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Unterwegs zu den Augen der Eifel
Unterwegs zu den Augen der Eifel

Unterwegs zu den Augen der Eifel

Die Maare, „Augen der Eifel“, sind Relikte des Vulkanismus – Bericht über eine beschauliche Reise durch eine eigenwillige Region voller Naturwunder.
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Hymer

Autor: Hymer

Nichts gegen die Gasthöfe der Eifel, sie sind entzückend, aber diesmal schlafen wir am Busen der Natur. Das Bett ist dabei, gleich hinter dem Fahrer, der vorne schön hoch, erhaben und aussichtsreich am Steuer des Wohnmobils sitzt. Mutter Natur trägt hier den Namen Eifel, dieses einsame Land am Rand der Republik, das beliebt ist unter Vulkanliebhabern, Wanderern und Radfahrern (aber nicht die Berge unterschätzen!), Biertrinkern und Ruhesuchenden.

In der ganzen Eifel – und die ist groß, sie erstreckt sich von Köln bis weit hinter Bitburg – leben gerade mal 787 600 Menschen. Für Urlauber heißt das: Die Region hat die Qualität eines Sehnsuchtsorts. Denn hier ist Platz, um sich zu erholen. Hier blühen sogar mehr als 30 Orchideenarten, die allerdings immer wieder gerne gepflückt werden, weshalb die Einheimischen nicht mehr verraten mögen, wo sie stehen. Kurzum: Dieser Winkel der Republik, einstmals als „rheinisches Sibirien“ verschrien – rau, wild, unwirtlich –, ist einer der wenigen, die immer noch nicht richtig ausgeleuchtet scheinen und deshalb voller Erlebnismöglichkeiten steckt.


Relikt des Vulkanismus: das Weinfelder Maar mit Weinfelder Friedhofskapelle bei Daun.


Am Busen der Natur: Campingplatz Heilhauser Mühle.


Jugendherberge im alten Gemäuer: Burg Neuerburg.

Burgen und Schlösser sind Zeugen einer großen Geschichte

Und jetzt fahr’n wir los. Im Bitburger Land mit seiner gewellten Topografie strömen unten in den Tälern kleine Flüsschen wie die gemütliche Prüm oder die idyllische Kyll und thronen oben zahlreiche Schlösser und Burgen. Etwa das barocke Schloss Malberg, das so nett liegt, dass wir uns wie in der Toskana fühlen, oder die Burg des Städtchens Kyllburg und die Manderscheider Burgen (Ober- und Niederburg), Zeugen einer turbulenten Geschichte einer strategisch wichtigen Region, angefangen bei den Römern, die hier zahlreiche Siedlungen besaßen.

Ach, die Römer. Da setze ich mich doch gleich mal vor mein rollendes Domizil, trinke einen Dhroner Riesling aus einem kristallglitzernden Römer und schaue vom Parkplatz bei Neumagen-Dhron, dem ältesten Weinort Deutschlands, auf das römische Weinschiff Stella Noviomagi auf der Mosel, die die Eifel nach Süden begrenzt. Das Eifelgetränk ist jedoch eigentlich das Bier, etwa in Bitburg: Bier wird hier seit 1817 gebraut, dazu gibt es vor Ort eine Themen-Erlebniswelt.

Einst war eigentlich Mendig die Bierhauptstadt, denn hier wurden gewaltige Katakomben in den Untergrund gegraben, um aus dem hochwertigen Basalt Qualitätsmühlsteine zu meißeln, die weltweit gefragt waren. Und wie das so ist mit einem Boom, irgendwann ist er vorbei, weil etwas Besseres oder Billigeres gefunden wird, in diesem Fall waren es Stahlwalzen zum Mahlen, weshalb vom ganzen Steinbusiness nur noch die Hohlräume im Bauch der Erde übrig blieben. Da unten war es allerdings schön kühl, ganzjährig. 28 Brauereien lösten das Mühlsteingewerbe ab, sie nutzten die kühlen Tunnel zum Frischhalten ihres Erzeugnisses, und Mendig blühte wieder auf. Bis Carl von Linde das industrielle Kühlen erfand. Da war dann auch der Bier-Boom vorbei.


