Ein Reisebericht in sechs Etappen - Text/Fotos: Dirk Heckmann
1. Etappe: Kinsale – Kenmare
2. Etappe: Kenmare – Tarbert
3. Etappe: Tarbert – Galway
4. Etappe: Galway – Westport
5. Etappe: Westport – Donegal
6. Etappe: Donegal – Derry/Londonderry

Achill Island, Ballycroy Nationalpark, das Céide Field und Downpatrick Head, die spektakuläre Küste von Nord Mayo, der Benbulben Tafelberg, die Mullaghmore Halbinsel ... sind nur einige Highlights entlang dieser Etappe.

Wer mag, kann eine Radtour auf dem 42 Kilometer langen Great Western Greenway von Westport nach Achill unternehmen. Der Weg folgt zum Teil einer alten Bahntrasse durch eine wunderschöne Landschaft. Die Strecke ist auch nicht sehr hügelig, so dass es möglich ist, sie an einem Tag hin und zurück zu radeln.
Der Wild Atlantic Way führt über Newport mit dem historischen Seven Arches Viadukt um die Newport Bay herum bis Mullranny (Mallaranny), wo er auf die An Corrán Halbinsel führt. Gleich hinter dem Abzweig geht es zum Mullranny Beach.

Die Straße verläuft jetzt wunderbar an der Küste entlang, um den 524 m hohen Berg Cnoc an Chorráin herum. Es geht am Ende der Halbinsel am Achill Sound entlang und über eine Brücke in den Ort Achill auf die gleichnamige Insel. Der WAW verläuft nun auf der anderen Seite des Achill Sound, vorbei an der Ruine des Grace O’Malley’s Castle. Das Turmhaus gehörte der legendären Piratenkönigin Grace O’Malley, die eine Gegenspielerin der britischen Königin Elizabeth I. war.
Nach einem Rechtsknick – vor einem liegt die Insel Acaill Bheag - folgt ein wildzerklüfteter Küstenabschnitt mit einigen sehr schönen Stellmöglichkeiten. Der Blick entlang der Küstenlinie mit den Bergen der Achill Island im Hintergrund ist spektakulär. Die Straße führt bergauf zum Parkplatz Port na hAille mit spektakulärer Aussicht. Über zwei Serpentinen geht es wieder bergab.


Der WAW führt jetzt durch das Inselinnere auf die gegenüberliegende Seite. Es geht durch Torfabbaugebiete nach Doogort (mit Campingplatz) wieder ans Wasser. Vor einem türmt sich der 671 m hohe Slievemore auf. Er ist der Grund, weshalb die Straße wieder an die Südküste der Insel zurückführt. Man gelangt in den Ort Keel mit Campingplatz und langem Strand Im Ort geht es 9 km weiter Richtung Westen zu einem weiteren Strand, der wundervoll in einer kleinen Bucht liegt und von über 650 m hohen Bergen umgeben ist: Keem Strand. An der Rückseite der Bucht liegt eine der höchsten Meeresklippen Europas, die touristisch noch überhaupt nicht erschlossen sind. Bis letztes Jahr fuhr ein Fischer mit seinem Boot Besucher dorthin, doch nachdem der Mann verstorben war, hat diese Tour kein anderer übernommen. Vom Keem Strand aus ist es möglich, den Berg hinauf zu wandern und sich die Klippen von oben anzuschauen.

Wieder zurück in Mullaranny, geht es jetzt zum nächsten Highlight in dieser Region: dem Ballycroy Nationalpark. Das moderne Besucherzentrum bietet Infos über den 118 km2 großen Park. Die Flächen des Parks sind noch wie ein Flickenteppich in der Region verteilt, doch es ist geplant, sie zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Ein 30-minütiger Trail führt um das Besucherzentrum und gibt einen Eindruck von der Landschaftsform, die hier geschützt wird. Die weich geschwungene Gebirgskette Nephin Beg Range am Horizont bilden den Kern des Ballycroy Nationalparks.

