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Geologische Rundwanderung zur Riedholzer Kugel
Geologische Rundwanderung zur Riedholzer Kugel

Geologische Rundwanderung zur Riedholzer Kugel

Wandertipp für jede Jahreszeit zu einem spannenden Geotop im Alpenvorland des Allgäu
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FREEONTOUR

Autor: Rother Bergverlag, Titelbild: Ulf Streubel & Matthias Schopp

Freeontour-Wandertipp aus dem Rother Wanderführer GeoWandern Allgäu: Die Wanderung auf die Riedholzer Kugel besticht vor allem durch die Begehung des Eistobels, der seinem Namen erwartungsgemäß nur in der kalten Jahreszeit gerecht wird. Bei winterlichen Bedingungen garantiert dieser Abschnitt zwar einen besonderen Reiz, jedoch werden Wanderer ohne ausreichende Trittsicherheit rasch überfordert. Daher sei für einen ungetrübten Genuss dieses Naturhighlights im Winter die Mitnahme von (Leicht-)Steigeisen empfohlen. Da sich der Rest hervorragend für eine Begehung mit Schneeschuhen eignet, ist dies eine ideale Tour für den Anfang der Schneeschuhsaison.

Während der klassischen Wandersaison von Frühling bis Herbst sind die Eindrücke völlig anders, jedoch nicht weniger schön. Bei hohen Temperaturen verspricht der Tobel immerhin eine kleine Erfrischung. Zudem wird man dann mehr Muße haben, die zahlreichen Geo-Highlights in Ruhe zu studieren.

Basics zur Wanderung

Schwierigkeitsgrad: leicht
Dauer: 3 Stunden
Länge: 9,5 km
Höhenmeter: je 420 bergauf und bergab
Ausgangspunkt: Parkplatz Eistobel (Gemeinde Grünenbach), 704 m, kostenlose Parkmöglichkeiten am Informationszentrum.
ÖPNV: Bus, Linie 733 (Isny-Oberstaufen, Eistobel-Linie), Haltestelle Grünenbach Eistobelbrücke
Anforderungen: Die Begehung des Eistobels erfordert etwas Trittsicherheit (bis T2), danach meist Wege frei von Schwierigkeiten (T1), im Abstieg von der Riedholzer Kugel ein kurzer, abschüssiger Teil (T2).
Einkehrmöglichkeiten: Kiosk am Beginn des Eistobels; Gasthof Adler (Riedholz)
Hinweis: Die Begehung des Eistobels ist kostenpflichtig, Öffnungszeiten tägl. 9–17 Uhr. Im Winter ist die Route offiziell gesperrt, die Begehung aber erlaubt. Die Wege werden aber weder geräumt noch gestreut. Für den Eintritt wird dann eine kleine Spende erbeten. 

Beschreibung der Wanderung

Die Tour beginnt am Parkplatz Eistobel, 704 m. Vor der eigentlichen Wanderung gewährt uns der ansprechend gestaltete Info-Pavillon erste Einblicke in die Welt der Geologie. Nach Entrichten der Eintrittsgebühr starten wir unsere Tour mit einem Abstieg von rund 50 Höhenmetern in den Talgrund der Oberen Argen, wo wir nach rechts abbiegen. Wir folgen dem noch ruhigen Flusslauf und können nebenbei bereits an einigen Info-Tafeln weitere Hintergründe zur Schlucht erfahren. Bald sind mit den Wasserfällen und dem Zwinger die ersten Highlights erreicht, die eine Vielzahl an Fotomotiven bereithalten. Gelegentlich bestehen Variationsmöglichkeiten im Wegverlauf, die ab und an zu nassen Füßen führen können. Die zahlreichen geologischen Aufschlüsse bieten die Möglichkeit, die unterschiedlichen Molasseschichten im Detail zu betrachten.

Viel zu schnell liegt am Eissteg der Tobel hinter uns. Weiter geht es der Beschilderung folgend hinauf zur Ruine Hohenegg, 750 m, die über einen kurzen Seitenweg erreicht wird. An den Bänken bei der kleinen Kapelle bietet sich eine Rast an. Anschließend gehen wir zurück zum Wanderweg und zur nahen Wegkreuzung, die die Ortschaft Hohenegg nach links ausschildert. Beim nächsten Wegweiser halten wir uns rechts, passieren ein Anwesen und steigen mit ein paar Richtungswechseln hinauf nach Hohenegg, einem idyllisch gelegenen Weiler. Hier biegen wir nach links ab und gelangen durch einen kleinen Hohlweg in den Wald und zur Bergstation des Skilifts auf dem Iberg, 953 m, mit hübscher Aussicht ins Alpenvorland.

