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Wohnmobiltour von Kent über die home counties nach Brighton
Wohnmobiltour von Kent über die home counties nach Brighton

Wohnmobiltour von Kent über die home counties nach Brighton

Mit dem Wohnmobil durch Südengland - Teil 1
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FREEONTOUR

Autor: Jörg Berghoff, Titelbild: Jörg Berghoff

Südengland und seine Grafschaften von Kent im Osten bis Cornwall im äußersten Südwesten des Vereinigten Königreichs bieten unzählige Möglichkeiten für abwechslungsreiche Wohnmobil- und Camper-Reisen. Dabei spielen nicht nur die weltberühmten Sehenswürdigkeiten eine wichtige Rolle, sondern auch die vielen versteckten Schätze und Orte, die im Verborgenen blühen. Diese kleinen und großen Perlen abseits der üblichen Pfade stellt Freeontour auf einer Route vor, die vom nördlichen Kent über Surrey nach Sussex und Brighton führt. 

Freeontour-Tipp 1: Abstecher auf die Isle of Sheppey

Kent ist für jeden, der häufiger Südengland bereist, sicher kein Neuland. Die historischen Städte, bedeutenden Gärten und Schlösser besucht so ziemlich jeder, der mit seinem Wohnmobil den Fuß auf die englische Insel setzt. Dennoch findet man noch versteckte Perlen in Kent, die einen Besuch lohnen abseits der üblichen Routen. Die Isle of Sheppey gehört bei den meisten Kent-Besuchern nicht gerade zu den Zielen, die sie unbedingt sehen wollen. Ein Irrtum, denn gerade hier an und vor der Nordküste Kents wird man überrascht mit vielfältigen Möglichkeiten, aktive Erholung und unberührte Natur zu erleben ohne Massentourismus. 

Die Isle of Sheppey wird von den Einheimischen gerne als Kents Schatzinsel bezeichnet. Das mag bei dem ein oder anderen ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen, welche Schätze soll es auf dem flachen Stück Marsch- und Moorland schon geben? Zugegeben, die Außenbezirke von Sheerness mit seinen Industrieanlagen wirken wenig einladend, doch wie so oft lohnt sich ein intensiver Blick, der mehr Sehenswertes offenbart als vermutet. Denn auch ausgedehnte Sandstrände, weite Moorlandschaften und artenreiche Vogelschutzgebiete erwarten hier die Besucher. Man kann einen entspannten Tag am Strand verbringen, im urigen Pub frischen Fisch essen, auf einem der zahlreichen Radwanderwege den Blick bis zum endlos erscheinenden Horizont schweifen lassen oder ganz einfach einmal die Seele baumeln lassen – das zählt zu den Vorzügen der Isle of Sheppey.

Aktivitäten auf der Isle of Sheppey

Auch für jene, die einen Aktivurlaub bevorzugen, gibt es hier viele Möglichkeiten der Betätigung. In der Minster Windsurf Academy und dem Isle of Sheppey Sailing Club übt man sich im Wellenreiten, an Bord der Thames Sailing Barge Greta macht man eine Bootsrundfahrt, geht im Barton’s Point Coastal Park Kitesurfen oder Kajak fahren. Und immer wieder fasziniert der weite Himmel über der flachen und stillen Moorlandschaft. Die Gegend ist ein beliebtes Revier für Radfahrer und hat bereits vor vielen Jahren die ersten Flugpioniere angezogen. Ein 26 Kilometer langer Radweg führt an den mit Flugpionieren verbundenen Stätten vorbei. Die Radtour beginnt im Muswell Manor, einst Standort einer Flugzeugfabrik, weiter geht es nach Sheerness zur Gedenkstätte der Britischen Luftfahrt und nach Bluetown zum Wright Flyer Modell. Beendet wird die Radtour in der Bar von Muswell Manor, hier gibt es Erfrischungen und interessante Objekte der Luftfahrt zu sehen.