Weiter führt der WAW auf die Mullet-Halbinsel. Es ist wieder eine Gealtacht–Region, in der irisch die vorherrschende Sprache ist. Die Halbinsel bietet einige schöne Strände, Leuchttürme und einige Skulpturen an exponierten Stellen, die zum North Mayo Sculture Trail (Tír Sáile) gehören.
Der folgende Küstenabschnitt von Nord Mayo ist wieder sehr spektakulär. Im äußersten Nordwesten liegt der WAW-Aussichtspunkt Cuan an Inbhir. Von der knapp 250 m hohen Steilküste am Benwee Head kann man auf die fünfteilige Inselgruppe Stags of Broad Haven schauen. Vom Strand von Port an Chlóidh lohnt eine Wanderung entlang der Küstenlinie. Hier findet man wieder mit Steinen den Namen EIRE (hier mit der Nummer 63) in den Hang geschrieben. Das war die Markierung für die Alliierten im II. Weltkrieg, damit sie wussten, dass sie über neutralem Gebiet flogen.


Das nächste Highlight an dieser wunderbaren Küste ist das Céide Field, eine große Torflandschaft oberhalb der Klippen. Hier wurde eine über 5.000 Jahre alte Siedlung freigelegt. In dem sehr schönen Besucherzentrum erfahren Sie in der Ausstellung alles über die Entstehung des Torfs und dessen Nutzung. Ein Film veranschaulicht das alles noch einmal in interessanten Bewegtbildern. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht es über ein paar Stufen auf eine Plattform oberhalb der knapp 100 m hohen Klippen. Die Aussicht ist prickelnd. Etwas weiter weg sieht man den freistehenden Felsen von Downpatrick Head, das nächste Highlight am WAW.

Dafür zweigt der WAW in Ballycastle links ab Richtung Küste. Vom Parkplatz sind es etwa 500 m bergauf zur Steilküste. Auf dem Weg dorthin kommen Sie an einer weiteren „Skulptur“ des Tír Sáile vorbei. In der Wiese befindet sich ein „Blowhole“, mit enormen Ausmaßen: es ist etwa 30 m tief und bis zum Rand der Steilküste sind es knapp 100 m. Ein wirklich enormer Weg, den das Wasser schon die Küste ausgehöhlt hat. Und wenn jetzt stürmisches Wetter das Wasser in diesen unterirdischen Kanal drückt, wird es durch das Zugloch spektakulär nach oben gedrückt. Von einer erhöht erbauten Plattform können Sie in das Loch schauen.
Sehenswert an der Steilküste ist der nur einen Steinwurf entfernt freistehende Brandungsfelsen Dún Briste vor der Abbruchkante. Er ragt 50 m hoch aus den Fluten. In seinen Felsspalten nisten Vögel. Aber auch an der geschwungenen Küstenlinie von Downpatrick Head können Sie an den senkrechten Felsen Vögel beobachten.

Auch hier finden Sie auf dem Feld nahe der Steilküste mit Steinen auf den Boden gelegt den Schriftzug EIRE plus der Zahl 64. Der Blick Richtung Westen hinüber zur Steilküste von Nord-Mayo ist fantastisch. Hier oben den Sonnenuntergang genießen ist etwas wunderbares. Das kleine Steinhaus diente im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungshaus. Die Statue, die nahe der Steilküste steht, wurde Anfang der 1980er errichtet. Sie ersetzte eine Statue von St. Patrick aus dem Jahre 1912.

