gourmet-Atmosphäre herrscht. Zahlreiche Cafés, Restaurants und Marktstände siedelten sich hier mit der Zeit an
- die prunkvolle Moschee „Hagia Sophia“: Aufgrund ihrer prächtigen Innenausstattung mit Mosaiken und Marmor und ihrer bewegten Geschichte gilt die „Hagia Sofia“ als achtes Weltwunder. Ihr Name bedeutet übersetzt „Heilige Weisheit“, denn die „Hagia Sofia“ erlebte seit ihrer Erstgründung im Jahr 360 (damals ein einfacher Basilika-Bau) die turbulente Geschichte voller Eroberungen und Völkerströmungen Istanbuls mit. Einst zählte sie zu den bedeutendsten Gotteshäusern des frühen Christentums. Nach der Eroberung des alten Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde sie schließlich in eine prunkvolle Moschee umgewandelt
- Hinab in Istanbuls Unterwelt – die „Cisterna Basilica“, auch genannt „Der versunkene Palast“: neben der Hagia Sofia führt ein unscheinbarer Eingang in den über 1.500 Jahre alten Säulendom, der einst als Wasserspeicher errichtet wurde. In den 60-er Jahren ruderte James Bond im Film „Liebesgrüße aus Moskau“ durch die Zisterne. Heute steht das Wasser weitaus niedriger. Die Besucher werfen gerne Münzen in das rund 40 cm tiefe Wasser am Boden des Speichers, was die dort lebenden Fische scheinbar wenig kümmert

Troja – Zeitreise in die Antike
Von der trubeligen Großstadt ziehen wir weiter ins südwestlich gelegene Troja, und betreten eine völlig andere Welt. Die Hochburg der Antike galt einst als uneinnehmbar und wurde der Mythologie zufolge schließlich doch durch das hölzerne Pferd der Griechen erobert. Ihre Ruinen zählen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Türkei. Am Eingang steht ein Nachbau jenes Holzpferdes, das der Stadt einst den Untergang gebracht haben soll.
Ob es sich bei den Überresten der antiken Stadt tatsächlich um das einst so mächtige Troja handelt,ist in der Wissenschaft noch immer umstritten. Sicher ist nur: Hier lebte bis etwa 1.300 v. Chr. eine antike Hochkultur, die prunkvolle Tempel, Säulen, Theater und römische Bäder errichtete.
Der junge Archäologe Heinrich Schliemann entdeckte im Jahr 1873 die Überreste und begann mit den Ausgrabungen. Das Gelände der Ausgrabungsstätten können Sie heute betreten und durch die antiken Ruinen des sagenumwobenen Trojas spazieren.
Tipp: Nach dem historischen Rundgang sollten Sie einen Abstecher in das Archäologische Museum von Canakkale machen, wo die spannende Geschichte des Ortes veranschaulicht wird.

Pergamon – das „zweite Rom“ der alten Welt
Wir bleiben noch ein wenig auf den Spuren der Antike und reisen weiter gen Süden, nach Pergamon(auch „Bergama“ genannt). Der Legende nach wurde in dieser mächtigen Stadt der Antike vor langer, langer Zeit das Pergament erfunden – ein Material aus Tierhäuten, auf dem die großen Geschichtsschreiber der Antike ihre Gedanken festhielten. Tatsächlich war Pergamon ein bedeutendes Zentrum der Pergamentherstellung.
Zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. war Pergamon die Hauptstadt des „Pergamenischen Reiches“, das sich über weite Teile des westlichen Kleinasiens erstreckte. Die Atteliden, ein Herrschergeschlecht zur Zeit des Hellenismus und Gebieter über Pergamon, waren ganz besessen davon, ihre Stadt als ein „zweites Rom“ erblühen zu lassen.