Auch mehrere Radwege durch artenreiche Vogelschutzgebiete sind vorhanden. Im Naturschutzgebiet Elmley Nature Reserve ist es so ruhig, dass sogar Goldregenpfeifer, Säbelschnäbler und Sumpfohreulen nisten und seltene Zugvögel Station machen. Versteckt in der Nähe von Harty am Südzipfel der Insel liegt das Ferry House Inn, bietet einheimische Spezialitäten, weite Seeblicke und schicke Zimmer. Im belebten Sittingbourne wimmelt es dagegen nur so von Cafés und Restaurants, außerdem findet jeden Freitag ein Bauernmarkt statt. Auch im nahegelegenen Sheerness wird dienstags und samstags Markt gehalten. Hier verbrachte übrigens der deutsche Schriftsteller Uwe Johnson (1934-1984) die letzten zehn Jahre seines Lebens.

Freeontour-Tipp 2: Entdeckungstour durch die home counties 

Von Hampton Court und den North Downs nach East und West Sussex, in den South Downs National Park und die Seebäder Brighton und Eastbourne: Die Grafschaften südlich von London bieten grüne Hügellandschaften, verträumte Dörfer, kulturgeschichtlich bedeutende Landsitze und Burgen sowie Erholung am Meer. Wenn Engländer von home counties sprechen, meinen sie jene Grafschaften, die ihre Hauptstadt London umgeben. Surrey ist eine davon und damit auch schon seit dem 17. Jahrhundert einerseits Wohnort für viele Pendler, die in der Metropole ihren Tätigkeiten nachgehen, andererseits Ziel für zahlreiche Wochenendausflügler und Erholungssuchende aus der hektischen Metropole, die einfach einmal abschalten wollen ohne weite Wege in Kauf nehmen zu müssen. Selbst das südlich der North Downs sich bis zum Meer hinziehende East und West Sussex gilt noch als Naherholungsgebiet, zumal traditionelle Seebäder wie Brighton von London aus gut erreichbar sind.

Boxenstopp in Surrey - dem grünen Gürtel von London

Trotz der Nähe zu London besitzt Surrey große Flächen an fruchtbarem Ackerland und ausgedehnte Waldgebiete. Mit 22 Prozent Wald-Flächenanteil ist Surrey sogar die waldreichste Grafschaft des gesamten Landes. Zu seinen sehenswerten Naturschönheiten zählen Box Hill, Leith Hill, Frensham Ponds und Newlands Corner. Die Gegend um Box Hill besitzt außerdem eines der ältesten völlig unberührten Waldgebiete Europas. Die Geologie wird hier bestimmt von den Kreide-Hügeln der North Downs und den »Grüner Gürtel« genannten Hecken-, Felder- und Wiesenlandschaften, nach Norden zur Themse hin wird Surrey deutlich flacher. Leith Hill mit seinen 294 Metern über dem Meeresspiegel ist der höchste Punkt im Südosten Englands. Aus römischer und sächsischer Zeit ist nicht mehr viel erhalten, dafür gibt es aber einen der bedeutendsten Gärten im Süden Englands: die Royal Horticultural Society unterhält mit Wisley ein Flaggschiff englischer Gartenbaukunst.

Hinzu kommt mit Hampton Court Palace eine historische Stätte, die allgemein als die schönste unter den Königsschlössern angesehen wird. Doch Surrey hat auch eine höchst moderne Ader, zahlreiche internationale Technologie- und Lebensmittel-Konzerne haben hier ihre Europa-Hauptsitze. Der berühmte Motorsport-Rennstall McLaren ist in Woking zu Hause, während in Epsom das Derby zu den Pferdesport-Großereignissen des Jahres zählt. 

