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Wohnmobil Tour im Inland von Kent
Wohnmobil Tour im Inland von Kent

Wohnmobil Tour im Inland von Kent

Mit Reisemobil oder Caravan die schönsten Orte und Schlösser im Inland von Kent entdecken
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Autor: Jörg Berghoff, Titelbild: Visit Britain / Pete Seaward

Die südenglische Grafschaft Kent bietet nicht nur entlang ihrer Küsten attraktive Routen für Camper. Auch das Landesinnere des „Garten Englands“  überrascht mit romantischen Orten, mächtigen Burgen und sehenswerten Garten- und Parkanlagen. Hinzu kommt ein kulinarisches Angebot, das weit besser ist als sein Ruf: Speisen und Getränke stammen von lokalen Farmern und Brauereien, die ihre frischen Erzeugnisse mit Leidenschaft und Hingabe produzieren. Eine Auswahl der schönsten Orte präsentiert die ganze Vielfalt Kents. 

Station 1: Leeds Castle – Das Schloss der Ladies

In Kent gibt es mehr Burgen, Schlösser und Herrenhäuser, als in jeder anderen Grafschaft des Landes. Im Herzen Kents, dort wo sich die Landschaft mit sanften Hügelketten, waldigen Tälern, fruchtbaren Obstgärten und Weinbergen von ihrer sanften Seite zeigt, findet man mit Leeds Castle eine zauberhafte Schlossanlage, die sich majestätisch aus ihren beiden Inseln erhebt. Es soll Engländer geben, die für Schlösser und Burgen nicht viel übrig haben, dafür umso mehr für Hunde. Das an sich wäre keine weitere Erwähnung wert, wenn es unter jenen Zeitgenossen nicht eine ansehnliche Zahl gäbe, die es sich trotzdem nicht nehmen lässt, das Bilderbuchschloss Leeds Castle zu besuchen. Nein, das geschieht nicht, weil die Lebensgefährtin zufrieden gestellt werden soll. Oder die zahlreichen schwarzen Schwäne, die auf dem das Schloss umgebenden künstlichen See gemütlich dahin gleiten, eine perfekte Jagdkulisse für den eigenen Vierbeiner abgeben.

Selbst für diese Schlossromantik-Verweigerer ist Leeds Castle ein Highlight, denn dort gibt es unter anderem die größte öffentliche Sammlung von Hundehalsbändern in England. Kostbare Stücke aus den letzten fünf Jahrhunderten, von martialischen Exemplaren für große Jagdhunde früherer Tage bis zu filigranen Stücken für die Edelrassen unserer Zeit. Dabei hat es Leeds Castle natürlich gar nicht nötig, um Aufmerksamkeit zu bellen. Eingehüllt in zarten Dunst, in Geheimnisse, Intrigen und Legenden, ragt das Schloss aus den Ufern des Sees auf wie ein Märchenschloss vergangener Zeiten. Schon im Mittelalter verzauberte Leeds Castle vor allem die Ladies der Herrscher, war Lieblingsschloss der Eleonore von Kastilien, Gemahlin Eduards I. Auch die Witwe Heinrichs V., Katharina von Valois, hat sich hier am wohlsten gefühlt. Nicht zu vergessen Katharina von Aragon, eine der Herzensdamen Heinrichs VIII. Jener baute Leeds Castle in einen regelrechten Palast um, dieser blieb 300 Jahre lang königliche Residenz. Erbaut wurde es im Jahre 1119 von Robert de Crevecoeur, einem Nachkommen eines Lehnsherrn von Wilhelm dem Eroberer. 