Immerhin sollen hier einst mehr als 200.000 Menschen gelebt haben, womit die Stadt zu den größten Menschenansiedlungen der antiken Welt zählte. Auch die zweitgrößte Bibliothek der alten Welt befand sich den Überlieferungen nach in Pergamon. Sie umfasste einst über 200.000 Schriftrollen.
Zu den Highlights zählen das griechische Amphitheater, in dem einst 10.000 Besucher Platz fanden,das „Gymnasion“, in dem sich die Athleten auf die Olympischen Spiele vorbereiteten, und die Tempelanlagen mit ihren kunstvollen Säulen. Tipp: Zu den Ruinen, die auf einem Hügel liegen,fährt eine Seilbahn vom Stadtzentrum aus.
Weitere Aktivitäten in Pergamon:
- Traditionelles Hammam aus dem 16. Jahrhundert: „Haci Hekim Hamami“, neben der „Kulaksiz Moschee“
- Bergama Teppiche: Die Stadt ist bekannt für ihre hochwertigen, farbenfrohen Teppiche, die überall im Zentrum produziert und ausgestellt werden
- das Archäologische Museum: Ausstellungen über die interessante Vergangenheit und Kultur der Stadt
Pamukkale – märchenhafte „Watteburg“
Kommen wir nun zu einer der eindrucksvollsten Naturschönheiten der Türkei: den „Kalksinter-Terrassen“ in Pamukkale, nahe der Stadt Denizli, im westlichen Innenland. Kalkhaltige Thermalquellen formten hier über Jahrtausende schneeweiße Gebilde, gefüllt mit türkisleuchtendem Thermalwasser. Übersetzt heißt „Pamukkale“ etwa so viel wie „Baumwollburg“ oder „Watteburg“. Ein Name, der die märchenhafte Erscheinung der weißen Terrassen nur zu gut beschreibt. Das Naturspektakel steht unter UNESCO-Weltkulturerbe und kann besichtigt werden.

Bereits die Römer wussten vor rund 2.000 Jahren um die heilende Wirkung der warmen Thermalquellen. Daher genoss Pamukkale in der Antike seine Blütezeit als Kurort. Um die zerbrechliche Landschaft zu schützen, darf man heute nicht mehr in den Naturbecken baden. Dafür gibt es jedoch künstlich angelegte, rund 35 Grad warme Becken, von denen man die Aussicht genießen kann.
Weitere Aktivitäten in Pamukkale:
- Besuch der antiken Stadt Hierapolis mit Amphitheater, Nekropole, dem Apollotempel und dem Stadttor
- nur rund 5 Kilometer weiter liegt der Ort „Karahayıt“, der seinerseits ebenso über ein kleines und weitaus weniger besuchtes Naturwunder verfügt. Hier gibt es ganz ähnliche Terrassen-Formationen, nur in Farbe! Auch ein authentischer türkischer Basar wartet in diesem Örtchen Fethiye
- türkise Buchten, Gewürze & Schmetterlinge

Nach unserem Abstecher ins Landesinnere fahren wir zurück ans Meer, in das idyllische Städtchen Fethiye. Der ehemalige Fischerort ist bekannt für seine traumhaften Buchten, sein entspanntes Ambiente und die wunderschöne Umgebung mit ihren grünen Bergen, Schluchten und Ausblicken.
Highlights in Fethiye:
- Der Fischmarkt ist ein kulinarischer Höhepunkt: Wählen Sie ihren Lieblingsfisch aus der großen Auswahl an Fangfrischem Fisch aus! Er wird dann im umliegenden Straßenrestaurant extra für Sie zubereitet und mit Gemüse und Brot serviert
- Die Einwohner von Fethiye sind überzeugt: Hier gibt es die besten Gewürze in der ganzen Türkei! Lernen Sie die Welt der Geschmäcker in den Gassen der schönen Altstadt kennen
- Besuchen Sie die „Geisterstadt Kayaköy“, in der einst über 20.000 Menschen lebten, die im Rahmen einer Zwangsumsiedlung vor rund 100 Jahren vertrieben wurden. Sie liegt auf einem rund 8 Kilometer entfernten Berg. Wanderlustige finden sich auf Wegen durch den Wald mit spektakulären Ausblicken wieder
- Erleben Sie die schöne Natur der Region bei einem Ausflug ins „Kelebekler-Tal“! Da sich in diesem Naturpark vor allem im Frühjahr rund 70 verschiedene Schmetterlingsarten tummeln, wird das Tal auch „Schmetterlingstal“ genannt. Es mündet in die „Schmetterlingsbucht“, die umgeben von gewaltigen Felsen und kristallklarem Wasser dem Paradies sehr nahe kommt. In der Umgebung gibt es Wanderwege und Wasserfälle