West Sussex und die South Downs 

Mit einer Küstenlinie von 150 Kilometern steht der maritime Charakter der Grafschaft Sussex natürlich im Vordergrund, aber auch das Landesinnere hat eine Menge zu bieten. Ob man nun das Abenteuer in unberührter Natur sucht, sich dem ausgiebigen Shopping hingeben will oder sich aus kulinarischen Gründen auf die Reise macht. Der größte Teil von West Sussex wird vom South Downs National Park gebildet, eine sanft geschwungene Hügelkette, die den eher flachen Küstenstreifen von den nördlicher gelegenen Wald- und Wiesen-Ebenen trennt. Hier gibt es wunderbare Wanderreviere, die mit den Küstenpfaden westlich von Eastbourne am Beachy Head oder mit den Kreideklippen der Seven Sisters durchaus konkurrieren können. 

Hinzu kommen elegante Herrschaftssitze wie Petworth und Schlösser wie Arundel, die gerade einer Märchenwelt entsprungen zu sein scheinen. Natürlich gehören auch kulturell bedeutende Orte wie Charleston dazu, in dem die Künstler der Bloomsbury Gruppe ihren alternativen Lebensstil pflegten.  Ein verstecktes Kleinod ist auch Parham House, das Eleganz in Vollendung bietet. Es gibt englische Landsitze, die verzaubern den Besucher vom ersten Moment an. Parham House and Gardens ist solch ein nahezu perfektes Beispiel für ein englisches Herrenhaus, das einem ganz warm ums Herz werden lässt. Beeindruckend daran erscheint die durchgehende Ästhetik auch des noch so kleinsten Details, das überall jeden in seinen Bann zieht.

Eingebettet in einen wunderschönen Park mit uraltem Baumbestand, durch den gemächlich das Rotwild zieht, strahlt das elisabethanische Parham House eine tiefe Ruhe und ein freundliches Willkommen aus. Sein Grundstein wurde 1577 gelegt, seither haben nur drei Familien hier gelebt, die Palmers, die Bysshopps und die Pearsons. Die Urgroßeltern der heutigen Besitzerin Lady Emma Barnard, Clive and Alicia Pearson, kauften das Anwesen im Jahr 1922, und bereits seit 1948 steht es der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung. Das geschah nicht aus finanziellen Gründen, die Familie wollte Schönheit, Anmut und Behaglichkeit auch anderen erlebbar machen.

Und das spürt man noch heute. Ob in der Great Hall, im Salon, in den verschiedenen Räumen im Obergeschoss oder in der imposanten, 48 Meter langen Long Gallery mit ihren Blattornamenten an der Decke: Nichts wirkt hier aufgesetzt, protzig oder extrovertiert. Ein stiller Charme umgibt auch die Blumen- und Obstgärten, durch die zarter Lavendel- und Rosenduft weht. Im Tea Room locken kleine Köstlichkeiten, wie hausgemachte Kuchen und Erfrischungen.

Wandertipp von Amberley nach Cocking

Wer durch Sussex und Surrey reist, ist mit dem Wohnmobil am flexibelsten unterwegs. Man sollte ab und zu einmal den Camper stehen lassen und einen Wandertag einlegen, denn gerade der South Downs National Park in West Sussex bietet wunderbare Tagesetappen. Eine einfach zu begehende Tour durch die sanfte Hügellandschaft mit herrlichen Panoramen ist die rund 25 Kilometer lange Strecke von Amberley nach Cocking, über den Fluss Arun, Bignor Hill und Sutton Down zum Ziel, dem kleinen Ort Cocking. Von dort kann man den Bus nach Chichester und den stündlich verkehrenden Zug zurück nach Amberley nehmen. Wer gut zu Fuß ist, wandert einen Teil der Strecke wieder zurück und genießt die Landschaften von umgekehrter Perspektive aus. Eine Busverbindung findet man auch in Sutton oder West Burton zurück nach Amberley. 