Nach rechts folgen wir der Beschilderung zur Kugel und können den unschwierigen Abschnitt auf dem weiten Höhenrücken vollauf genießen. Erst der Schlussanstieg zum Gipfel der Riedholzer Kugel, 1066 m, wartet nochmals mit einem kleinen Aufschwung auf. Das Panorama reicht weit ins Alpenvorland, aber auch zu den Gipfeln der Nagelfluhkette, zum Alpstein und zu allerhand anderen Bergen und Höhenzügen. Bänke und ein Tisch laden auf der recht neuen Holzplattform zur Rast ein. Der Abstieg verläuft zur Gänze über den breiten Westrücken, der bei Nässe auf wurzeligem Untergrund eventuell etwas unangenehm zu begehen ist und zudem im Mittelteil eine linksseitig abschüssige Passage beinhaltet. Diese kann jedoch auf dem breitem Weg problemlos gemieden werden. Bald erreichen wir Riedholz, wo wir im Gasthof Adler eine gemütliche Einkehrmöglichkeit finden. Entlang der Straße geht es schließlich über die große Brücke wieder zum Parkplatz Eistobel.

Geologischer Exkurs: der Eistobel 

Der Eistobel zwischen Maierhöfen und Grünenbach ist aus geologischer Sicht eine echte Rarität. Die Obere Argen, die in der Schlucht einen Höhenunterschied von gut 70 Metern überwindet, hat hier beispielhaft verschiedene Molasseschichten aufgeschlossen. Die Besonderheit liegt darin, dass hier der Grenzbereich zwischen der ungefalteten Vorlandmolasse und der in die alpine Faltung mit einbezogenen Faltenmolasse zu Tage tritt, was als aufgerichtete Vorlandmolasse bezeichnet wird.

Während wir auf unserer Wanderung die Schlucht von Nordwesten nach Südosten hin flussaufwärts durchqueren, stoßen wir zunächst auf tonig-mergelige Sedimente der Oberen Süßwassermolasse (OSM), die mit 15 Grad am wenigsten geneigt sind. Der Mittelteil ist von Sandsteinen und Konglomeraten geprägt, welche der Oberen Meeresmolasse (OMM) zuzuordnen sind. Es folgen zum Ende hin die sandig-tonigen Schichten der Unteren Süßwassermolasse (USM). Sie weisen eine Neigung von bis zu 40 Grad auf und kündigen den Übergang zur Faltenmolasse an. Obwohl bergauf unterwegs, werden die uns auf unserer Tour umgebenden Felspakete sukzessive älter. Ein Querprofil durch die geologischen Einheiten, wie es der Internetpräsenz des LfU Bayern zu entnehmen ist, veranschaulicht diesen Umstand.

Einen Beleg für die vielfältige Schichtung der Sedimente liefern auch die zahlreichen Wasserfälle, sind sie doch das Ergebnis der unterschiedlichen Härte und somit der Erodierbarkeit des anstehenden Gesteins. Im Vergleich zu den bis zu 28 Millionen Jahre alten Sedimenten der Unteren Süßwassermolasse steckt die Schlucht selbst übrigens noch in den geologischen Kinderschuhen, denn die Tiefenerosion der Oberen Argen setzte erst im Postglazial vor ca. 12.000 Jahren ein.

Neugierig auf weitere geologische Highlights im Allgäu? 

Das Allgäu ist die Heimat vieler auffälliger geologischer Besonderheiten, wofür die hier vorgestellte Tour durch den Eistobel zur Riedholzer Kugel nur eines von vielen Beispielen ist. Weitere 39 solcher Beispiele inklusive der dazugehörigen GPS-Tracks sind im 2020 erstmals erschienenen Rother Wanderführer GeoWandern Allgäu zu finden. Das Besondere an diesem Wanderführer: Neben den Daten und Beschreibungen der jeweiligen Wanderungen werden außerdem die geografischen Sachverhalte und Besonderheiten - sozusagen direkt am Objekt - erläutert. Eine spannende Mischung! 

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