Station 2: Rochester – Die Lieblingsstadt des Charles Dickens

Charles Dickens (1812-1870), unbestritten Englands größter Romancier, verbrachte seinen Lebensabend ab dem Jahre 1856 in seiner Lieblingsstadt Rochester. Viele Gebäude und Orte haben ihn inspiriert, selbst seine letzten Zeilen galten Rochester. Am Tage vor seinem Tode arbeitete er noch an seinem Roman „Das Geheimnis des Edwin Drood“: „Ein wunderschöner Morgen brach in der alten Stadt an. Ihre Altertümer und Ruinen sind unübertrefflich schön, mit dem urwüchsigen Efeu, das in der Sonne schimmert, und den stämmigen Bäumen, die sich in der balsamweichen Luft wiegen.“ Im Guildhall Museum von Rochester erlebt man eine faszinierende Zeitreise durch die bewegte lokale Geschichte. Das Rathaus, in dem sich das Museum befindet, wurde im 17. Jahrhundert erbaut und gehört zu den schönsten in Kent. Natürlich gibt es einen Dickens Discovery Room, in dem das Leben und Wirken des viktorianischen Schriftstellers sowie seiner Epoche präsentiert wird. Aber das ist bei weitem nicht alles. Die Sammlung beinhaltet Münzen, landwirtschaftliche Geräte, Glasgeschirr, Seefahrtzubehör, wissenschaftliche Instrumente und alltägliche Haushaltswaren. Im rekonstruierten Kerker erfährt man, unter welchen Bedingungen die napoleonischen Gefangenen lebten und wie viel Leid sie ertragen mussten.

In der High Street befindet sich Rochester Cathedral, die oft als Kents am besten gehütetes Geheimnis bezeichnet wird. Und das, obwohl sie mit ihrem Gründungsdatum im Jahr 604 n. Chr. die zweitälteste Kathedrale des Landes ist. Die imposante Burg in Rochester, im Auftrag von Wilhelm dem Eroberer errichtet, gilt es natürlich ebenso zu besichtigen. Die normannische Wehranlage besitzt mit dem 37 Meter hohen Bergfried den höchsten in ganz England. Und ein Spaziergang durch Rochester auf den Spuren von Charles Dickens lässt die Charaktere und Schauplätze der Dickens-Romane auferstehen, so zum Beispiel im Six Poor Travellers House oder im Dickens´ Chalet in der High Street. Rochester kann sich das ganze Jahr hindurch auf einen attraktiven Veranstaltungskalender verlassen. Das Dickens Festival im Frühjahr und das Weihnachtsfest wie zu Zeiten von Charles Dickens sind da nur einige der Höhepunkte. Ein ganz besonders buntes Vergnügen ist das seit 1981 wiederbelebte Sweeps Festival, das an die harte Arbeit der Schornsteinfeger vor 400 Jahren erinnert.

Station 3: Downe und Charles Darwin

Charles Darwin (1809-1882) hat mit seiner Evolutionstheorie und dem Buch „Über die Entstehung der Arten“ wie kein anderer den christlichen Kulturkreis verändert. Das hat auch im kleinen Dorf Downe und in Darwins Down House Spuren hinterlassen. Wer sich mit Charles Darwin beschäftigt, lernt schnell, dass jedes noch so unbedeutend erscheinende Detail Aufmerksamkeit verdient. Also gleich vorneweg: Das 25 Kilometer südöstlich von London gelegene Dörfchen Downe schreibt sich mit einem „e“ am Ende, das am Ortsrand liegende Anwesen, in dem Charles Darwin die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, heißt Down und verzichtet auf den Selbstlaut am Ende. Denn Charles Darwin nannte es selbst liebevoll-ironisch sein „Down House“. Hier hat er mit seiner Familie über 40 Jahre lang bis zu seinem Tode gelebt. Und hier entstand auch der Großteil seines berühmten Werkes „On the Origin of Species by Means of Natural Selection“, das die viktorianische Welt schockierte und unser wissenschaftliches Denken bis heute beeinflusst. Die schöne, aber keineswegs protzig daher kommende Villa mit den weitläufigen Nutz- und Ziergärten war glückliches zu Hause für Darwin, seine Frau Emma, ihre zehn Kinder, Bedienstete und zahlreiche Haus- und Wildtiere.