Freeontour-Tipp 3: Brighton und Preston Manor

Brighton ist ein typisch englisches Seebad mit großer Tradition. Zwischen dem idyllischen Hügelland der South Downs und dem Ärmelkanal gelegen, erfreut es sich immer noch großer Beliebtheit. Auf der Suche nach den versteckten Schätzen der Stadt kommt man aber nicht an der imposanten Geschichte der Stadt vorbei. Ein Wahrzeichen, das alles andere als ein Geheimtipp ist, stammt aus dem 18. Jahrhundert, als Brighton als Seebad immer populärer wurde: der Royal Pavilion. Von der zwanglosen Atmosphäre angezogen, beauftragte der lebenslustige Prinzregent und spätere König George IV. zunächst den Architekten Henry Holland, eine neoklassizistische Villa zu bauen. Ab dem Jahre 1802 wurden die Räume im chinesischen Stil ausgestattet, ab 1815 übertrug er dem damaligen Star-Architekten John Nash die Aufgabe, einen Palast wie aus einem Märchen zu konstruieren. Nash ließ seiner Phantasie beim Royal Pavilion freien Lauf und gab dem Bauwerk das Äußere eines indischen Palastes mit Kuppeln, Minaretten und Bogengängen. Das Erscheinungsbild kommt einem noch immer vor wie eine Fata Morgana.

George IV. regierte bis 1830, sein Bruder und Thronfolger Wilhelm IV. nutzte den Royal Pavilion ebenfalls als königliche Residenz. Erst die Nichte der beiden, Königin Viktoria, fand Brighton viel zu laut und überlaufen und verkaufte das Lustschloss 1850 an die Stadt Brighton. Seither wurde der größte Teil der ursprünglichen Raumausstattung wieder herbeigeschafft und das Gebäude mit vielen Millionen Pfund restauriert. Ein weiteres Wahrzeichen des historischen Seebads Brighton und der zweite große Touristenmagnet der Stadt ist natürlich die Brighton Palace Pier. Die Seebrücke wurde 1899 eröffnet und zählt zu den häufigsten Fotomotiven von Brighton.  

Wer aber das Außergewöhnliche in Brighton sucht, macht sich auf den Weg zum etwas nördlich am Stadtrand gelegenen Preston Park. Mächtige Ulmen und Eichen umgeben dort ein versteckt liegendes Manor House mit typisch britischer Geschichte. Das Preston Manor House, das von außen eher unscheinbar daherkommt, präsentiert im Inneren aber ein authentisches Bild der Zeit Edward VII. Wesentlich geprägt von den Stanfords, eine der reichsten Familien in Sussex im 18. und 19. Jahrhundert, lässt das sorgfältig ausgesuchte und gepflegte Mobiliar, die Küchengegenstände und Accessoires aus der edwardianischen Periode nach 1900 eine Atmosphäre in den Räumen des Herrenhauses auferstehen, die zwar aufgeklärt und Neuem offen gegenüber erschien, aber dennoch an manch traditionellen Gepflogenheiten festhielt. 

Dazu gehören neben der Geschichte des Hauses, die bis ins 11. Jahrhundert zurückgeht,  auch die Lokalgeschichte des einstigen Dorfes Preston aus der Zeit der Sachsen bis zu seiner Eingemeindung ins heutige Brighton and Hove. Und was darf in einem solch traditionellen englischen Herrenhaus auf keinen Fall fehlen? Genau, die abgetrennte Hand auf dem Bettgestell, die Tür, die sich von alleine öffnet und der Leuchter, der sich selbständig an- und ausschaltet. Preston Manor ist auch bekannt für die Weiße und die Graue Lady, die als Geister noch heute ihr Unwesen treiben sollen. Während die weiße Geistererscheinung sich im ganzen Haus herumtreibt, bevorzugt die graue Geister-Lady die große Haupttreppenaufgang für ihre gruseligen Auftritte. In jüngster Zeit soll ein Geist gesichtet worden sein, der im Kinderzimmer mit dem Spielzeugtraktor gefahren ist.

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