Bodrum – die „weiße Stadt“ am Meer
Jeder Türke, der etwas von sich hält, reist im Sommer nach Bodrum, der wohl exklusivsten Stadt an der türkischen Ägäis. Es wird auch „das Saint-Tropez der Türkei“ genannt. Bodrum vereint antike Geschichte mit Luxus- und Yachtflair, einem lebendigen Nachtleben und einer charmanten Altstadt, in der sich hübsche weiße Häuschen aneinander reihen. Eines der sieben Weltwunder der Antike befindet sich direkt hier, zwischen Gourmet-Restaurants und der weiten Promenade, die zum Flanieren einlädt.
Highlights in Bodrum:
- Mausoleum von Halikarnassos: Das Grab von König Mausolos ist eines der sieben Weltwunder der Antike
- die Kreuzritterburg „St. Peters Kastell“: Matheser-Ritter erbauten die stolze Burg im 15.Jahrhundert. Hier spürt man nicht nur hautnah das Mittelalter, sondern kann auch das detailreiche Unterwassermuseum unterhalb der Burg bestaunen
- Kunst- und Kulturdorf „Dibeklih“: In diesem charismatischen Künstlerdorf kann man den Kunstschaffenden bei ihrer Arbeit zusehen ihre facettenreichen Werke begutachten. Die Restaurants haben außerdem einen hervorragenden Ruf
- Bodrum hat eine besondere Gastro-Kultur, die eine Fusion der traditionellen türkischen Küche und moderner Elemente verspricht. Unbedingt die lokale Küche probieren!

Zurück mit der Fähre ab Çeşme
Nun sind wir am Ende unserer abenteuerlichen Reise angelangt. Mit den Taschen voll Gewürzen und Stoffe und dem Geist voller Eindrücke fahren wir gen Norden in die kleine Küstenstadt Çeşme, von wo aus uns die Fähre auf die griechische Insel Chios und von dort weiter aufs Festland bringt.
Camping in der Türkei
Das Land verfügt über einige Campingplätze, die jedoch nicht alle mit dem Standard europäischer Plätze mithalten können. Nicht immer sind Strom- und Wasseranschlüsse vorhanden, die meisten Plätze sind einfach gehalten. Achten Sie zudem im Winter darauf, dass viele Campingplätze saisonbedingt schließen.
Wildcampen ist laut Erfahrungsberichten zwar in den meisten Gebieten der Türkei erlaubt (ausgenommen sind Naturparks und Militärgebiete), hier spalten sich jedoch die Meinungen der Camper. Während einige von sehr positiven Erfahrungen berichten, raten andere aufgrund gewisser Risiken wie wilder Tiere (Straßenhunde, etc.,) und Einbruchgefahr davon ab.
Worin sich jedoch alle einig sind: Die Türken sind extrem gastfreundlich und laden Camper häufig ein, auf dem Hinterhof, im Garten oder auf dem Restaurantparkplatz zu parken. Meistens gibt es dann auch noch türkischen Tee und ein Abendessen mit der ganzen Familie dazu. Daher: Trauen Sie sich ruhig, nach privaten Plätzen zu fragen. Offizielle Campingplätze finden Sie beispielsweise auf der Webseite des Camping- und Caravan-Vereins der Türkei.
Zum Schluss noch Allgemeines zum Reiseland:
- Bezahlen Sie auf Basaren nie den ersten Preis, der geboten wird – Handeln ist fest mit der türkischen Kultur verbunden!
- Achten Sie auf einen guten Versicherungsschutz in der Türkei – nicht immer ist das Land in der grünen Karte des Reisemobils mit inbegriffen
- auch eine Auslandskrankenversicherung wird dringend empfohlen
- Die Grenzgebiete zu Syrien, dem Irak und Iran im Osten und Südosten des Landes stellen weiterhin ein Risiko dar und sollten gemieden werden