Darwin nutzte seinen Landsitz als offenes Labor für seine Studien und Forschungen, aus denen die revolutionierende Evolutionstheorie hervorging. Darwin, der mit der HMS Beagle von 1831 bis 1836 die Welt umsegelte und erforschte, gewann erstaunlicherweise die wichtigsten Erkenntnisse durch Studien und Experimente im heimischen Garten in Kent. Er kam 1842 nach Downe auf der Suche nach einem ländlichen Ruheort als Gegenpol zum hektischen London und war sofort verzaubert von der Landschaft. Obwohl gar nicht so weit von der Metropole entfernt, erschien ihm Down House „am extremen Rand der Welt“ zu liegen. Vom Mobiliar, den Ausstellungsstücken, von alten Fotografien und Manuskripten bis zu interaktiven Videosequenzen und Filmen über die Beagle-Expeditionsreise: Das gesamte Areal ist zum Mittelpunkt des Interesses aller Darwin-Liebhaber und Forscher geworden und lohnt einen Zwischenstopp. 

Station 4: Hever Castle - Märchenschloss voller Tragik

Die Burg Hever Castle bei Edenbridge war die Heimstätte der Boleyn-Familie und der romantischste Grund für Heinrich VIII., regelmäßig die Grafschaft Kent zu besuchen. Der König verliebte sich 1526 in Anne Boleyn 1526. Das Tudor-Schloss, umgeben von einem Wassergraben und wunderbaren Gärten, bietet noch heute die idyllische Kulisse für eine Reise in die Zeit der Könige, Ritter und Herzensdamen. Anne Boleyn, 1507 hier geboren, verbrachte ihre Kindheit in Hever Castle. Die Burganlage aus dem 13. Jahrhundert ist umgeben von einem Wassergraben, einem großen See und besitzt eine wahrhaft magische Ausstrahlung. Anne Boleyn wurde als zweite Frau Heinrichs VIII. 1533 zur Königin von England gekrönt. Beide bekamen eine Tochter, die spätere Königin Elisabeth I. Doch ein Sohn war ihr nicht vergönnt. Ein Umstand, der ihr tragisches Schicksal besiegelte. 

Viele Gegenstände in Hever Castle erinnern an die Romanze mit König Heinrich VIII.: Annes Schlafzimmer, Gemälde, Wandteppiche und Nachbildungen der kunstvollen Türschlösser Heinrich VIII., die er auf Reisen mit sich führte, um sein Schlafgemach vor unliebsamen Eindringlingen zu schützen. Auch jene Uhr, die er Anne zur Hochzeit schenkte, ist ausgestellt. Hever Castle besitzt darüber hinaus die größte Tudor-Portraitsammlung außerhalb der National Portrait Gallery. Tief bewegend aber ist das Stundenbuch mit der Inschrift Annes, das sie wahrscheinlich fest umklammerte, als sie 1536 die Stufen zur Exekution im Tower of London hinauf schritt: „Erinnert euch an mich, wenn ihr betet. Dass die Hoffnung trägt von Tag zu Tag. Anne Boleyn.“ Heinrich nahm Hever Castle nach dem Tod von Annes Vater, Sir Thomas Boleyn,  in Besitz und übergab es nach seiner Scheidung 1540 an seine vierte Frau Anna von Kleve. 