Weithin sichtbar: Wehrkirche in Berndorf.


Verlockt zum Verweilen: schöner Wasserfall.

Die mächtige Lavakugel bei Strohn wiegt stolze 120 Tonnen

Am eindrucksvollsten in dieser Region ist fraglos der Vulkanismus mit den „Augen der Eifel“, den Maaren. Echte Maare haben wir den Wasserdampfexplosionen zu verdanken, wenn heiße Lava mit dem Grundwasser kollidierte. In der Eifel gibt es 75 Stück, am schönsten sind die mit Wasser gefüllten, vor allem bei Daun, im Zentrum der Eifel. Sie liegen aufgereiht wie eine Perlenkette, rechter Hand das Schalkenmehrener, links das Weinfelder Maar. Und bei Strohn liegt die Bombe – neben dieser Lavakugel wirkt unser Wohnmobil ganz klein, schließlich wiegt sie mit 120 Tonnen etwa 40-mal so viel. Die Strohner Bombe ist ein Lavabrocken, der sich einst wie beim Schneekugelrollen in der heißen Lava an-gedickt hat. Jetzt ist sie eine Touristenattraktion des Dörfchens und war auch ein Anlass, ein Vulkanmuseum einzurichten (siehe Kasten links).

Einen Geheimtipp verriet die Leiterin des Museums: Hinausfahren in das Tal des Alfbachs, das eine Idylle ist wie aus dem Märchen. Haben wir auch gemacht, nur leider – oder zum Glück – ist es für Autos gesperrt. Aber wozu hat der Wohnmobilist sein Fahrrad dabei?

Nun ist es gar nicht mehr weit bis in die wilde Schnee-Eifel. So heißt der hoch und ungeschützt liegende Westteil Richtung Belgien und Luxemburg, hier wird Strom per Windrad erzeugt. Dazwischen liegen immer wieder tiefe Täler und verschlafene Dörfchen, bis an die Grenze zu Luxemburg. Die markiert der Fluss Our, der durchs mittelalterliche Vianden mit seiner imposanten Burg auf einem Felssporn strömt. Wir tanken billig, dann geht es wieder heim. Auf dem Rückweg sichern wir Tassen und Teller und kurven einmal über den Nürburgring, großer Brötchengeber und Kultstätte in der Eifel. Das geht sogar mit dem Wohnmobil – wir können uns ja alle Zeit der Welt dabei lassen.


Turbulente Geschichte: Burgen bei Manderscheid/Vulkaneifel.


Ein Bild wie gemalt: Sonnenuntergang bei Hillesheim

Krimistadt Hillesheim

Der Autor Jacques Berndorf und sein Verleger Ralf Kramp haben das Eifelstädtchen Hillesheim zum Nabel der Krimiwelt Deutschlands gemacht. Zahlreiche Krimicafés, dabei besonders das „Sherlock“, geben dem Ort einen besonderen Charme. Am Sherlock dran hängt das Krimiarchiv im Kriminalhaus, in dem 26 000 Bände Gangster-Literatur gesammelt wurden, zudem gibt es
Kriminalwanderungen zu Schauplätzen und ein Krimihotel (mit James-Bond- oder Alfred-
Hitchcock-Zimmer), in dem zu bestimmten Terminen Untaten begangen werden,
die vom Publikum aufzuklären sind.

Vulkanhaus Strohn

Es ist klein, aber fein: Ein altes, leer stehendes Fachwerkhaus wurde zum Vulkanmuseum von Strohn umfunktioniert, sehr modern, sehr imposant. Insbesondere die originale Vulkan-Lavaspaltenwand, die nahe Strohn in einem Steinbruch gefunden wurde. Man kann zudem ein Erdbeben fühlen, erfährt alles über tektonische Platten und riecht den wenig appetitlichen Geruch eines Vulkanausbruchs. Außerdem gibt es in Strohn natürlich noch die Strohner Bombe zu besichtigen (eine Lavakugel), zahlreiche Maare nahe beim Dorf und das idyllische Alfbachtal.