Der folgende Abschnitt bis in die Stadt Ballina führt nicht mehr an der Küste entlang. Durch die Stadt fließt der Moy River. Er ist bekannt für seine gute Möglichkeit, Lachse zu fischen.
Der WAW führt jetzt durch eine recht flache Landschaft und kommt immer wieder durch kleinere Ortschaften mit schönen Stränden. Ein Abstecher der mir gefallen hat, führte nach Aughris Head. Hier liegt direkt am Strand ein kleiner Campingplatz mit urigem Pub.
Vor Sligo im gleichnamigen County biegt der WAW nach Strandhill auf die Cúil Irra Halbinsel. Mitten auf der Halbinsel steht der 325 m hohe Knocknarea. Auf seinem Gipfel befindet sich ein 10 m hoher Steinhügel, der einen Durchmesser von 55 m hat. Archäologen vermuten, dass er 5.000 Jahre alt ist. Geschichten erzählen, dass hier die Iron Age Queen Maeve begraben liegt. Am langen Strand von Strandhill befindet sich ein prima Campingplatz.
Die folgende Stadt Sligo ist eine recht moderne Stadt mit einigen Shopping-Centern. Sie liegt an der Mündung des Caravogue River und ist mit ihren 20.000 Einwohnern hinter Galway die zweitgrößte Stadt im Westen Irlands.
Gleich hinter Sligo biegt der WAW links ab zum Rosses Point mit einem sehr schön gelegenen Campingplatz. Ein Yachthafen, ein Strand und die Greens eines Golfplatzes rahmen ihn ein. Der Blick über die Drumcliff Bay und zwei Leuchttürmen ist prima. Auch der Knocknarea Berg sowie der Benbulben Tafelberg sind von hier aus sehr schön zu sehen. Ein sehr schöner Platz zum verweilen!
In Drumcliff, dem Namensgeber der Bucht, lohnt ein Stopp an der St. Columba’s Church. Direkt an der Kirche finden Sie die Reste eines Rundturms und an der Friedhofsmauer stehen zwei Hochkreuze. Bekannt ist der Friedhof in Irland durch das Grab und das Denkmal für William Butler Yeats, der als erster Ire 1923 den Literaturnobelpreis erhielt. Da das County Sligo seine spirituelle Heimat war, wird es auch gerne als Yeats County bezeichnet.

Der WAW verläuft unterhalb des Benbulben Tafelbergs entlang nach Cliffony, wo ein Abstecher nach Mullaghmore absolut lohnend ist. Der Fischerort hat einen geschützten Hafen mit Pier, an dem sich ein endloser Strand anschließt. Parkt hier das Womo und unternehmt eine Wanderung auf dem ca. 4 km langen Rundweg zum Mullaghmore Head immer an der Küste entlang. Geht den Weg gegen den Uhrzeigersinn, dann habt ihr am Ende des Weges einen prima Ausblick auf das Classiebawn Castle mit dem Benbulben im Hintergrund. In den Restaurants und Cafés am Hafen könnt ihr euch wieder stärken. Natürlich kann man den Rundweg auch mit dem Womo fahren. Von einigen schönen Stellplätzen hat man einen prima Ausblick auf die schroffe Küste der Halbinsel.

Der nächst größere Ort am WAW ist Bundoran. Der langgezogene Küstenort liegt in einer flachen Landschaft und hat am nördlichen Ende den kilometerlangen Tullan Beach zu bieten, der bei Surfern sehr beliebt ist. Der Ort ist absolut touristisch und ist im Sommer stark überlaufen.
Der bekannteste Einwohner des nächsten Ortes, Ballyshannon, ist der 1995 verstorbene Rockgitarrist und Singer-Songwriter Rory Gallagher. Jedes Jahr im Sommer findet zu seinen Ehren ein Festival in dem 3.000-Einwohner-Städtchen statt.
Hinter dem Ort verläuft der WAW nicht auf direktem Weg auf der N15 nach Donegal sondern biegt noch einmal links ab auf die R231 Richtung Küste. In Rossnowlagh hat es einen weiteren Strand, dieser ist 6 ½ km lang. Ansonsten hat dieser Abstecher nicht viel zu bieten, so dass er nicht unbedingt lohnt, diesen Abstecher auf den stellenweise recht schmalen Straßen zu fahren.
In Donegal kann man gleich am Ortsanfang im Craft Village hochpreisige Souvenirs kaufen. Donegal liegt an der Mündung des River Eske. Das Zentrum bildet der triangelförmige Marktplatz, um den herum Hotels, Restaurants und Geschäfte angesiedelt sind. Auf dem Platz steht ein Obelisk, der an die „Four Masters“ erinnert. Vier Franziskaner-Brüder sammelten alles über die keltische Mythologie und Geschichte. Ihr Werk „Annals of the Four Masters“ gilt als eines der wichtigsten Bücher über die keltische Mythologie und Geschichte bis 1618. Gleich neben dem Marktplatz liegt am River Eske die Ruine des im 15. Jh. errichteten Donegal Castle, erbaut für den O’Donnell Clan. Donegal hat mir sehr gut gefallen.
Noch ein paar Fotoimpressionen von der 5. Etappe, um die Lust auf Irland noch zu steigern!






Fortsetzung folgt .....