Station 5: Wellness in Royal Tunbridge Wells 

Die Entdeckung einer Heilquelle bringt meistens nicht nur gesundheitlichen Segen, sondern auch materiellen Wohlstand. Ein gutes Beispiel dafür ist Royal Tunbridge Wells, das sich in die sanft hügelige Landschaft des High Weald an der Westgrenze Kents zu Sussex einschmiegt. In georgianischer Zeit war man der angesagteste Kurort für die englische High Society. Ein junger Edelmann namens Dudley Lord North entdeckte 1606 in der bis dahin eher verlassenen Gegend die Chalybeate Spring. Er befand sich auf dem Rückweg Richtung London, nachdem er ein paar Tage auf dem Abergavenny Landsitz in Eridge verbracht hatte. Ferien waren auch in damaliger Zeit manchmal anstrengend - üppige Mahlzeiten, offizielle Feste, Trinkgelage und amouröse Abenteuer konnten einem schon zusetzen. Recht angeschlagen trabte Dudley also Richtung London, für die unberührte Schönheit der Wälder des Weald hatte er keinen Sinn. Bis er plötzlich eine Quelle entdeckte, die rein und kühl dem Boden entsprang. Das eisenhaltige Wasser muss ihm so gut getan haben, dass er sich sofort wie neu geboren fühlte. Er erzählte seinen adeligen Freunden von der wundersamen Heilwirkung und in kürzester Zeit wurde der Ort auf die Landkarte der Reichen und Schönen als neues Kurzentrum gesetzt. 

Der Ruf als Heilbad für allerlei Zipperlein verbreitete sich rasend schnell, aus ganz England strömten sie nun gen Tunbridge Wells. Sie kamen, um vom Heilwässerchen zu kosten, um zu sehen und gesehen zu werden: Queen Henrietta Maria gab 1629 mit ihrem Besuch den Startschuss für einen Boom, der zu einer regen Stadtentwicklung beitrug. Queen Anne und Prinzessin Victoria, die spätere Königin von England, auch die Schriftsteller Samuel Pepys, William Makepeace Thackeray und Edward Morgan Forster huldigten zumindest eine Zeit lang dem neuen Jahrmarkt der Eitelkeiten. Nicht fehlen durfte auch der berühmteste Dandy seiner Zeit: Beau Nash aus Bath. Jenen hatte man 1740 angelockt, war er doch der bedeutendste Wellness-Papst seiner Zeit, dessen ästhetisches Urteil außer Zweifel stand. Es war allerdings König Edward VII. im Jahre 1909 vorbehalten, die Auszeichnung „Royal“ dem Städtenamen voranzustellen. Liebhaber der schönen Dinge können sich noch heute an einem Glas Heilwasser erfreuen, stilecht versteht sich, serviert von einer kostümierten Dame mit Spitzenhäubchen, die das Wässerchen mitten in der Altstadt aus der noch immer sprudelnden Quelle schöpft. Und vergessen Sie nicht, der Dame im Spitzenhäubchen für das frisch geschöpfte Wässerchen ein Trinkgeld zu geben, auch das gehört seit über 400 Jahren zum guten Ton.

Station 6: Große Gartenkunst im Sissinghurst Castle Garden 

Einige der über 180 Gärten Kents sind weltberühmt. Ganz oben auf der Liste steht Sissinghurst Castle Garden bei Cranbrook. Eine überwältigende Farbenpracht, verführerische Düfte und grüne Räume verschmelzen hier zu einem Gesamtkunstwerk. Es gibt nur wenige Gärten auf der Welt, die ein so großes Spektrum an verschiedensten Strömungen der Gartenarchitektur abdecken, dabei aber nicht in Effekthascherei verfallen. Die Gärten von Sissinghurst treffen beinahe jeden Geschmack, bieten Raum für unterschiedliche Stimmungen während des Jahres und bedienen vielfältige gärtnerische Interessen. Sie erscheinen mit großer Geste, dann wieder verspielt, sind historisch und modern zugleich, zeigen exotische Elemente genauso wie formale Linienführungen und bieten eine Menge innovativer Aus- und Ansichten. Die Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962) und ihr Ehemann, der Historiker, Diplomat und Herausgeber Sir Harold Nicolson (1886-1968), haben hier ein blühendes Paradies geschaffen, wie es kein zweites gibt. Man sollte zurückhaltend sein mit Superlativen, doch nicht ohne Grund rühmen manche Briten Sissinghurst als den „schönsten Garten Englands“.

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